Die kleine Ausgehmeile Oberbilker Allee

Auf wenigen Metern gibt es in Friedrichstadt eine ganze Reihe von Restaurants, Cafés und Clubs, die jeden Tag bestens besucht sind. Dazu zählen Klassiker wie das Knülle oder der Pitcher und frisch eröffnete Lokale, die noch einmal neue Gäste an die Straße bringen.
Veröffentlicht am 14. März 2025
Roasters Burger an der Oberbilker Allee in Düsseldorf Friedrichstadt
Bei Roasters Burgers reicht die Schlange oft auch montags abends von der Theke bis zur Tür, und die Terrasse ist gut besetzt.,

Wäre die Oberbilker Allee eine Frisur, wäre sie ein Vokuhila. Vorne kurz, hinten lang. Von Hausnummer 36 bis zum Ende kurz vor Eller ist es vor allem eine Straße, an der Wohnhäuser stehen und in regelmäßigen Abständen ein Büdchen zu finden ist. Auf dem kurzen ersten Stück aber, bei den niedrigen Hausnummern, ist es eine der beliebtesten Ausgehmeilen von Düsseldorf. Die Bedeutung schwankt mit den Jahren schon mal, aktuell gibt es aber gleich ein halbes Dutzend Orte mit großer Anziehungskraft.

Ganz neu

Cozy, Hausnummer 26a
Das Café hat im Februar 2025 in den Räumen eröffnet, in denen früher das Konvex beheimatet war. Der Name bedeutet gemütlich, und die Inhaber versuchen, das gleich für mehrere Teile des Tages zu übersetzen. Sie starten um 9 und schließen frühestens um 23 Uhr, freitags und samstags um eins. Folgerichtig servieren sie Frühstück und Brunch, Bowls und Sandwiches, anschließend dann Kaffee und Kuchen, bis die Cocktail-Stunden beginnen. Bei der Auslegung der dafür geeigneten Zeiten ist man ebenfalls entspannt. Frühstück gibt es bis 16 Uhr.

So gediegen wie die Spezialitäten auf der Karte ist das Café auch gestaltet. Draußen mit Pflanzen und Grün, drinnen mit viel Holz und jede Menge Lampen. Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Gästegruppen das Cozy nun für sich entdecken. Es scheint geeignet für Menschen, deren letzter Schultag im vergangenen Jahrhundert lag, die haben allerdings tagsüber nicht so viel Zeit. Die Preise wiederum erscheinen zurückhaltend und damit für jüngere Besucher:innen geeignet. Um die bemühen sich aber auch andere Lokale an der Oberbilker Allee.

Café Cozy an der Oberbilker Allee in Düsseldorf Friedrichstadt
Das Café Cozy hat im Februar 2025 an der Oberbilker Allee eröffnet.

Ziemlich neu

Roasters, Hausnummer 35

Die Burger-Spezialisten sind im März 2024 gestartet und schaffen seitdem regelmäßig ein Kunststück: Auch montags abends reicht die Schlange oft von der Theke bis zur Tür und die Tische draußen sind gut besetzt – und zwar mit den jüngsten Gästen entlang der Oberbilker Allee. Die wenigsten von ihnen würden auf Ü30-Partys schon reingelassen.

Ein Grund für den konstanten Andrang steckt im Fleisch. Es ist Halal, also entsprechend der Regeln des Islam zulässig. Das gibt es in Burgern und mit den handelsüblichen Beilagen in Düsseldorf nicht so oft und nie so cool. Die Roasters-Kreationen drücken die Brötchenhälften weit auseinander und funktionieren ziemlich gut auf Instagram.

Jae, an der Ecke zur Keplerstraße
Auch die Tester des Guide Michelin sind offenbar schon an der Oberbilker Allee gewesen. Sie haben dem Jae 2024 einen Stern verliehen. Küchenchef Jörg Wissmann und sein Team inszenieren das Restaurant geschickt. Es hat eine goldene Tür und oft seine Vorhänge geschlossen, nur gelegentlich ist ein Blick hinein möglich. Dann sieht man, das die Besucher:innen fast alle an einer Theke und entsprechend nah bei ihren Gastgeber:innen sitzen. Diese moderne Definition des Sterne-Restaurants findet man sonst eher in Berlin, London oder der Serie „The Bear“.

Die Zielgruppe ist klar: Menschen, die asiatisch-europäische Gourmetküche ausprobieren möchten und sich bei einem Menüpreis von 169 Euro (Weinbegleitung: plus 99 Euro) nicht erschrecken.

Restaurant Jae an der Keplerstraße in Düsseldorf Friedrichstadt
Das Restaurant Jae gibt sich geheimnisvoll und ist mit einem Stern ausgezeichnet worden.

Urban Gorillas, Hausnummer 23
Im Untertitel kündigt das Restaurant eine „Vegan Revolution“ an – und die gelingt mindestens in zweierlei Hinsicht: beim Image und der Kreativität der Karte.

Düsseldorf ist mit einer Reihe guter veganer Restaurants versorgt, aber die meisten erscheinen in ihrer Art funktional oder tiefstapelnd. Das Urban Gorillas ist dagegen eine Silberrücken-Demonstration von Selbstbewusstsein. HipHop aus den Boxen und einen gewaltiges Street-Art-Kunstwerk an den Wänden. Das komplette Lokal ist ein einziges Bild, zu dem ein Vogelkäfig gehört, in dem eine Leuchtreklame mit dem Wort „Bird“ liegt. Die Botschaft dazu steht bei Instagram: „Until every cage is empty“ (Bis alle Käfige leer sind).

Das Angebot auf der Karte bringt es zu erstaunlicher Breite. Allein für die Burger gibt es sieben verschiedene Einlagen, ebenso Gemüse-Bratlinge wie Fleisch-Erinnerungs-Patties. Diese sind ebenso wie die Wraps und andere Hüllen mit allem kombinierbar, was der Gemüse-Kräuter-Obst-und-Gewürze-Garten hergibt.

Die Klassiker

Pitcher, Hausnummer 29
Der Pitcher hat mal als Kneipe mit gelegentlichem Konzertbetrieb begonnen, heute ist er ein Konzertort mit sehr gelegentlichem Kneipenbetrieb. Los geht es zwei Stunden vor der Live-Musik und an den Gästen, die diese Zeit vor der Tür des Clubs verbringen, kann man bisweilen gut erkennen, welches Genre an diesem Abend dran ist.

Das Programm des Pitchers ist aber deutlich mehr als Punk und Metal. Die Tribute-Bands, die dort regelmäßig spielen, sind ebenso spezialisiert auf Bands wie Police, Beatles, REM, Nirvana wie auf die harten Helden. Vollgas und eine Raumtemperatur oberhalb von Fieber wechseln sich mit Abenden ab, an denen mindestens auf der Bühne alle sitzen. Impro-Theater, englische Comedy, Talkabende – die Gesamtmischung macht den Pitcher zu einem Veranstaltungsort, der über Oberbilker-Allee-, Friedrichstadt- und Düsseldorf-Grenzen hinaus wichtig ist.

Nachmachen ist schwierig, erklären hingegen leicht. Es liegt an Inhaber Andy Kalus. Der Mann ist nachdenklich und unerschrocken, hat eine sehr gut funktionierende Standleitung zu seinem Bauchgefühl und erscheint so dermaßen geradeaus, als könnte er jeden Geiselnehmer in fünf Minuten zur Aufgabe bewegen.

Café Knülle, Hausnummer 24
Vielleicht liegt es an meinem Alter, aber mit Student:innen-Kneipe verbinde ich klebende Tische und eine Mikrowelle für den abendlichen Elektrolyte-Bedarf. Nichts davon trifft auf das Café Knülle zu, dennoch ist es eine Student:innen-Kneipe und eine scheinbar unsterbliche noch dazu. Wieder und wieder und wieder gelingt es dem Knülle, die nächste Generation von Menschen in ihren Zwanzigern zu Stammgästen zu machen. Und das, ohne groß etwas zu verändern oder gar einem Trend hinterherzulaufen. Das Café sieht aus, als hätten Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre dort schon nach der Uni gesessen und als wären Raum und Möbel danach eingefroren worden.

Ein Trick zu diesem Phänomen dürften die Kellnerinnen sein, die meist in den WGs und Apartments in der Nachbarschaft wohnen. Sie sind wie ihr Publikum, erscheinen dabei aber nicht wie viele Gastro-Neulinge überfordert. Sie vollenden den zeitlosen Eindruck des Knülle und sorgen mit dafür, dass die Terrasse meist bis in die ehemalige Parkbucht reicht.

 Die Gäste selbst demonstrieren, anscheinend ohne sich anzustrengen, was gerade Mode ist oder wird. Kein Witz: Anfang 2025 gehören dazu auch Menschen, deren Haare vorne kurz und auf der Rückseite ganz schön lang sind.

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