Bei den City Toilets läuft’s beschissen

Die Stadt Düsseldorf hat seit 2024 mehr als 40 der neuen WC-Häuschen installiert – für insgesamt knapp 50 Millionen. Ihr besonderer Service ist die automatische Reinigung nach jeder Nutzung. Nun räumt das Amt für Gebäudemanagement ein, dass dieses System umgangen wird. Man arbeitet an einer Lösung.
Veröffentlicht am 21. August 2025
City ToiletFoto: Hans Onkelbach
Garantierter Würge-Reiz: das Innere einer City Toilet an der Immermannstraße morgens um kurz nach 8 Uhr. Foto: Hans Onkelbach

Kurz nach 8 Uhr an der Immermannstraße in der Düsseldorfer Innenstadt: Gleich geht es zu einem Termin bei der Steuerberaterin, sie braucht noch ein paar Unterschriften. Zuvor aber drängen die daheim getrunkenen zwei Kaffee. Da ich die neuen City Toilets aus meiner Reportage „So läuft’s in Düsseldorfs Luxus-WC“ in bester Erinnerung habe, erscheint das futuristisch anmutende Ding an der Ecke zur Oststraße hoch willkommen. Allerdings irritieren mich schon draußen nachträglich angeschweißten Sicherungen neben dem Münzschlitz. Offenbar ist da versucht worden, an das Geld zu kommen.

Also: Münze eingeworfen, surrend geht die Tür auf. Der Anblick, der sich mir dann bietet, ist atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes und wie ein Schlag ins Gesicht – siehe Foto oben. Nicht einmal mit kniehohen Gummistiefeln und Ganzkörper-Schutzanzug würde ich da reingehen. Von der Tür aus kann ich mir anschauen, was passiert ist: Auf dem Boden liegt, einer Matratze gleich, eine lange Pappe, womöglich genutzt, um die Nacht dort zu verbringen. Ein T-Shirt oder eine Fahne mit Fortuna-Logo liegt auf dem Boden, im Hintergrund eine Plastikschale mit geräucherter Wurst, soweit ich das erkennen kann. Essen in dieser Umgebung? Kaum vorstellbar. Die Spuren am WC-Becken sind das, wonach sie aussehen, überall undefinierbare Flüssigkeiten, Papierreste, Dreck – ein Bild mit Würgereiz-Garantie. Schaudernd erinnere ich mich an WCs an südlichen Autobahnraststätten in den 1970er Jahren. Seitdem ist mir sowas nie mehr untergekommen.

Was ist mit der Säuberungs-Automatik, die man mir damals, kurz nach dem Neubau der Luxus-WC, beschrieben hat? Funktioniert sie hier nicht, wurde sie ausgetrickst, ist sie defekt? Vor allem sauber müssten sie sein, die neuen öffentlichen Toiletten. Das sei wichtiger als alles anders.

47 Millionen Euro für WCs
Ein Blick zurück: Nach langer Diskussion um zu wenige öffentliche WC entschloss sich Düsseldorf vor zwei Jahren, das Problem grundlegend anzupacken. Zumal viele der vorhandenen Häuschen in die Jahre gekommen, baufällig und aufgrund mieser Hygienestandards keinem mehr zuzumuten waren. Neue sollten her, dem Anspruch der Stadt entsprechend. Verschiedene Anbieter wurden geprüft, am Ende entschied man sich für Hightech-Häuschen, die eine Menge Geld kosten würden, aber einen hohen Standard versprachen. 43 dieser Etablissements baute die Stadt, für das gesamte Programm zur Erneuerung zahlte sie 47 Millionen Euro.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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