Albert Eickhoff ist tot – er fühlte sich wie der König der Kö

Um zu verstehen, wie dieser Mann tickte, musste man ihn in seinem Arbeitszimmer im 9. Stock eines Bürohauses an der Kö erleben. Dort oben, mit Blick auf die Allee und sein Geschäft, saß er an einem Schreibtisch. Darauf ein kleiner Bildschirm, auf dem er stets sah, was im Geschäft passierte, ob gerade eine Prominente hinein kam, um die er sich selbst kümmern wollte. An der Wand dahinter hing ein riesiges Bild. Ein fotorealistisch gemaltes Porträt – von sich selbst in etwas jüngeren Jahren. Streng und selbstbewusst schaute es den Gast an, und es machte klar, wer in Zentrum dieses Unternehmens stand: Albert Eickhoff. Er war ein Patriarch im ursprünglichen Sinne, mit all den guten und nicht so guten Eigenschaften solcher Männer. Als er sich 2006 offiziell aus dem Geschäft zurückzog und seiner Tochter Susanne und dem Schwiegersohn Stefan Asbrand-Eickhoff die Zügel übergab, glaubten Insider keine Sekunde an einen Machtwechsel. Dafür war dieser Mann nicht gemacht.
Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er in Düsseldorf, nachdem er dort 1981 sein Geschäft eröffnet hatte. Aber die Basis war bereits Jahre zuvor in Lippstadt gelegt worden, wo er und seine Frau Brigitte ihren ersten Laden betrieben. Eickhoff hatte den damals noch völlig unbekannten italienischen Designer Gianni Versace kennengelernt. Mit seinem damals schon untrüglichen Gespür ahnte er die Perspektive dieses Mannes und organisierte für ihn eine Modenschau in der westfälischen Provinz. Eine der bekanntesten Gäste: Aenne Burda vom Burda-Konzern reiste eigens an, weil sie Eickhoff kannte und seinem Urteil vertraute. Danach begann die Karriere des Versace. Mit anderen Worten: Er verdankt Eickhoff viel.
Das könnten auch weitere, heute große Namen sagen – Prada, Gucci, Armani, Chloé orderte er bereits, als sie in den Anfängen und vielen noch unbekannt waren. Bei Chloé zum Beispiel lernte er damals einen jungen Designer namens Karl Lagerfeld kennen …
In Düsseldorf baute Eickhoff sehr schnell ein dichtes Netzwerk auf. Sein Geschäft an der Kö wurde zur Adresse Nr. 1 für modebewusste Frauen. Haute Couture hat ihn nicht interessiert, er wollte Stücke, die zwar nicht billig, aber bezahlbar und vor allem tragbar waren – Bügelware, nennt das der Insider. Kaufte er ein, egal ob in Italien oder Frankreich, ahnte er immer schon Monate im Voraus, was künftig auf Interesse stoßen würde. Daneben lag er so gut wie nie.
Als Geschäftsmann war er respektiert, von einigen gefürchtet. Denn Eickhoff, nach außen und in Gesellschaft charmant und unterhaltsam, war ein knallharter Kaufmann. Legendär seine Briefe, in denen er Lieferanten böse Konsequenzen klarmachte, falls sie in seinem Dunstkreis andere Händler zu beliefern wagten.
Die Familie demonstrierte nach außen absolute Geschlossenheit, stets geschart um den Chef. Dieses Bild war ihm wichtig und wurde eisern aufrechterhalten.
Daher weiß man über den privaten Menschen Eickhoff nicht viel. Dass er gern gut aß, zeigte sich bei seinen regelmäßigen Besuchen in Sternrestaurants wie Schiffchen, Victorian, Hummer Stübchen oder bei Kaufmann in Grevenbroich. Nur wenige dürften allerdings wissen, wie er es liebte, mittags im Büro aufgewärmte deftige Kost der Familienköchin zu genießen – gerne Eintöpfe oder Frikadellen. Das genoss er am Schreibtisch, gern mit einem Gast zum Gespräch.
Es klingt platt, ist dennoch wahr: Die Kö verdankt ihm viel. Er schaffte Ansehen, festigte den Ruf der Straße als erstklassige Einkaufsmeile und lockte gut betuchte Menschen an, die ihr Geld auch im Umfeld ausgaben. Dessen war er sich bewusst, und trat entsprechend auf. Er fühle sich wie der König der Kö, hieß es. Kann sein, aber gesagt hat er das nie. Musste er auch nicht.
Und ohne ihn hätte es keine Bambi-Verleihung in Düsseldorf gegeben. Eine der engsten Freundinnen der Familie, Patricia Riekel, war über Jahre Chefredakteurin der Bunten und einflussreich bei Burda, dem Bambi-Veranstalter. Gemeinsam mit Riekel schaffte es Eickhoff, die im TV zur besten Sendezeit übertragene Verleihung dieses goldenen Tierchens an den Rhein zu holen.
Als er 2013 ankündigte, sein Geschäft schließen zu wollen, kam das für viele überraschend. Denn es schien keine wirtschaftlichen Gründe dafür zu geben. Anlass war, so sagte er es damals, die Eröffnung des Kö-Bogens. Dort, bei Breuninger, wurden einige Labels angeboten, die auch er im Geschäft hatte. Das konnte er nicht verhindern, und er ahnte, dass dieser Trend sich fortsetzen und ihn weiter unter Druck setzen würde. Außerdem spürte er das Alter. Also machte er Schluss, und gab die Ladenfläche weiter an Dior.
Er selbst zog sich zurück ins Privathaus nach Meerbusch, nahe dem Meererbusch. Es gehe ihm nicht gut, war vor wenigen Wochen zu hören. Nun ist er mit 86 Jahren gestorben – an Altersschwäche.