Warum das BSW Thomas Geisel in Düsseldorf braucht

Der Ex-SPD-Mann wechselte im Januar 2024 zur Partei von Sahra Wagenknecht. Sollte ihr Bündnis zur Kommunalwahl im Herbst antreten, muss es ein bekanntes Gesicht präsentieren. In Frage kommt nur der frühere Oberbürgermeister der Landeshauptstadt.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 5. Mai 2025
ZweiEins mit Sahra Wagenknecht
Thomas Geisel und Sahra Wagenknecht bei der VierNull-Talkrunde ZweiEins im Januar 2024.

Es sieht derzeit schlecht aus für Sahra Wagenknecht: Nicht mehr im Bundestag, Streit mit der Vorsitzenden ihrer Partei in Thüringen, sinkende Umfragewerte. Das nach ihr benannte Bündnis, kurz BSW, bröckelt – und bei der NRW-Kommunalwahl ist offen, wie die Wähler das bewerten. Vor ein paar Tagen las ich dazu diese Einschätzung des Journalisten Sebastian Haak in der Zeitung „Neues Deutschland“: „Das BSW könnte ein Phänomen des Ostens Deutschlands werden und neben der Schill-Partei und den Piraten unter ‚kuriose Fußnoten der deutschen Politik‘ abgelegt werden.“

Bei den Abstimmungen über Oberbürgermeister und Stadtrat im September wird sich zeigen, ob das BSW wirklich eine politische Eintagsfliege oder stabiler ist. Umso wichtiger ist die Präsenz auf kommunaler Ebene, sind die Gesichter, mit denen die Partei antritt. In Düsseldorf dürfte das nach meiner Einschätzung Thomas Geisel sein: Ex-Sozialdemokrat, Ex-Oberbürgermeister und seit Juni 2024 für das BSW im Europaparlament. Ich vermute, dass er demnächst verkünden wird, für das BSW hier anzutreten – vermutlich sogar als OB-Kandidat. Er selbst äußert sich dazu nicht.

SPD fühlt sich verraten
Bei den Düsseldorfer Sozialdemokraten sitzt der Groll gegen Thomas Geisel immer noch tief. Dass er nach 40 Jahren Zugehörigkeit (Ende 2023 in einer Feierstunde gewürdigt) plötzlich erklärte, er werde zum BSW wechseln, wurde und wird als Verrat gewertet. Dass man ihm keine zweite Chance gab, erneut als Spitzenkandidat fürs OB-Amt bei der Kommunalwahl 2025 anzutreten und damit seinen Gang von der roten Fahne befeuerte, ist allen klar. Aber es wird nicht als Entschuldigung akzeptiert. Anders als er selbst sah die SPD keine Chance, mit ihm zu gewinnen.

Sollte Geisel seinerzeit gedacht haben, beim BSW nun aufs richtige Pferd zu setzen und eine glänzende Karriere machen zu können, dürfte er spätestens seit der Bundestagswahl ernüchtert sein. Die Partei scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde, und die von Geisel hofierte und bewunderte Vorsitzende räsonierte über das Ende ihrer Karriere: „Die Wahl ist auch eine Abstimmung über meine politische Zukunft“, sagte sie in einem ARD-Hörfunk-Interview kurz vor der Bundestagswahl, als die Umfragen das BSW stabil unter fünf Prozent sahen.

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