Warum Crack in Düsseldorf ein so drängendes Thema geworden ist

Wahrscheinlich zufällig beim Versuch, Kokain durch Zusatz von Backpulver zu strecken, ist Crack Mitte der 80er Jahre in amerikanischen Großstadtslums entdeckt worden. Der Name stammt vom charakteristischen Geräusch, einem Knacken, das beim Erhitzen der Kristalle entsteht. Das Besondere an der Droge: die extrem schnelle Wirkung. Schon nach wenigen Sekunden setzt sie ein – wesentlich schneller und stärker als bei Kokain in geschnupfter Form.
Und genauso schnell, wie sie einsetzt, lässt die Wirkung auch wieder nach. Der kurze Kick fühlt sich an „wie ein Zug, der durch meinen Kopf fährt”, sagt Jan R., der regelmäßig Crack konsumiert (Name geändert). Die Metapher stimmt mehr, als man denkt. Crack greift massiv in die Hirnchemie ein. Die Wirkung ähnelt der von Kokain: einerseits beruhigend, teilweise euphorisierend und stimmungsaufhellend. Viele fühlen sich nach dem Konsum energiegeladen.
Rauchen, einmal ausatmen und da ist es schon wieder: das Verlangen nach dem nächsten Zug und der ununterbrochenen Fortsetzung, dem sogenannten Binge-Konsum. „Sobald ich ausatme, möchte ich direkt weiter rauchen“, sagt Jan R. Denn besonders schmerzhaft wird es, wenn die Wirkung nach schon etwa zehn Minuten wieder nachlässt. „Für die Gruppe, die jetzt gerade hardcore Crack konsumiert, ist das ein großes Problem, dass der kurze Kick den Kopf so entspannt und frei macht. Mit dem Nachlassen kommen die schlimmen Schmerzen, die negativen Gedanken“, erklärt Michael Harbaum, Geschäftsführer der Drogenhilfe Düsseldorf.
Harbaum arbeitet seit vielen Jahren mit Suchtkranken und beobachtet, dass die intensive Wirkung und das schnelle Nachlassen des Rauschs weitreichende Folgen für die Betroffene hat: „Das Verlangen nach dem nächsten Kick schon kurze Zeit nach dem letzten ist so stark, dass oft alles andere in den Hintergrund rückt.“ Essen, Trinken, Körperpflege – all das bleibt auf der Strecke.
Der Alltag von Crack-Konsumierenden wird nahezu komplett vom Konsum bestimmt. Während bei anderen Substanzen wie Heroin oft mehrere Stunden zwischen den Konsumvorgängen vergehen, bietet Crack kaum Raum für Pausen. Diese Dynamik verstärkt nicht nur die gesundheitlichen und sozialen Folgen, sondern erschwert auch den Ausstieg aus der Abhängigkeit.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 10 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?