Warum Clara Gerlach und Fabian Zachel sich zum jeweils anderen bekennen müssten

Die spannendste Frage im ersten Wahlgang lautet „Wer wird Zweiter?“. Bei der OB-Wahl in Düsseldorf wird die Antwort am 14. September höchstwahrscheinlich Clara Gerlach (Grüne) oder Fabian Zachel (SPD) lauten. Nach allen Daten, die aktuell aus Umfragen und früheren Abstimmungen vorliegen, wird Amtsinhaber Stephan Keller im ersten Wahlgang die meisten Stimmen holen. Eine absolute Mehrheit und direkte Wiederwahl sind möglich, angesichts der vielen Kandidierenden erscheint eine Stichwahl am 28. September aber wahrscheinlicher. Dazu träten Stephan Keller und die Grüne oder der Sozialdemokrat an.
In der zweiten Runde ist die spannendste Frage dann eine andere: Gelingt es der Herausforderin oder dem Herausforderer die Menschen von sich zu überzeugen, die im ersten Wahlgang noch für jemand anderen gestimmt haben? Wählen die Anhänger:innen der Linken, von Volt, Der Partei oder der Klimaliste nun Grün oder Rot? Und vor allem: Stimmt die SPD-Wählerschaft für die Grüne beziehungsweise die Grünen-Unterstützenden für den Sozialdemokraten?
Die OB-Wahl vor fünf Jahren hat gezeigt, wie zentral diese Frage ist. In der Stichwahl trafen der damalige Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und Stephan Keller aufeinander. Von denjenigen, die in der ersten Runde für den Grünen-Kandidaten Stefan Engstfeld votiert hatten (17,4 Prozent), blieb gut die Hälfte zu Hause. Das Ergebnis ist bekannt: Thomas Geisel verlor mit knapp zwölf Prozentpunkten Unterschied.
Nach meiner Schlussfolgerung sollten sich die beiden jetzigen Kandidierenden neben ihren Zielgruppen auch mit der des anderen möglichen Zweitplatzierten beschäftigen. Clara Gerlach und Fabian Zachel müssten sich in den Wochen vor dem ersten Wahlgang öffentlich zum jeweils anderen bekennen. In etwa so: Wir wollen einen Wechsel im Amt des Oberbürgermeisters und wenn man es nicht selbst wird, dann soll es die oder der andere werden.
Von einer Wahl-Empfehlung der Grünen für die SPD beziehungsweise der SPD für die Grünen ist aktuell nichts zu hören. Ich erörtere deshalb hier die Argumente, die für ein solches Bekenntnis sprechen, und die Gründe, warum die Betroffenen den Schritt offenbar scheuen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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