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Torsten Lemmer: Das Programm bin ich

Die Sitzungen des Düsseldorfer Stadtrats sind seine liebste Bühne: Der Ratsherr der Gruppe Tierschutz/Freie Wähler präsentiert dort Anfragen, Anträge und Reden, die vor allem ein Ziel zu haben scheinen: Aufmerksamkeit für den, der sie vorträgt.

Veröffentlicht am 7. September 2022
Torsten Lemmer Stadtrat Düsseldorf
Torsten Lemmer (rechts) in einer Sitzung des Stadtrats und im Gespräch mit Ratsherrn Wolf-Rüdiger Jörres (AfD). Foto: Andreas Endermann

Die Jahre 2014 bis 2020 waren eine schwere Zeit für Torsten Lemmer und Dr. Ulrich Wlecke. Der eine (Lemmer) war damals kein Mitglied des Düsseldorfer Stadtrats. Als Geschäftsführer der Fraktion Tierschutz/Freie Wähler durfte er zwar bei den Sitzungen im Saal sein, aber nicht öffentlich reden. Der andere (Wlecke) war zwar Mitglied und durfte ans Pult, kam aber kaum dazu, die erforderlichen Gedanken zu fassen, weil regelmäßig von der linken Seite etwas angeschossen kam, das einem Eichhörnchen nach Stromstoß nicht unähnlich war: Torsten Lemmer. Er versorgte seinen Ratsherrn mit Anregungen und Ideen, leider in einer Geschwindigkeit und Menge, denen Dr. Ulrich Wlecke nicht gewachsen schien.

Seit dem Herbst 2020 ist alles wieder ein bisschen einfacher geworden – zumindest bei Tierschutz/Freie Wähler. Dr. Ulrich Wlecke hat den Stadtrat nach der Legislatur verlassen, Torsten Lemmer ist ins Gremium gewählt worden und damit redeberechtigt. Der neue Ratsherr liest offensichtlich gerne und viel und möchte ungern etwas verkommen lassen. Deshalb macht er aus vielen Gegenständen seiner Lektüre eine Anfrage oder, wenn’s schnell gehen muss, eine „Anfrage aus aktuellem Anlass“ für den Stadtrat. In der Sitzung am 8. September möchte er zum Beispiel wissen, wie städtische Büchereien und Kita jetzt mit Winnetou umgehen oder was in der Nacht der Museen in der Mahn- und Gedenkstätte passiert ist.

Trotz der Vielzahl von Tagesordnungspunkten, die auf Torsten Lemmer zurückgehen, ist es wohl nur ein Gerücht, dass der Stadtrat seinetwegen die Sitzungsregeln aus der Corona-Zeit lange beibehalten hat. Danach werden Anfragen schriftlich beantwortet und die maximale Redezeit pro Beitrag liegt bei drei Minuten. So oder so: Der Ältestenrat, der das beschlossen hat, sägt damit an der liebsten Bühne des einzigen Ratsherrn der Freien Wähler.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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