fbpx

Sylvia Pantel steuert auf ihre letzte Niederlage zu

Die Politikerin aus dem Düsseldorfer Süden ist aus der CDU ausgetreten und wird sich voraussichtlich der Werteunion anschließen. Die Chance, damit noch einmal größeren Einfluss zu gewinnen, liegt nahe Null.

Veröffentlicht am 2. April 2024
Sylvia Pantel
Sylvia Pantel war bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags. 2025 könnte sie noch einmal fürs Parlament kandidieren - aber nicht für die CDU.

Am Freitag (5. April) entscheidet Sylvia Pantel über ihre Zukunft – und das letzte Kapitel ihrer politischen Geschichte. Für diesen Tag ist ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, geplant. Nach dem Gespräch entscheidet die 63-Jährige, ob sie sich der neuen Partei anschließt. Alles andere als ein Eintritt wäre eine Überraschung.

Die Voraussetzung für einen Wechsel in die Werteunion hat die frühere Bundestagsabgeordnete jedenfalls schonmal geschaffen. In den vergangenen Monaten und Wochen hat sie nach und nach ihre Posten in CDU-Organisationen aufgegeben, kurz vor Ostern folgte der Austritt aus der Partei, der sie seit 1996 angehörte. In einem Brief an den Vorsitzenden Friedrich Merz erklärte sie ihre Beweggründe.

Die Kurzfassung: die Familien- und Zuwanderungspolitik unter Kanzlerin Angela Merkel, der „Ökodirigismus“ der EU unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Enthaltung der Union bei der Legalisierung von Cannabis und der Umgang mit Hans-Georg Maaßen. „Bei der Abwägung aller Fakten gibt es aber leider für mich kein ,weiter so‘“, lautete der letzte Satz vor dem freundlichen Gruß an den Parteichef.

Der Austritt und voraussichtliche Wechsel erscheinen in einer Hinsicht überraschend. Noch im Januar hatte Sylvia Pantel auf Anfrage der „Welt“ erklärt, ein Wechsel in eine neue Partei stünde „derzeit nicht zur Debatte“. Abgesehen von diesem Zitat erscheint die jüngste Entscheidung aber als Fortsetzung eines Wegs, der die Politikerin über die rechte Grenze der Union hinausführte.

Sie war Sprecherin des „Berliner Kreises“, eines wertkonservativen Netzwerks in der Union, das unter anderem durch die Forderung nach einer Kehrtwende in der Klimapolitik auffiel. Als die Werteunion noch innerhalb der CDU agierte, war sie kein Mitglied, pflegte aber eine eindeutige Nähe zu Organisation, Verein und ihrem Protagonisten Hans-Georg Maaßen, den sie zum Beispiel im Sommer 2019 zu einem Vortrag nach Düsseldorf einlud. Und im vergangenen Juli saß sie bei einem Treffen von CDU- und AfD-Mitgliedern in Hessen auf der Bühne.

Wenn man Sylvia Pantel in drei Worten beschreiben sollte, dann bieten sich konservativ, konsequent und kurzsichtig an. Sie erscheint wie eine Schachspielerin, die in voller Euphorie angreift, wenn sich eine Gelegenheit zu bieten scheint, und nicht merkt, dass sie in wenigen Zügen matt ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Wechsel zur Werteunion eine weitere und voraussichtlich die letzte Pleite in einer politischen Laufbahn wird, die von einer Reihe Niederlagen bestimmt war:

Partei

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.

Start-Abo: 6 Monate für 1 Euro

Artikel einzeln kaufen

Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?

Hier einloggen


Lust auf weitere Geschichten?