Stichwahl Düsseldorf: Sie kämpft, er wartet

Von der Düsseldorfer CDU kann man lernen, wie eine Veranstaltung niemals leer wirkt. Zunächst sollte man die Bühne so hinstellen, dass davor nicht zu viel Fläche bleibt. Am besten platziert man die Bühne dann auch noch in einer Fußgängerzone zur Feierabendzeit. Und man bucht idealerweise eine Stimmungsband, die Passant:innen stoppen lässt, ohne dass sie den Eindruck haben, dass das Ganze etwas mit Politik zu tun haben könnte.
So haben es die hiesigen Christdemokrat:innen am frühen Mittwochabend auf dem Schadowplatz vorgemacht. Für die Stimmung waren dort die Swinging Funfares und Ministerpräsident Hendrik Wüst zuständig. Dass dessen Rede eine eher assoziative Aneinanderreihung von Versatzstücken anderer Vorträge war, erschien zweitrangig. CDU-Kandidat Stephan Keller stand entspannt daneben.
Vor der Stichwahl um den Posten der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters in Düsseldorf fällt eines auf: Der Amtsinhaber macht politische Heimspiele, Grünen-Kandidatin Clara Gerlach kämpft darum, dass es am Sonntag doch noch ein spannendes Rennen wird. Nach dem ersten Wahlgang am 14. September war der Abstand deutlich. Stephan Keller holte rund 43,6 Prozent der Stimmen, Clara Gerlach rund 22,2 Prozent. Die Konsequenz für den Stichwahlkampf: Er will dieses Ergebnis halten, sie will es verändern.
Termine
Der amtierenden Oberbürgermeister war in den beiden Wochen zwischen erster und zweiter Runde vor allem dort, wo es gute Nachrichten zu verkünden gab oder sehr sicher nichts passieren kann. Laut seinem Terminkalender verlieh er Orden auf mehreren Schützenfesten, eröffnete einen Spielplatz und eine Schule, und legte den Grundstein für eine weitere, begrüßte neue Azubis, bedankte sich für drei geschenkte Wohnungen im Kampf gegen Obdachlosigkeit und ehrte die Sieger des Radschlägerturniers.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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