Mit Kreide gegen sexuelle Belästigung
Die Gruppe Catcalls of Düsseldorf ist Teil einer globalen Bewegung, die sich gegen verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum – sogenannte Catcalls – einsetzt. Die Aktivistinnen kreiden diese wortwörtlich am Ort des Geschehens an: in großen Buchstaben auf dem Boden. Ich habe die Gruppe bei ihrer Arbeit begleitet.

Der erste Halt für die Aktivistinnen Lena, Schirin und Elyssa ist der Luegplatz in Oberkassel. Eigentlich müssten die Worte, die Schirin gleich auf den Bürgersteig schreibt, an der Haltestelle stehen. Denn der Vorfall, um den es geht, hat sich in der U75 auf dem Weg zur Rheinkirmes ereignet. Aber an Haltestellen darf man nichts auf den Boden schreiben, also müssen sie auf den umliegenden Bürgersteig ausweichen.
Ich lerne schnell, dass es unterschiedlich gute Bodenbeläge für die Kreide gibt und man erstmal schauen muss, wo man die Kreide überhaupt herbekommt. Nach diesen anfänglich leichten Themen wird die Stimmung ernst. Lena liest die Geschichte vor, die die Gruppe erreicht hat. Schließlich muss noch ein Satz ausgesucht werden, der auf den Boden geschrieben wird, da die ganze Geschichte zu lang wäre. In diesem Fall ist es nicht bei verbaler sexueller Belästigung geblieben. „U75: Bei mir saßen vier Typen, einer fasste mir mehrfach an den A*sch. Der andere versuchte, mein Kleid hochzuheben.“ Nach dem Ankreiden wird der Satz fotografiert und anschließend zusammen mit der eingesendeten Nachricht auf dem Instagram-Kanal von „Catcalls of Düsseldorf“ gepostet. Catcalls beschreibt das Hinterherrufen, Nachpfeifen und andere Laute, die sexuell anzüglich und belästigend sind.
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