Jugend, Inklusion, Kitas – das sind die Positionen der OB-Kandidierenden

„Deine Stimme, Deine Themen“ ist ein Projekt, das VierNull zusammen mit Correctiv und anderen neuen Lokalmedien entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht die Programme der Bewerberinnen und Bewerber, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürgern besonders bewegt. Mehrere hundert Fragen sind so im Frühsommer zusammengekommen.
Die Einsendungen haben wir nach Schwerpunkten sortiert und innerhalb der Schwerpunkte die am häufigsten gestellten Fragen zusammengestellt. Diese haben wir den Kandidierenden geschickt, die Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden möchten. Nun veröffentlichen wir in einer Serie die Antworten. Diesmal geht es um Unterstützung für die jungen Düsseldorfer:innen und Menschen mit Behinderung. Die Reihenfolge der Kandidierenden rotiert von Folge zu Folge.
Frage 1: Wie wollen Sie sicherstellen, dass Jugendliche in benachteiligten Stadtteilen bessere Zukunftsperspektiven bekommen?
Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Partizipative Entwicklung durch Jugendforen und digitale Beteiligung. Neue Jugendzentren mit Makerspaces, offene Sportanlagen, Skateparks und legale Graffiti-Flächen. Job-Mentoring-Programm mit lokalen Betrieben. Kostenlose ÖPNV-Tickets für mehr Mobilität. Bedarfsgerechte Kooperationen mit Heinrich-Heine-Universität und Berufsschulen.
Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Ich halte nichts davon, Probleme ausschließlich an Stadtteilen festzumachen – das führt zu weiterer Stigmatisierung. Entscheidend sind die individuellen Lebensumstände – unabhängig vom Wohnort.
Zum einen ist es wichtig, dass die Menschen überhaupt Hilfe haben wollen. Dies wäre damit abzuklären, dass sie sich für eine Art „Perspektivenprogramm“ erst einmal bewerben.
Dieses Programm kann dann dabei helfen, überhaupt erst einmal abzuklären, was eine für diese Person „gute Perspektive“ ist (nicht jeder eignet sich nun mal zum TikTok Influencer), um anschließend Ressourcen bereit zu stellen, damit diese Perspektive erreicht werden kann – abhängig von der kontinuierlichen (!) Teilnahme an dem Programm.
Für Menschen, die kein Durchhaltevermögen mitbringen wollen, um an ihrer Situation zu arbeiten, müssen keine Gelder der Stadt ausgegeben werden, die anderen Bürgern helfen können.
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Als Vater von drei Kindern weiß ich, wie wichtig es ist, Jugendlichen eine Perspektive zu geben und sie zu fördern. Wir erweitern die Düsseldorfer Präventionsketten um neue Wege bei Hilfen zur Erziehung. Mein Ziel: individuelle Potenziale von Jugendlichen stärken und gleichberechtigte Teilhabe fördern. Das Amt für Soziales und Jugend bietet soziale Hilfen aus einer Hand und verfolgt eine ganzheitliche Begleitung über alle Lebensphasen hinweg. Als Oberbürgermeister habe ich mir vorgenommen, die Fallzahlen von Hilfen zur Erziehung zu verringern und die Lebensqualität und Entwicklungschancen von Jugendlichen langfristig zu sichern. Auch das Bildungs- und Teilhabepaket, der Familienpass, die Stadtteilbibliotheken, u. a. fördern bessere Perspektiven. Wichtig ist: Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung und Mitgestaltung. Das setzen wir weiterhin konsequent um.
Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Unsere Schulen sind der Schlüssel, davon bin ich als Mutter und Lehrerin überzeugt. Ich will insbesondere die Schulen in benachteiligten Quartieren besser ausstatten. Bei der Schulsozialarbeit konnten wir damit schon starten und auch die finanziellen Budgets konnten wir für einzelne betroffene Schulen schon erhöhen. Das will ich deutlich ausbauen. Denn die Schulen haben einerseits große Herausforderungen durch die diverse Schüler:innenschaft. Sie bieten aber andererseits auch die Chance, gerade im Ganztag Kinder und Jugendliche zu erreichen, die in anderen Strukturen durchs Raster fallen.
Weitere Maßnahmen will ich im Rahmen der integrierten Quartierskonzepte erarbeiten. Dabei kommen insbesondere den Anlaufstellen vor Ort wichtige Rollen zu: den Jugendfreizeiteinrichtungen, den Vereinen und Initiativen.
Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Wir müssen in unseren Bildungseinrichtungen dafür sorgen, dass eine bessere Zukunft möglich ist. Der Erfolg dort darf nicht von der Herkunft, Religion oder dem Familienkonto abhängig sein. Stattdessen müssen Talente besser gefördert werden und Fleiß dort, wo ein Kind mehr zu schultern hat, stärker anerkannt werden.
Dazu gehört ein kostenfreies, gesundes und nachhaltiges Mittagessen für alle Kinder und Jugendlichen in Schulen, aber auch in den Jugendfreizeiteinrichtungen. Im Rahmen eines Modellprojektes soll an ausgewählten Grundschulen jeweils eine Stelle für eine Schulgesundheitsfachkraft inklusive Behandlungsräume besetzt werden. Zudem ist es mir wichtig, mit zusätzlich bereit gestellten Mitteln das Lesen in den Schulen gezielt zu fördern.
Mobilität ist ein weiterer Punkt, der die Zukunft von jungen Menschen beeinflusst. Ich möchte ein kostenloses Schulticket für alle. Damit können Kinder und Jugendliche den ÖPNV in unserer Stadt immer frei nutzen – auch unabhängig von Schul- und Ferienzeiten.
Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Jedes Kind in Düsseldorf verdient die beste Chance, egal ob es in Garath oder in Kaiserswerth aufwächst. Wir werden die Schulsozialarbeit gezielt in Stadtteilen mit hohem Förderbedarf stärken, um frühzeitig zu unterstützen. Wir initiieren ein „Wirtschafts-Coach“-Programm, bei dem erfahrene Fachleute aus Düsseldorfer Unternehmen Schülerinnen und Schüler auf dem Weg in die Ausbildung begleiten. Zudem werden wir das erfolgreiche Ferienprogramm „Düsselferien“ von 8.000 auf 10.000 Plätze ausbauen. Wir stärken Präventionsprogramme wie „Schule ohne Rassismus“, um junge Menschen vor Mobbing und Ausgrenzung zu schützen. Nach dem Vorbild des Kinderparlaments in Garath werden wir die politische Teilhabe in weiteren Stadtteilen fördern und die Kooperation mit Sportvereinen stärken, denn Sport fördert Fairness und Ehrgeiz – wichtige Werte für ein erfolgreiches Leben.
Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Langfristig muss auf allen politischen Ebenen daran gearbeitet werden, dass es allen Familien besser geht und dass es keine „benachteiligten“ Stadtteile mehr gibt. Mittelfristig müssen wieder mehr Jugendzentren, -clubs und -orte mit pädagogischer Begleitung geschaffen werden. Kurzfristig müssen Angebote in bestehenden Räumlichkeiten und an Orten, wo Jugendliche sich aufhalten, geschaffen werden. Auch die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen muss intensiviert werden.
Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich möchte, dass alle Jugendlichen in Düsseldorf echte Chancen haben – unabhängig von Herkunft oder Wohnort. Lesen ist der Schlüssel zur Bildung. Deshalb schlage ich kreative Wege vor: Ältere Menschen könnten als Lesepaten aktiv werden, etwa in Jugendzentren oder Schulen. Lesetreffs ließen sich durch Sport- oder Kulturgutscheine attraktiv machen. Es braucht moderne Schulen mit gezielter Sprachförderung, kostenlose Nachhilfe, außerschulische Bildungsangebote und mehr Sozialarbeit direkt in den Stadtteilen. Zusätzlich setze ich mich für Mentoring-Programme ein – und für Orte, an denen junge Menschen sich sicher und wertgeschätzt fühlen. Projekte wie „Talent Campus“ in Berlin oder die „Lernräume“ in Köln zeigen, was möglich ist. Auch KI-gestützte Lernplattformen können helfen, individuell zu fördern. Mein Ziel ist, Jugendliche auf Augenhöhe zu erreichen und ihnen das zu geben, was zählt: Vertrauen, Zeit und Angebote, die wirklich helfen.
Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.
Frage 2: Wie wird Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum weiter ausgebaut?
Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Alle ÖPNV-Haltestellen bis 2030 barrierefrei. Leichte Sprache als Behördenstandard. Inklusiver Bürgerhaushalt für Projekte für Menschen mit Behinderungen. Barrierefreie Online-Angebote und Schulungen für digitale Teilhabe. Von Anfang an inklusiv geplante Begegnungsräume.
Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Düsseldorf kann beim Thema Inklusion schon punkten: Die Stadt beschäftigt mit 7,8 Prozent 50 Prozent mehr schwerbehinderte Menschen als gesetzlich vorgeschrieben.
Ich saß Anfang des Jahres für zwei Monate im Rollstuhl und weiß, dass Barrierefreiheit Nachholbedarf hat – selbst im Rathaus gibt es keine Möglichkeit den Haupteingang zu nutzen, sondern man muss über einen Hintereingang auf dem Parkplatz zu einem versteckten Aufzug fahren… (wo war da die Bauaufsicht frage ich mich?).
Grundsätzlich sollte auch hier die Möglichkeit bestehen, solche Missstände schnell, unkompliziert und digital melden zu können, damit das abgestellt werden kann. Auch hier gilt wieder, dass dies öffentlich und transparent einsehbar sein muss und je mehr Meldungen es zu einem Ort gibt, desto höher die Priorität der Beseitigung und die Nachvollziehbarkeit des Drucks.
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Wir setzen uns für eine inklusive Stadt ein, in der alle Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können. Öffentliche Straßen und Plätze werden gezielt umgebaut – mit abgesenkten Bordsteinen, taktilen Leitsystemen, besseren Beleuchtungskonzepten und barrierefreien Haltestellen. In allen Stadtteilen entstehen neue Spielflächen: Unsere Masterpläne für Kinderspielplätze und Jugendplätze schreiben Barrierefreiheit verbindlich vor – durch inklusive Spielgeräte, barrierearme Zugänge und Ruhezonen. Auch neue Projekte wie mobile Spielangebote und Wickelmöglichkeiten sollen möglichst die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen berücksichtigen. In jedem Stadtteil stärken wir die „zentren plus“ als barrierefreie Orte der Begegnung, Teilhabe und Beratung. Beim Neubau von Wohnungen fördern wir altersgerechtes und barrierefreies Bauen – für ein selbstbestimmtes Leben in allen Lebensphasen.
Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Die „Stadt der kurzen Wege“ ist mein Ziel für eine inklusive Quartiersentwicklung. Anne Hidalgo hat es für Paris vorgemacht: die alltäglichen Bedarfe sollen im Viertel erreichbar sein. Das stärkt die Teilhabe aller Menschen unmittelbar.
Dazu gehört auch die Barrierefreiheit im Straßenraum durch den Ausbau barrierefreier Haltestellen, bessere Querungsmöglichkeiten (z. B. längere Grünphasen, Zebrastreifen, abgesenkte Bordsteine) und Leitsysteme. Ich möchte, dass wir den öffentlichen Raum so planen, dass Kinder, Senior*innen, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sicher und selbstverständlich mobil sein können.
Weitere Bausteine sind aus meiner Sicht inklusive Freizeit- und Bildungsangebote und barrierearme Grün- und Begegnungsräume für alle Generationen.
Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Als Stadt müssen wir allen Menschen die gleichen Chancen auf Teilhabe bieten – egal ob mit oder ohne Einschränkungen. Ich will, dass Barrierefreiheit im öffentlichen Raum selbstverständlich wird: Stufenfreie Wege, barrierefreie Haltestellen und sichere Übergänge gehören dazu.
Auch digitale Angebote der Stadt müssen klarer verständlich und barrierefrei zugänglich sein. Ich stehe für eine Politik, die Menschen mit Behinderung nicht nur mitdenkt, sondern mitreden lässt. Projekte wie der Inklusionsscheck NRW zeigen, was möglich ist, wenn Stadt und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Teilhabe heißt für mich auch: mitgestalten dürfen. Deshalb will ich Beteiligungsformate ausbauen, die wirklich alle erreichen.
Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Die offene und herzliche Art der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer muss sich auch in unserer Infrastruktur widerspiegeln. Wir werden den barrierefreien Umbau von Haltestellen, Gehwegen und öffentlichen Gebäuden konsequent vorantreiben. Konkret werden wir dafür sorgen, dass auch das Rathaus und alle Bürgerbüros für Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen problemlos zugänglich sind. Wir werden die Rolle der Fußverkehrsbeauftragten stärken und Kreuzungen, die stark von Fußgängerinnen und Fußgängern genutzt werden, wie an der Königsallee, mit einer „Rundum-Grün“-Schaltung ausstatten. Barrierefreiheit ist für uns eine Voraussetzung für Freiheit und Selbstbestimmung. Das gilt auch digital: Alle Online-Dienste der Stadt müssen einfach und mit Vorlesefunktionen nutzbar sein, nach dem Vorbild unserer neuen Zentralbibliothek am Hauptbahnhof (KAP1).
Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Düsseldorf hat sich auf den Weg zu mehr Inklusion gemacht – aber Barrieren abzubauen, braucht Ausdauer, Engagement und klare Verantwortung. Wir fordern die Einrichtung einer fachlich qualifizierten Personaleinheit, die barrierefreie Gestaltung in Verwaltung und städtischen Gesellschaften koordiniert. Das beinhaltet auch eine konsequente Planung und Umsetzung von Barrierefreiheit bei Bauprojekten in städtischer Hand und Kontrollen bei Dritten. Aber auch die städtische Webseite und Angebote wie die der Volkshochschule müssen dringend barrierefrei und inklusiv werden.
Ein Fördertopf für niedrigschwellige, behinderten- und inklusionsorientierte Vereinsarbeit soll analog zum Integrationsfördertopf eingerichtet werden.
Auch der barrierefreie Umbau des Plenarsaals muss endlich konsequent umgesetzt werden: Barrierefreiheit bedeutet, dass alle den gleichen Zugang nutzen können – und nicht durch Treppen ausgebremst werden.
Für Kinder und Jugendliche ist zudem gemeinsames Lernen und Aufwachsen sehr wichtig: Deswegen wollen wir alles unternehmen, um die Regelschule zu stärken und die „Förderschulen abzuschmelzen“. Das geht nur mit viel Personen, guten Inklusionsbegleitern und ausreichend Finanzierung.
Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich möchte, dass wirklich alle Menschen sich in Düsseldorf sicher, selbstständig und willkommen fühlen – ob beim Stadtfest, auf dem Amt oder an der Haltestelle. In Kopenhagen sieht man, wie es geht: mit leicht verständlichen Infos in Bus und Bahn, mit Bodenleitsystemen für Blinde, mit Sitzbänken an jedem Platz und mit Apps, die alle nutzen können. Genau da will ich hin. In Düsseldorf sollen neue Gebäude, Straßen oder Spielplätze so geplant werden, dass niemand außen vor bleibt – und zwar nicht über die Köpfe hinweg, sondern gemeinsam mit denjenigen, die täglich auf barrierefreie Lösungen angewiesen sind: Nicht über sie, sondern mit ihnen. Veranstaltungen der Stadt sollen automatisch mit Untertiteln oder Gebärdensprache begleitet werden. Auch im Digitalen möchte ich neue Wege gehen: Eine Stadt-App, die in einfacher Sprache funktioniert, oder eine KI, die Texte vorliest oder live übersetzt. So machen wir Düsseldorf zu einer Stadt, die alle mitnimmt – von Anfang an.
Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.
Frage 3: Was planen Sie bezüglich Betreuungsangeboten für Kinder, sodass alle Eltern die Möglichkeit bekommen, arbeiten zu gehen?
Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Jedem Kind sein Kitaplatz: Ausbau um 10 Prozent mehr Kita-Plätze bis 2028. Flexiblere Öffnungszeiten für berufstätige Eltern. Bessere Bezahlung für Erzieher*innen. Bedarfsgerechte neue Einrichtungen in jedem Stadtteil. Qualitätsverbesserung durch kleinere Gruppen und bessere Ausstattung. Förderung von Betriebskitas und Ausbau der Randzeiten-Betreuung.
Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Ziel muss es sein, dass alle die Möglichkeit haben, arbeiten zu gehen. Dafür braucht es zwei parallele Ansätze:
1. Kita-Personalmangel lindern: Das Land muss die Personalvorgaben lockern, damit mehr qualifizierte Menschen – z. B. in Vertretung oder Teilzeit – in Kitas arbeiten dürfen – wir brauchen echte Hilfe und keine Vorgaben für unnötige, fragliche Qualifizierungen. Dies führt zu weniger Personal anstatt mehr. Z.B. sollte geprüft werden, ob bislang ausgeschlossene Gruppen (bspw. pädagogisch vorgebildete Quereinsteiger) eingebunden werden können. Außerdem sollte geprüft werden, inwieweit auch 45+ Plätze und Schichtsystemfreundlichkeit realisierbar ist.
2. OGS-Angebot ausweiten: Damit das Nachmittagsangebot größer und bunter ist, könnte für die Nachmittagsbetreuung (OGS) die Stadt mit Vereinen kooperieren und ganze Klassen in Sport, Schach, MINT oder Kunst in einer Art Vereins-AG betreuen.
Ebenso könnten auch Unternehmen eingebunden werden – z. B. durch eine Art vorberufliche Bildung in Form von Nachmittagskursen zur Berufsorientierung. So entsteht ein breites Netz, das Betreuung und Bildung verbindet. Wege gibt es – Willen auch?
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ganz wichtig ist eine verlässliche Kinderbetreuung von Anfang an. Deshalb wurden für die Kitas die Beiträge für die U3-Betreuung gesenkt und gleichzeitig die Betreuungsquoten gesteigert. Die Betreuung der über-3-jährigen Kinder ist in Düsseldorf in den Kindertagesstätten und in der Tagespflege bereits beitragsfrei. Diese Vorreiterrolle bei der Kinderbetreuung möchte ich mit einer „Allianz für verlässliche Bildung und Betreuung“ weiter ausbauen. So soll auch die U3-Kita für alle Eltern unabhängig vom Einkommen in einem 35-Stunden-Paket gebührenfrei sein und der Eigenanteil für freie Träger von Kitas übernommen werden. Eine zentrale Platzvergabe soll für mehr Transparenz und Gerechtigkeit beitragen. Die Betreuung unserer Kinder hört aber nicht im Kindergarten auf. Die Düsseldorfer Grundschulen werden bis 2029 vollständig Ganztagesangebote machen können. Die Eltern können frei das für sie beste Betreuungsmodul wählen: bis 14 Uhr, 15.00 Uhr oder 16:00 Uhr inklusive der Ferienzeiten.
Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Die Zuverlässigkeit der Betreuung ist neben der reinen Anzahl der Kita-Plätze das zentrale Problem, das mir in der Politik, aber auch im privaten Umfeld immer wieder genannt wird. Kurzfristige Schließungen oder Notbetreuung sind für Eltern große Herausforderungen und auch für die Erzieher:innen sind Unterbesetzungen stressig und frustrierend.
Ich will die Bemühungen verstärken, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen, mehr Vertretungskräfte und Springer*innen und eine Ausbildungsoffensive mit flexibleren Möglichkeiten. Denn nur mit mehr Erzieher*innen kann die Betreuung zuverlässiger und pädagogisch noch besser werden.
Bei Neubau und Erweiterung von Kitas und im Offenen Ganztag (OGS) lege ich den Fokus auf die Stadtteile, die aktuell noch Lücken zwischen Angebot und Bedarf haben. Denn die vergleichsweise guten Werte in Düsseldorf sind vor Ort teilweise sehr unterschiedlich.
Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Die ganztägige Bildung wird weiter ausgebaut – nicht nur in Kitas, sondern auch im Grundschul- und Förderschulbereich.
Ab dem Schuljahr 2026/27 haben alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der offenen Ganztagsschule. Um diesen Anspruch zu decken, wird die Stadt weitere Plätze schaffen und dies so, dass auch Kinder einen Platz haben, die sonst aus der Betreuung herausfallen würden. Dafür braucht es mehr Platz. Ich führe die Schulbauoffensive in die Zukunft und sorge dafür.
Das städtische Betreuungsangebot für alle Kinder und Jugendlichen muss zudem kontinuierlich verbessert werden. Das betrifft insbesondere die Zuverlässigkeit der Angebote. Dafür braucht es mehr Personal in den Einrichtungen.
Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Familien brauchen flexible und verlässliche Kinderbetreuung, damit Düsseldorf ein attraktiver Ort für junge Fachkräfte bleibt. Wir wollen mehr Freiraum für individuelle Lebensentwürfe schaffen, statt Familien ein Betreuungsmodell vorzuschreiben. Konkret werden wir die Gründung von Betriebskindergärten durch unbürokratische Verfahren erleichtern und die Umnutzung von leerstehenden Erdgeschossflächen für Kindertagespflegen ermöglichen. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, starten wir eine Fachkräfteoffensive, die Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern den Weg in den Erzieherberuf ebnet. Dazu gehört auch, die rechtlichen Möglichkeiten für multiprofessionelle Teams aus pädagogischen und therapeutischen Kräften voll auszuschöpfen. Außerdem wollen wir es Unternehmen, die keine eigene Kita gründen können, ermöglichen, bei der Stadt Betreuungskontingente für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erwerben. So schaffen wir ein vielfältiges und bedarfsgerechtes Angebot für alle Familien.
Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Zunächst ist die Betreuung von Kindern und die Angebote für Kita- und für Schulkinder viel mehr als eine Möglichkeit für Eltern, wieder zu arbeiten. Trotzdem gehen eine gute Betreuung der Kinder und die Möglichkeit der Eltern, wieder auskömmlich zu arbeiten, Hand in Hand.
Für den OGS-Bereich sehen wir vor, dass der Ausbau auf 100 % erfolgt, so dass jedem Kind ein Angebot gemacht werden kann. Zudem muss das Angebot, das die Verwaltung derzeit vorsieht, unter die Lupe genommen werden: Stimmen Qualität und Dauer? Ist das Angebot für Familien ausreichend sicher und flexibel?
Bei Kitas ist der größte Engpass der Fachkräftemangel. Hier setzen wir auf multiprofessionelle Teams, Schulungen und sichere Arbeitsverhältnisse. Zudem muss die Kita auch für Kinder unter drei Jahren beitragsfrei werden.
Für alle Kinder und Jugendlichen wollen wir kostenfreie Mahlzeiten, vor allem ein kostenfreies Mittagessen.
Für die Kommunikation mit Eltern muss der Kita-Navigator weiterentwickelt werden. Es darf nicht vom persönlichen Auftreten abhängen, ob Familien einen Kita-Platz bekommen.
Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Viele Eltern in Düsseldorf suchen verzweifelt nach einem Kita-Platz – vor allem für Kinder unter drei Jahren. Ich selbst war immer berufstätig und weiß, wie wichtig eine verlässliche Betreuung ist – für Kinder, für Eltern, für echte Wahlfreiheit. Der Platzmangel liegt oft nicht am fehlenden Raum, sondern am fehlenden Personal. Ich möchte gezielt neue Erzieher:innen gewinnen: mit bezahlter Ausbildung, besserer Bezahlung, Wohnzuschüssen und mehr Wertschätzung für diesen wichtigen Beruf. Zusätzlich schlage ich kleine, wohnortnahe Mini-Kitas vor – z. B. in leerstehenden Ladenlokalen. Auch neue Betreuungsformen wie Tageseltern-Pools oder Eltern-Kitas können helfen. Die Stadt soll selbst vorangehen – mit mehr Betriebskitas für Pflegekräfte, Müllabfuhr und Verwaltung. Eine klare, digitale Übersicht über verfügbare Plätze muss selbstverständlich sein. Übrigens: Vielleicht wäre das Geld besser hier investiert – statt in ein Opernhaus für über eine Milliarde Euro.
Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.
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