Fabian Zachel: Roter Löwe? Eher Schmusekater

Der OB-Kandidat der SPD trat jetzt in Garath auf. Früher wäre das ein Heimspiel gewesen, inzwischen ist der Stadtteil eine Hochburg der AfD. Das war bei seinem Vortrag jedoch kein Thema – bis ich danach gefragt habe. Mein Verdacht: Die örtlichen Genossen sorgten für ein wohlgesinntes Publikum.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 28. Juli 2025
Fabian Zachel OB-Kandidat der SPD Düsseldorf
Fabian Zachel mit dem Symbol seines Wahlkampfs am Revers: der rote Löwe.

Fabian Zachel will Oberbürgermeister werden, den Amtsinhaber aus dem Amt fegen, künftig ins Büro 01 des Rathauses einziehen und diese Stadt regieren. Dazu haben Kommunikations-Strategen der SPD ihm offenbar geraten, ein Sinnbild zu wählen. Und sie kamen auf den Löwen. Der prangt im Stadtwappen Düsseldorfs für das Herzogtums Berg, steht als Bergischer Löwe auf der Kö und Namensgeber für scharfen Senf bekannt. Nun soll er in Rot – klar, was sonst? – zum Leitmotiv in Zachels Wahlkampf werden. Auf den Plakaten der Kampagne ist er bereits im kühnen Sprung zu sehen, jetzt wird er als possierlicher Sticker fürs Revers oder den Blusen-Kragen verteilt: winzig und knallrot mit doppelt geschweiftem Schwanz. Als Zachel an diesem Abend im Kulturhaus Garath auftritt, trägt er das Tierchen links oben an seinem Jackett.

Der Löwe: König der Tiere, Herrscher über alles, was in der Natur zwei, vier oder noch mehr Beine hat, als „Lion King“ von Disney gefeiert und in aller Welt beliebtes Gleichnis für Macht und Stärke. Ausdruck des Muts, der Aggression und des unbedingten Willens zu siegen. So ist sein Charakter, weil da, wo er lebt, kann er es sich nicht leisten, nett zu sein zu Antilope, Affe und Co. Er ist nicht nur der Chef von allen, sondern er frisst sie auch. Täglich. Ein Löwe mit Beißhemmung ist eine Fehlbesetzung und taugt bestenfalls als Bettvorleger.

Kein Killer-Instinkt
Doch der Mann, der nun unter diesem Bild Wahlkampf macht, scheint (noch) weit entfernt von jedem Killer-Instinkt. Selbst von seinem Widerpart, Oberbürgermeister Stephan Keller, ist bekannt, dass er seinen Herausforderer schätzt. Wohl auch weil es schwer ist, Zachel nicht zu mögen. Der rund 1,90 Meter große Politiker könnte locker als everybody’s darling fungieren. Ihn sich vorzustellen, wie er – einem Raubtier gleich – irgendwen oder irgendwas zur Strecke bringt, fällt schwer. Schillers Warnung „Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken“ ist hier nicht erforderlich.

Doch leider ist Teil des Begriffs Wahlkampf das Wort „Kampf“. Das ist laut Definition eine „Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehreren Parteien, bei der Kräfte gegeneinander eingesetzt werden, sei es körperlich, geistig, politisch oder symbolisch, mit dem Ziel, einen Sieg oder eine Vorherrschaft zu erringen“. Kein freundliches tête-à-tête, sondern ein klar definiertes Spiel: Hier der Sieger, dort der Verlierer. The winner takes it all, heißt es im Englischen – der Sieger kriegt alles. Das klingt brutal, und ist es auch. Aber so sind die Regeln für den 14. September und, sollte es zu einer Stichwahl kommen, auch für den 28. September.

Will Zachel dem entsprechen, muss er die Krallen ausfahren, auf die sanfte Tour verhungert Simba. Zachel als roter Löwe? Eher Schmusekater denke ich an diesem Abend im Kulturhaus Garath. Ich hatte Attacke erwartet. Vor allem mit dem Ziel, sich zum Kampf um diesen Stadtteil zu bekennen, in dem jetzt die Braunen stärkste Kraft sind. Das muss doch an der sozialdemokratischen Seele nagen, hatte ich gedacht und war gespannt, vom Kandidaten zu hören, wie seine Partei das mit ihm an der Spitze ändern möchte. Aber da kam nichts.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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