Ein Bild und seine peinliche Botschaft
Eins vorab: Wir tragen die Verantwortung für die Verbreitung des Fotos, denn wir haben das Bild der Agentur Imago ausgesucht und veröffentlicht, weil wir eine Optik für unseren Bericht zur Olympia-Bewerbung Rhein-Ruhr brauchten. Das Bild schien passend: Man sieht vorne einen Judoka, dann Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Volker Bouffier, Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbunds. Alle drei übrigens CDU-Politiker. Das Bild entstand im Mai dieses Jahres, als man verkündete, dass sich die Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben möchte.
Schon bei der Bildauswahl hatte ich leise Zweifel. Mir fiel auf, dass man hinter den drei hochgewachsenen Männern, größtenteils verdeckt, zwei Frauen im Rollstuhl erkennen konnte. Offenbar Teilnehmerinnen der Paralympics. Sportlerinnen also, die trotz Einschränkung in ihrer Sportart enorme Leistungen erbringen. Sie nach hinten gerückt zu sehen, kaum noch erkennbar, verursachte mir Unbehagen. Doch ich ging diesem Gefühl nicht nach, womöglich weil ich es für übertrieben hielt.
So erschien dieses Foto bei VierNull. Erst am nächsten Tag wurde mir klar: Das war ein Fehler. Leider zu spät. Ich formulierte mein Bedauern und meinen nun geschärften Blick in dieser Newsletter-Einleitung. Prompt kamen zahlreiche Mails, in denen exakt das, was ich empfunden hatte, beschrieben wurde. Zweifel, Unbehagen, Zorn, Unverständnis, Empörung. Auffallend für mich: Die Nachrichten kamen durchweg von Frauen.
Die Kommentare
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