Der blaue Fleck im Düsseldorfer Norden

Nirgendwo in der Stadt war der prozentuale Stimmanteil der AfD bei der Ratswahl so hoch wie in einem kleinen Stimmbezirk in Rath. Eine Spurensuche.
Von Marc Latsch (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 23. September 2025
Rath, Wahlbeteiligung und AfD-Gewinne, Lünener StrasseFoto: Andreas Endermann
Spielplatz-Idylle ohne Menschen – der Stimmbezirk 6303 besteht aus einem ruhigen Wohngebiet.

Im Südwesten Raths befindet sich ein kleines Wohngebiet. Es ist umgeben von Kleingärten, Tennisplätzen, einem Park und zwei Discountern. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite des Rather Kreuzwegs, erstreckt sich das 900.000 Quadratmeter große ehemalige Vallourec-Gelände. Es ist ein unscheinbares Viertel voller Mehrfamilienhäuser, zwischen denen sich schmale Wege, Straßen und Spielplätze abwechseln. Bei der Kommunalwahl in Düsseldorf trug es die Stimmbezirksnummer 6303. Von den 120 Menschen, die hier vor Ort im Wahllokal ihre Stimmen für den Stadtrat abgaben, wählten 45 Prozent die AfD. So hoch war der Anteil nirgendwo sonst in der Stadt.

Es ist eine kleine Zahl. 120 unter knapp 250.000 Wähler:innen in Düsseldorf. Viel zu gering, um einen wirklichen Unterschied zu machen. Aber auch zu groß, um das Ergebnis dort als statistischen Zufall abzutun. Es muss Gründe geben, warum dieser kleine Stimmbezirk im Norden noch vor den erwarteten Hochburgen der extremen Rechten im tiefen Süden Garaths landete. Dieser Text soll ein Beitrag auf der Suche nach Antworten sein – auch für andere Orte in der Stadt.

Es ist der Mittwoch nach der Wahl. Katrin Peters hat ihr Ziel erreicht. Sie ist als Siegerin ihres Wahlkreises in den Düsseldorfer Stadtrat eingezogen. Nun ist sie noch unterwegs, um ihre Plakate und die Menschen auf das nächste Ziel einzustellen: Stephan Keller geht in die Stichwahl und möchte Oberbürgermeister bleiben. „Als die ersten Stimmen ausgezählt waren, ist mir auch der Atem gestockt“, sagt die 37-Jährige. Unter den elf Bezirken im Wahlkreis „Mörsenbroich Nord, Rath Mitte“ war derjenige mit der Nummer 6303 der schnellste. Auf dem Bildschirm erschienen zunächst die 45 Prozent für ihren AfD-Kontrahenten Thomas Krabbe und die 15 Prozent für sie als CDU-Kandidatin. „Es ist ein schönes Wohnviertel – grün, viele Spielplätze, alles sauber. Ich habe überhaupt keine negativen Reaktionen gespürt und dachte, hier habe ich ein paar Leute erreicht.“

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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