Das sagen die OB-Kandidierenden zum Autoverkehr in Düsseldorf

Wir haben die Themen und Fragen gesammelt, die den Wählerinnen und Wählern besonders wichtig sind. Diese Fragen haben dann die Politikerinnen und Politiker bekommen, die an die Rathausspitze wollen. Hier kommen ihre Antworten zu Staus und Parkplätzen.
Von viernull
Veröffentlicht am 25. Juli 2025
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„Deine Stimme, Deine Themen“ ist ein Projekt, das VierNull zusammen mit Correctiv und anderen neuen Lokalmedien entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht die Programme der Bewerberinnen und Bewerber, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürgern besonders bewegt. Mehrere hundert Fragen sind so im Frühsommer zusammengekommen.

Die Einsendungen haben wir nach Schwerpunkten sortiert und innerhalb der Schwerpunkte die am häufigsten gestellten Fragen zusammengestellt. Diese haben wir den Kandidierenden geschickt, die Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden möchten. Nun veröffentlichen wir in einer Serie die Antworten. In dieser Folge geht es um den Autoverkehr. Alle Folgen unserer Reihe finden Sie hier.

Frage 1: Wie möchten Sie dem Stau in Düsseldorf entgegenwirken?
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ein staufreies Düsseldorf bleibt mein Ziel – durch eine Verkehrspolitik, die auf Vernetzung, Technologie und Praxisnähe setzt, nicht auf Verbote. Düsseldorf ist seit langem Vorreiter in der Verkehrstechnik. Digitales Baustellenmanagement, intelligente Ampelsteuerungen, sensorgestütztes Parkraummanagement, autonomes und teleoperiertes Fahren sind hier bereits erprobt worden und werden in den nächsten fünf Jahren wichtige Elemente einer zukunftsfähigen Verkehrssteuerung. Auch gestützt durch den neuen digitalen Zwilling unserer Stadt. Ich setze mich für ein modernes Kernstraßennetz ein, wie es auch die IHK vorschlägt, um zentrale Achsen zu entlasten. Smarte Park&Ride-Parkplätze wie zum Beispiel bei der Provinzial am Werstener Kreuz helfen, den Innenstadtverkehr zu reduzieren. Gleichzeitig gehört für mich die Stärkung des ÖPNV als Rückgrat der städtischen Mobilität und die Steigerung des Radverkehrsanteils auf 25 Prozent dazu.

Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Weniger Stau gibt es nur mit mehr Bus & Bahn, Fuß- und Radverkehr. Denn der Platz in unserer Stadt ist begrenzt. Wir können uns nicht mit mehr Straßen aus dem Stau heraus bauen.

Als Oberbürgermeisterin wird es meine Priorität, für eine bessere Auswahl zu sorgen: sichere Radwege, mehr Sharing-Angebote, Platz für Fußgänger:innen, eine bessere Rheinbahn – damit mehr Menschen gerne umsteigen. Nur dann ist auf den Straßen genug Platz für diejenigen, die auf ein Auto angewiesen sind und für den Wirtschaftsverkehr.

Dazu kommen technische Lösungen zur Verkehrssteuerung, regionale Zusammenarbeit für einen besseren Regionalverkehr und wirksame Park + Ride-Konzepte.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
In der Stadt gibt es eine Vielzahl von Baustellen, auf denen wenig bis nichts passiert. Sie sind ein großes Hindernis für unseren Verkehr. Der Stau, der daraus resultiert, lässt sich deutlich reduzieren durch ein besseres Management. Da zeigt das Beispiel Bochum, dass man nicht überall gleichzeitig Baustellen eröffnen muss, wenn man digitaler denkt und plant. Da die Sanierung unserer Brücken und Infrastruktur gerade essenziell ist, muss eine klügere Planung her.

Der Verkehr endet nicht an der Stadtgrenze. Als Pendelstadt braucht Düsseldorf einen neuen Austausch mit den Nachbarstädten, um sich besser abzustimmen. Durch eine solche Kooperation entstehen unter anderem Park & Ride-Angebote, die tatsächlich genutzt werden.

Um den Verkehr zu reduzieren, müssen Busse, Bahnen und Züge eine attraktivere Alternative zum PKW werden. Dafür braucht es einen ÖPNV, der mit der Region mitwächst – nicht einen, der Menschen zurückhält. Deshalb muss die Rheinquerung der U81 absolute Priorität haben.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Jeder, der täglich über die A46 oder die großen Einfallstraßen pendelt, weiß: Stau ist verlorene Lebenszeit. Wir setzen auf einen Mix aus intelligentem Verkehrsmanagement und Infrastrukturausbau. Konkret werden wir die „Grüne Welle“ reaktivieren und Ampelschaltungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) dynamisch an das Verkehrsaufkommen anpassen. Wir werden eine zentrale Koordinierungsstelle für Baustellen einrichten, um zu verhindern, dass Straßen wie die Rethelstraße oder die Luegallee mehrfach hintereinander aufgerissen werden. Gleichzeitig bauen wir Park & Ride-Angebote aus und machen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) so attraktiv, dass der Umstieg leichtfällt. Ziel ist ein flüssiger Verkehr für alle, die in und für Düsseldorf unterwegs sind.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Wenn mehr Menschen öfter den Bus, die Bahn und das Fahrrad nutzen und mehr zu Fuß gehen, wird sich das mit dem Stau von selbst erledigen. Vor allem, wenn man konkrete Maßnahmen für Pendler:innen umsetzt. Statt immer mehr Autoverkehr in die Stadt zu schleusen, muss sich die Verkehrspolitik darauf fokussieren, den Umstieg vom Auto auf den Umweltverbund zu organisieren und dafür attraktive Angebote schaffen. Ein Baustein ist auch, massiv in bezahlbares Wohnen zu investieren. Denn, wer hier wohnen kann, braucht nicht mehr zu pendeln. Der konsequente Einsatz von Sensorik durch Smart City Ansätze kann ebenfalls helfen den Verkehr effizienter zu steuern. Hier braucht es mehr als Modellprojekte.  

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich will Staus intelligent reduzieren – nicht durch neue Verbote, sondern durch bessere Organisation. In Barcelona zeigt sich, wie digitale Verkehrssteuerung für mehr Fluss sorgt. Auch in Düsseldorf sollen KI-gestützte Ampelschaltungen und automatisierte Stauprognosen helfen, den Verkehr auf den Hauptachsen vorausschauend zu lenken. Vor allem bei Baustellen will ich ansetzen: Sie sollen intelligenter geplant, zeitlich besser abgestimmt und öffentlich klar kommuniziert werden – mit digitaler Übersicht zu Dauer, Umleitungen und Zweck. Wer weiß, warum eine Baustelle da ist und wie lange sie dauert, hat mehr Verständnis – und kann besser ausweichen. Pendler:innen brauchen zusätzliche Mobilitätsstationen an den Stadtgrenzen, um flexibel auf Bahn, Bus oder Rad umsteigen zu können. Ich will, dass alle gut durch Düsseldorf kommen – mit einem System, das durchdacht, transparent und zuverlässig funktioniert.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Stau lösen durch Autoreduktion: weniger Parkplätze im Straßenraum, dafür P+R-Anlagen mit direkter ÖPNV-Anbindung. Mobilitätshubs mit Car- und Bike-Sharing an allen S-Bahn-Stationen. ÖPNV-Ticket-Nachweis für Autofahrten ins Zentrum als Anti-Stau-Maßnahme. Intelligentes Verkehrsmanagement für Liefer- und Einsatzfahrzeuge.

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
1. Im Innenstadtbereich sollte eine „Congestion Charge“-Zone entstehen – je mehr Fahrzeuge einfahren, desto teurer wird es (Ausnahmen für Handwerker etc.). So kommen übrigens auch außerstädtische Fahrer dazu, ihren Beitrag zu der Situation zu leisten.

2. Ein „2te Reihe Pass“: Wer in der zweiten Reihe kurz hält (zum Beispiel Paketdienste) muss eine Jahresgenehmigung kaufen –  zehn Euro pro Tag und wer ohne erwischt wird, zahlt  die dreifache Jahresgebühr.

3. Baustellenplanung: Hier müssen zum einen verbindliche Zeiten vereinbart werden, zum anderen mehr Abstimmung unter den Ämtern stattfinden, damit die gleiche Stelle nicht mehrfach geöffnet werden muss. Dazu sollte es ein Meldesystem geben, über das man die Behinderung immer wieder anzeigen kann, das öffentlich ist und anzeigt, wie viele Menschen tagtäglich von einem Verkehrsumstand behindert werden.

Und auch hier wird es ohne digitale Tools schwierig, die Situation in den Griff zu kriegen. Leider hat sich Düsseldorf dazu entschlossen, nur mit Faustkeilen und ohne moderne Powertools sich dem Problem zu widmen.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.

Frage 2: Wie wollen Sie den Park-Druck verringern?
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ich will den Parkdruck spürbar reduzieren – mit einem intelligenten Parkraummanagement und innovativen Konzepten. Quartiersgaragen volldigital und in Modulbauweise schaffen Platz für Anwohner und geben öffentlichen Raum frei. Park&Ride-Plätze wie das Smart Park&Ride bei der Provinzial am Werstener Kreuz sollen Pendlern das Angebot machen, umzusteigen. Digitale Parkleitsysteme können den Park-Suchverkehr reduzieren. Zudem sollen noch mehr Parkplatzflächen, die nur temporär genutzt werden (zum Beispiel Supermarktparkplätze, Unternehmensstellplätze) als „Feierabendparken“ für Anwohnende nutzbar gemacht werden. Zusätzliche Tiefgaragenanreize und eine angepasste Stellplatzsatzung gehören ebenso dazu. Denn wir brauchen auch Lösungen für diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind.

Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Wie beim Stau werden wir uns auch beim Parken nicht aus dem Problem heraus bauen. Der Platz in unserer Stadt ist schlicht begrenzt. Ich will den Menschen, die gerne mit der Rheinbahn, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs wären, bessere Angebote machen. Dann sind sie nicht mehr auf ein eigenes Auto angewiesen und können sich auch die Parkplatzsuche sparen.

Ergänzend will ich die Mobilitätsstationen und Carsharing-Angebote ausbauen, damit die Düsseldorfer:innen direkt in ihren Vierteln flexibel auf unterschiedliche Autos zugreifen können, wenn sie eines benötigen. Im Schnitt ersetzen wir mit einem Carsharing-Auto mindestens zehn private PKW – und sparen entsprechend neun Parkplätze.

Zusätzlich können Projekte wie das Feierabendparken an passenden Stellen für kurzfristige Entlastung und mehr Platz in unseren Vierteln sorgen.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Die Suche nach Parkplätzen sorgt neben großem Ärger am Lenkrad für weiteren Stau auf der Straße. Deswegen ist die Reduzierung des Parkdrucks keine Frage des guten Willens, sondern gehört ins neue Verkehrskonzept der Stadt. Wir brauchen dabei ein neues Lagebild, wer überhaupt wo und wie lange Parkraum nutzt. Hier braucht es mehr Interesse.

Klar ist, dass bei der Entlastung diejenigen, die in den Nachbarschaften wohnen, Priorität haben. Für sie werden wir kostengünstige Parkplätze schaffen, zum Beispiel in privaten Parkhäusern, in Firmenparkgaragen und auf den Parkplätzen von Supermärkten. So verlagern wir Parken vom öffentlichen in den privaten Raum.

Die Parkplätze müssen über eine App digital verfüg- und buchbar sein. Wir erarbeiten insbesondere bei großen Neubauprojekten einen Plan für die Einrichtung von Quartiersgaragen. Das Anwohnerparken darf nicht zur unsozialen Nebenkostenabrechnung der Stadt werden.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Die tägliche Parkplatzsuche, ob in Oberkassel, Flingern oder Benrath, ist für viele eine enorme Belastung. Wir werden den Bau von Quartiersgaragen vorantreiben, um den Parkdruck in den Wohnvierteln zu senken. Mit einer auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Analyse des Parkraums identifizieren wir ungenutzte Flächen, etwa auf Supermarkt-Parkplätzen, die nachts für Anwohnerinnen und Anwohner freigegeben werden können. Für den Einzelhandel in unseren Stadtteilzentren führen wir eine 30-minütige „Brötchentaste“ für kostenloses Kurzparken ein. Anwohnerparkgebühren müssen für die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer fair bleiben und dürfen keine versteckte Steuererhöhung sein.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
In Düsseldorf wächst proportional die Anzahl an Autos stärker als die Bevölkerung – das kann nicht so bleiben! Wir müssen die Abhängigkeit vom Auto und damit auch den Parkdruck verringern, indem wir den öffentlichen Nahverkehr sozial verträglicher gestalten und Rad- und Fußwege ausbauen.

Im Moment haben wir kein ausreichendes Parkleitsystem. Das Feierabendparken ist nur ein kleiner Baustein, zumal die Parkzeiten für viele nicht attraktiv sind. Zu viele private Flächen von Firmen stehen abends leer und stünden eigentlich zur Verfügung. 40.000 Parkplätze könnten so ermöglicht werden und so Raum schaffen für Gemeinwohlzwecke, für Bäume, Bürgersteige, Radwege oder Außenterrassen. 

Es wurde auch festgestellt, wer die Mobilitätsstationen mit all seinen Angeboten versteht, der ist eher bereit, sein Auto abzumelden. Entsprechend müssen die Mobilitätsstationen massiv ausgebaut, beworben und erklärt werden.

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich möchte den Parkraum in Düsseldorf besser nutzen – mit klugen, alltagstauglichen Lösungen statt pauschalen Einschränkungen. Mein Ziel: Drei neue Quartiersparkhäuser in den nächsten fünf Jahren – finanziert mit städtischen Partnern und privaten Investoren. Zusätzlich will ich prüfen, wo Firmenparkplätze abends und am Wochenende für Anwohnerinnen geöffnet werden können – das schafft sofort spürbare Entlastung. Künstliche Intelligenz kann helfen, freie Plätze effizient zu steuern und per App sichtbar zu machen. Wer sein Auto stehen lassen will, soll echte Alternativen haben: sichere Fahrradgaragen, Carsharing im Quartier und gezielte Förderung für E-Bikes und Lastenräder – etwa für Familien oder kleine Betriebe. Ich will mehr Bewegungsfreiheit für alle – ob mit Auto, Rad oder zu Fuß. Und ich möchte Lösungen gemeinsam mit den Bürgerinnen vor Ort entwickeln.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Um den Parkdruck in der Stadt zu verringern, sollten Pendler und Touristen die bereits vorhandenen, aktuell kaum genutzten Park & Ride-Plätze an der Stadtgrenze nutzen. Durch eine deutliche Erhöhung der Parkgebühren für Nicht-Anwohner sowie die Entfernung aller kostenfreien Parkflächen im Innenstadtbereich wird das Parkaufkommen gezielt dorthin verlagert. Nachts können Supermarktparkplätze für Anwohner freigegeben werden, um trotz reduzierter Stellflächen wohnortnahes Parken zu ermöglichen, dies wird ja zum Teil auch schon von der CMD vorangetrieben. Zusätzlich entlasten ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, Car+Bikesharing- und Leihangebote sowie digitale Parkleitsysteme die Innenstadt. Ziel wird es sein, durch bessere Infrastruktur die Abhängigkeit vom eigenen Auto und die Notwendigkeit für ein eigenes Auto langfristig zu reduzieren – und damit auch das Parkproblem.

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Wenn man wie ich als Vater mit zwei kleinen Kindern unterwegs ist, passiert dies regelmäßig mit dem Auto. „Parkdruck“ ist meines Erachtens etwas übertrieben ausgedrückt. Ja, man kann nicht überall direkt vor dem Ort parken, wo man hinmöchte. Es gibt aber viele Parkhäuser und Parkflächen, an denen man immer eine Parkmöglichkeit hat und von der aus man zu Fuß den gewünschten Ort auch erreichen kann.

Und wenn uns das Parken so wichtig ist: Vielleicht müssen wir dann aufhören, Parkbuchten für Restaurants zur Bestuhlung freizugeben? Persönlich mag ich es, draußen zu sitzen. Aber wenn man in einem (gerne digitalen – haha) Bürgerentscheid dies einmal abfragen würde, könnte man sehen, was den Bürgern mehr am Herzen liegt.
Meine weiteren Vorschläge zum Verkehr sollten übrigens auch dazu führen, dass das Parken einfacher wird, da weniger Autos in die Stadt einfahren, wenn die Kosten höher werden, wenn mehr Menschen den ÖPNV nutzen, wenn das Ticket vom Arbeitgeber gestellt wird und wir endlich Radwege bekommen, die Spaß machen und die Fahrt idyllischer gestalten. Damit sind weniger Fahrzeuge in der Stadt und mehr Parkplätze verfügbar.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.


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