Das sagen die OB-Kandidierenden zu Rad und Rheinbahn in Düsseldorf

Wir haben die Themen und Fragen gesammelt, die den Wählerinnen und Wählern besonders wichtig sind. Diese Fragen haben dann die Politikerinnen und Politiker bekommen, die an die Rathausspitze wollen. Hier kommen ihre Antworten zu Nahverkehr und Radwegen.
Von viernull
Veröffentlicht am 27. Juli 2025
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„Deine Stimme, Deine Themen“ ist ein Projekt, das VierNull zusammen mit Correctiv und anderen neuen Lokalmedien entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht die Programme der Bewerberinnen und Bewerber, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürgern besonders bewegt. Mehrere hundert Fragen sind so im Frühsommer zusammengekommen.

Die Einsendungen haben wir nach Schwerpunkten sortiert und innerhalb der Schwerpunkte die am häufigsten gestellten Fragen zusammengestellt. Diese haben wir den Kandidierenden geschickt, die Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden möchten. Nun veröffentlichen wir in einer Serie die Antworten. Diesmal geht es um Rad, Bus und Bahn. Die Reihenfolge der Kandidierenden rotiert von Folge zu Folge.

Frage 1: Was wollen Sie tun, um das Radwegenetz auszubauen und für mehr Sicherheit auf diesen Wegen zu sorgen?
Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Sichere und durchgehende Radwege werden mit mir als Oberbürgermeisterin eine Priorität der Stadtverwaltung und ihrer Tochterunternehmen – im Alltag, nicht in Sonntagsreden wie bei den Politikern von SPD und CDU in den letzten Jahren.

Das Wissen, die Pläne und die politischen Beschlüsse sind da. Auch die nötigen finanziellen Mittel und Personalstellen haben wir GRÜNE in den letzten Jahren im Stadtrat durchgesetzt. Was fehlt, ist eine umsetzungsstarke Struktur in der Verwaltung und die richtige Prioritätensetzung. Gefahrenstellen und Lücken im bestehenden Netz müssen zuerst angegangen werden, damit Verbesserungen spürbar werden.

Gerade bei den Radleitouten brauchen wir mehr Tempo in der Umsetzung, nicht weniger. Aktuell feiert sich der OB für den Spatenstich der zweiten Radleitroute – laut Beschluss sollten die kompletten zwölf Kilometer aber schon längst fertig sein. Wir brauchen eine Oberbürgermeisterin, die das Thema zur Chefinsache macht und nicht nur vom Radfahren redet.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Der amtierende Oberbürgermeister wollte Düsseldorf zur Fahrradhauptstadt machen. Daraus ist nichts geworden. Einzelne Projekte wurden groß angekündigt – und dann aktiv verhindert oder still beerdigt. Der Ausbau des Radhauptnetzes stockt, keine einzige Fahrradleitroute wurde realisiert.

Ich stehe für eine neue Entschlossenheit ein, dass tatsächlich etwas passiert. Jährlich sollen 30 Kilometer neue, sichere und durchgängige Radwege entstehen – gerade auch in den Außenbezirken.

Wo auf den Hauptachsen bereits möglich, sollen nun sichtbare, sichere und winterfeste Protected Bike Lanes kommen. Radwege sind zudem keine Haltebuchten oder Parkplätze. Wer hier das Auto abstellt, gefährdet den gesamten Verkehr und Radfahrende im Besonderen. Deshalb wird hier in Zukunft konsequent kontrolliert und abgeschleppt.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Sicherheit und Qualität stehen für uns an erster Stelle. Viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer wünschen sich, dass ihre Kinder sicher mit dem Rad zur Schule fahren können. Deshalb setzen wir auf den Ausbau von Fahrradstraßen auf ruhigeren Parallelrouten, wie etwa der Talstraße statt der Friedrichstraße. Wir starten eine Instandhaltungsoffensive mit einem festen Budget, um Schlaglöcher schnell zu beseitigen. Bei Baustellen werden sichere Umleitungen für den Radverkehr zur Pflicht. Ein Knotenpunktsystem nach niederländischem Vorbild soll zudem die Orientierung erleichtern. So schaffen wir ein Radnetz, auf dem sich alle Generationen in unserer Stadt sicher und wohlfühlen.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Wir setzen uns für einen zügigeren Ausbau des Radwegenetzes ein – mit weniger als 3 km in 2024 geht es derzeit nur im Schneckentempo voran. Viele Pläne werden aus Angst vor der Reaktion der Autofahrenden und der Wählerschaft politisch blockiert. Leider steckt der vorhandene Verkehrsraum noch in den 90ern. Er muss neu und fairer aufgeteilt werden. 

Geh- und Radwege müssen klar gekennzeichnet sowie sicher und großzügig gestaltet sein, damit alle Verkehrsteilnehmenden ausreichend Platz und Schutz erhalten. Wir setzen dabei auch auf baulich abgetrennte Radwege. Vor Einrichtungen, die besonders intensiv von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, sind zusätzliche Maßnahmen zu treffen. So befürworten wir beispielsweise Schulstraßen. Highlights unserer Vision sind eine autofreie Königsallee und gut beschilderte Radhaupt- und Bezirksnetze. 

Dringend braucht es auch mehr Fahrradabstellplätze in Fahrradparkhäusern, vor allem an ÖPNV-Haltestellen. Beispielsweise Bilk-S, der Hauptbahnhof und die Innenstadt sollten entsprechend ausgestattet werden. 

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Jeder Mensch soll sich in Düsseldorf angstfrei mit dem Rad bewegen können – vom Schulkind bis zur Seniorin. Dafür will ich ein gut durchdachtes Gesamtkonzept für sichere, durchgängige Radverbindungen entwickeln. In Kopenhagen und Amsterdam zeigt sich: Wer klug plant, gewinnt neue Radfahrer:innen – und entlastet die Straße für alle. Ich will bestehende Wege verbessern, Engstellen entschärfen und in gefährlichen Bereichen mit Pop-up-Radwegen schnell handeln – als Übergang zu dauerhaften Lösungen. Zusätzlich möchte ich in jedem Stadtteil gemeinsam mit den Menschen vor Ort Straßen identifizieren, die sich als Fahrradstraßen eignen – ergänzt durch klar definierte Autostraßen. Beispiel: die Talstraße als Fahrradstraße, die Friedrichstraße als Autostraße. So schaffen wir Raum für alle – mit Rücksicht, Sicherheit und weniger Stress.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Keine Priorität für Parkplätze zum Nachteil des Radwegebaus. Breite, baulich getrennte Radspuren auf allen Hauptachsen mit sicheren Kreuzungen nach Kopenhagener Vorbild (vorgezogene Haltelinien, eigene Ampelphasen). Bis 2030 lückenloses „Kinder-Radnetz“ zu allen Schulen und Freizeiteinrichtungen. Projekt „Rheinufer 2030″ für optimierte Anbindung der Stadtteile an den Rhein (Fahrrad, Rollerblades, Skateboard) – stärkt Radwegenetz und Naherholung.

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Auch wenn ich selber Radfahrer bin, bin ich kein Fachmann auf dem Gebiet. Ich würde mich mit den entsprechenden Vereinen wie dem ADFC an den Tisch setzen, um ein „Wunschszenario“ zu besprechen. Dann müssten die entsprechenden Ämter mit an den Tisch, um danach zu analysieren, was angeblich umsetzbar ist und was nicht.

DANACH müssten Verkehrsexperten beide Seiten betrachten, um zu bewerten, welche Dinge wirklich umsetzbar sind, welche nicht und welche möglichen Alternativen es gibt. Eins steht aber fest: Wenn andere Städte es geschafft haben, dann zeigt dies, dass es grundsätzlich möglich ist und es viel mit der Einstellung zu dem Thema zu tun hat – auf allen Seiten.

Die Sicherheit lässt sich vor allem durch klare Trennung der Verkehrsarten verbessern. Wenn Radfahrer nicht mit Autos konkurrieren müssen, sinkt das Unfallrisiko deutlich. Homogene Verkehrsflächen machen das Verhalten für alle berechenbarer – und damit sicherer.

Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ich will den Radverkehrsanteil auf 25 Prozent erhöhen – mit Lückenschlüssen im Radhauptnetz, modernen Radleitrouten, sicheren Radwegen und klaren Markierungen. Mit den Radleitrouten 1 und 2 von Ost nach West und von Nord nach Süd werden bereits jetzt schnelle und komfortable Radverbindungen geschaffen, auf denen sich Radfahrer sicher fühlen können. Radfahren soll in Düsseldorf selbstverständlich werden – auch als Verkehrsmittel im Alltag und für alle Altersgruppen. Dafür stehe ich mit persönlicher Überzeugung und Kompetenz.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.

Frage 2: Welche Idee haben Sie, um den ÖPNV attraktiver zu gestalten? Denken Sie dabei auch an Preissenkung oder kostenlose Tickets?
Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Öfter, zuverlässiger, weiter – und mit dauerhaft günstigen Tickets. So möchte ich die Rheinbahn stärken:

  • Öfter fahren: Den Takt der Rheinbahn möchte ich weiter verdichten und in die dafür nötigen Mitarbeiter:innen, Fahrzeuge und Betriebshöfe investieren. Auf den wichtigsten Verbindungen sollten wir gar nicht mehr auf den Fahrplan gucken, weil wir nie lange auf die nächste Bahn warten.
  • Neue Strecken: Mit dem neuen ‚Zielnetz‘ haben wir im Stadtrat schon die Prioritäten für neue Bahnstrecken in Düsseldorf beschlossen. Im Gegensatz zum CDU-OB, der eine Verbindung direkt wieder in Frage stellt, halte ich am Ausbau des ÖPNV fest.
  • Passende Preise: Wir GRÜNE setzen uns im Bund und im Land für ein stabiles Deutschlandticket, ein günstigeres Sozialticket und den Erhalt des Deutschlandtickets Sozial ein.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Düsseldorf wird den wenig schmeichelhaften Titel „Stauhauptstadt“ nur los, wenn der öffentliche Nahverkehr verlässlich funktioniert und eine echte Alternative ist. Dafür muss er bezahlbar sein. Für viele Gruppen ist er das bereits nicht mehr. Deshalb braucht es für junge Menschen, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit geringem Einkommen städtische Subventionen für faire Ticketpreise.

Zur Attraktivität gehört auch, dass Busse und Bahnen regelmäßig kommen und die Wartenden sich nicht am Bahnsteig stauen. Auf den stärker frequentierten Hauptlinien der Rheinbahn sollen deshalb alle Möglichkeiten genutzt werden, den Takt in der Rushhour deutlich zu verdichten.

Die Stadtteile, die nicht im Zentrum sind, brauchen zudem eine bessere Anbindung. So setze ich mich für Vennhausen, Lichtenbroich oder Knittkuhl für flexiblere Buslösungen oder On-Demand-Angeboten ein. Auch im MetroBus-Netz lassen sich zusätzliche Verbindungen schaffen, um Stadtteile untereinander besser zu verbinden.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Unsere Rheinbahn muss ein Aushängeschild für Düsseldorf sein, auf das wir stolz sein können. Attraktivität entsteht durch Leistung, nicht durch ein Nulltarif-Versprechen, das am Ende die Qualität schwächt. Wir wollen in moderne, klimatisierte Fahrzeuge mit WLAN investieren. Ein ganz entscheidender Punkt ist zudem die Sicherheit: Wir werden für mehr Präsenz von Sicherheitspersonal in den Fahrzeugen und an den Haltestellen sorgen, besonders in den Abendstunden. Wir werden das On-Demand-Angebot „flexy“ auf das ganze Stadtgebiet ausweiten, um auch die Außenbezirke besser anzubinden. Zudem führen wir ein Check-in-System ein, bei dem man einfach die Girokarte an ein Lesegerät hält – ideal für Gelegenheitsfahrer und Touristen. Das, kombiniert mit engeren Takten und mehr Pünktlichkeit, macht den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu einer echten Alternative für die Menschen in unserer Stadt.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Langfristig braucht es einen umlagefinanzierten ÖPNV, der für seine Nutzer:innen ticketfrei funktioniert. Als soziale Sofortmaßnahme sollen alle DüsselPass-Inhaber:innen ein kostenloses Deutschlandticket erhalten. Zudem wollen wir die Kurzstrecke wieder einführen und langfristig Bargeld-Ticketkäufe gewährleisten. Das bedeutet auch, dass wir neue Verhandlungen mit der Rheinbahn anstreben, um das „Calo-Projekt“ zu verändern. 

Was die Ausgestaltung des Busliniennetzes und die Taktung angeht, können sofortige Verbesserungen getroffen werden. Aber auch den schienengebundenen Nahverkehr müssen wir anpacken, damit mittelfristig ganz Düsseldorf besser angebunden ist. Konkret wollen wir beispielsweise den Straßenbahnverkehr in den Norden und über die Oststraße ausbauen. 

Zudem müssen alle Haltestellen mit ausreichend Bänken und Unterstellmöglichkeiten ausgestattet sein. Aufzüge und Rolltreppen müssen stets funktionieren und die Reinigung deutlich verbessert werden. Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit müssen schneller umgesetzt werden.  

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich finde, Düsseldorf hat schon einen ordentlichen ÖPNV – aber ich sehe viel Potenzial, ihn noch besser, bequemer und klüger zu machen. In Wien kostet das Jahresticket nur 1 Euro pro Tag. Auch hier sollten wir ein einfaches, faires Modell schaffen, das vielen den Einstieg erleichtert. Mir ist wichtig, dass Bus und Bahn gut getaktet sind – besonders morgens und abends, wenn viele unterwegs sind. Künstliche Intelligenz kann helfen, den Takt dynamisch zu steuern oder Verspätungen besser vorherzusagen. Ich möchte WLAN in den Fahrzeugen, klar verständliche Anzeigen, gute Umsteigepunkte und Haltestellen, die auch für Kinderwagen oder Rollatoren gut nutzbar sind. Die Orientierung soll einfacher werden: mit einer übersichtlichen App und gut lesbaren Fahrplänen. Pendler*innen aus dem Umland brauchen zuverlässige Anschlüsse und schnelle Umstiegsmöglichkeiten. Mein Ziel: ein ÖPNV, der Freude macht – weil er funktioniert.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Kostenloses Deutschlandticket für alle Schüler:innen, App-Rabatte außerhalb der Stoßzeiten. Express-Buslinien zu Arbeitszentren (Medienhafen, Airport City). Langfristig kostenfreier, steuerfinanzierter ÖPNV. Alle Fahrzeuge mit funktionierenden Heizungen und Klimaanlagen. Autonome Fahrzeuge für Randbereiche und Sammelfahrten, sobald verfügbar.

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Der Düsseldorfer ÖPNV ist trotz hoher Ticketpreise stark defizitär. Eine generelle Preissenkung ist deshalb kurzfristig kaum finanzierbar. Hier braucht es eine ungeschönte Ursachenanalyse.

In der Zwischenzeit kann man aber Düsseldorfer Arbeitgeber dazu verpflichten, den im Stadtgebiet wohnenden Menschen kostenfreie Monatstickets über einen Fahrtkostenzuschuss zur Verfügung stellen – wer in Düsseldorf für Düsseldorfer Firmen arbeitet, soll dadurch einen Vorteil haben. Für diese Düsseldorfer Firmen kann die Stadt dann eine teilweise Anrechenbarkeit bei der Gewerbesteuer oder anderen Abgaben gewähren, damit die Kosten verteilt werden.

Und mit mehr digitalen Ansätzen, könnten man den Menschen, die den ÖPNV regelmäßig nutzten und die Straßen entlasten, auch wieder zusätzliche Benefits zukommen lassen, um in anderen Bereichen Vorteile zu erhalten.

Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ich setze auf ein pünktliches, sauberes und zuverlässiges ÖPNV-Angebot als Rückgrat der städtischen Mobilität: Mit der 2. Stufe des Rheintaktes wird sich das Angebot nochmals verbessern. Nach der Inbetriebnahme der U 81 zum Flughafen werden wir die Querung des Rheins und die Anbindung des Fernbahnhofes vorbereiten. Das Projekt eines multimodalen Hubs am Fernbahnhof hat hohe Priorität. Netzergänzungen im Düsseldorfer Süden und Osten sind sinnvolle Projekte im Rahmen der Nahverkehrsplanung. Ebenso wie moderne Fahrgastinformationen und barrierefreier Zugang. Das Deutschlandticket für Schüler will ich fortführen. Kostenlosen ÖPNV für alle lehne ich ab – er wäre finanziell nicht tragbar und würde Qualität und Ausbau gefährden. Mein Ziel: ein starker ÖPNV, der im Alltag überzeugt und zu fairen Preisen angeboten wird.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.


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