Düsseldorfer Malerschule
Es gibt Begriffe, die fallen in der NRW-Landeshauptstadt immer wieder, aber viele wissen nicht, was damit gemeint ist – zum Beispiel weil sie zugezogen oder schlicht zu jung sind. Wir erklären diese Begriffe in unserem Lexikon und sind sicher, dass auch gebürtige Düsseldorferinnen und Düsseldorfer dabei einiges lernen. In diesem Artikel geht es um die Düsseldorfer Malerschule.
Seien wir den Preußen dankbar: Denn sie haben uns – vermutlich unbeabsichtigt – etwas beschert, das Düsseldorf als Kunststadt auf Weltrang hob. Auf eine Ebene mit Paris und London. Denn hier entstand eine Richtung, die heute noch als Düsseldorfer Malerschule unter Fachleuten bekannt, berühmt und anerkannt ist. Auch Laien werden den Begriff schon einmal gehört haben. Aber was genau dahintersteckt, ist nicht so vielen bekannt.
Hans Paffrath weiß es, und zwar bis in die letzte Verästelung. Der Galerist, dessen Familie mehr als 100 Jahre Kunst an der Königsallee verkaufte und dessen Galerie jetzt im siebten Stock über dem Breidenbacher Hof sitzt, ist eng verwoben mit der Malerschule. Mit ihm darüber zu sprechen, ist Kunstgeschichte live. Das Thema liegt ihm am Herzen, wohl auch, weil einer seiner Vorfahren schon damit zu tun hatte.
Zunächst noch einmal zu den Preußen. Nach dem Wiener Kongress, der Europa 1814 und 1815 neu ordnete, fielen große Teile des Rheinlands an Preußen. Die Menschen dort waren ganz anders als die Menschen hier am Rhein und ahnten, dass man denen auch Gutes tun müsste. Also entsandte man 1825 einen gewissen Wilhelm von Schadow von Berlin an den Rhein, um die dortige Kunstakademie zu leiten. Ausdrücklich wurde Schadow aufgefordert, seine besten Schüler mitzubringen oder zu sich zu holen.
Der Mann erwies sich als echter Glücksfall. Binnen kürzester Zeit schuf er in der Akademie ein Klima sprießender Kreativität. Ein neuer Blick auf die Welt entstand, man malte (durchaus romantisierend) Landschaften, Menschen, Stillleben, historische Momente und Stimmungen. Ein wohlhabendes Bürgertum in den Rheinprovinzen hatte das nötige Geld, diese Werke zu kaufen und damit zu fördern. Der Einfluss dieser Künstler – es waren etliche hundert im Laufe der Zeit – war ein globaler. Sie gaben Stil und Technik weiter, erlangten Weltruhm, eben als Düsseldorfer Malerschule. Erst das viel später präsente Bauhaus in Dessau schaffte vergleichbares Renommee.
Ein gutes Beispiel ist das Bild „Washington Crossing the Delaware“, das in den USA wie eine Ikone verehrt wird und im Metropolitan Museum in New York hängt. Es stammt von Emanuel Leutze. Mehr dazu hat Sebastian Brück in seinem Text über die Geschichte dieses Bildes aufgeschrieben (hier nachzulesen).
In Düsseldorf gibt es vor allem zwei Möglichkeiten, Werke und Künstler der Malerschule kennenzulernen. Der Kunstpalast zeigt sie in seiner Dauerausstellung. Und der Verein „Deine Straßen, Deine Künstler*innen“ kümmert sich darum, die Vertreter der Kunstrichtung an den Orten vorzustellen, die nach ihnen benannt sind. Teil der Aktion „Da sind sie ja“ sind unter anderem Mintrop, Schadow und Lessing. Mehr über sie und andere Künstler der Düsseldorfer Malerschule findet man auf der dazugehörigen Internetseite.
Unser Foto zeigt das Gemälde „Washington überquert den Delaware“: Dieses in New York ausgestellte Werke malte Emanuel Leutze in seinem Atelier am heutigen Graf-Adolf-Platz. Foto: metmuseum.org
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