Düsseldorf plant eine Rüstungsmesse

Orientieren will sich die Stadt an den international bekannten Wehrtechnik-Schauen in Paris, London und Abu Dhabi. Die Suche nach einem zeitlich möglichst nahen Termin läuft.
Veröffentlicht am 31. März 2025
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Bei der Messe Eurosatory in Frankreich stellte auch das Düsseldorfer Unternehmen Rheinmetall aus. Foto: Chris Emil Janssen / Imago

In den nächsten Tagen wird die Messe Düsseldorf eine besondere Mitteilung veröffentlichen: Sie arbeitet an einer Veranstaltung für Wehrtechnik im weitesten Sinne. Es wird eine Verkaufsschau, auf der sich Waffen-Hersteller und deren Zulieferer sowie potenzielle Kunden aus den Regierungen der ganzen Welt treffen. Solche Präsentationen gibt es in Paris (Eurosatory) und London (Defence & Security Equipment International), dort finden sie alle zwei Jahre statt. Die ebenfalls als Vorbild betrachtete International Defence Exhibition & Conference (Idex) in Abu Dhabi, 1993 gegründet, gilt als die größte ihrer Art. Dass es diese Pläne gibt, hat Wolfram Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe, bei der Talkveranstaltung „Kaffee-Klatsch“ im Gespräch mit Moderator Heribert Klein erwähnt.

Es war das zweite Mal, dass die Idee zur Sprache kam. Bei der Bilanz-Pressekonferenz am 22. Januar, als er die neue Messe Xponential vorstellte, machte Diener ebenfalls eine Andeutung. Auf dieser neuen Schau, die im Februar in Düsseldorf stattfand, ging es um Robotik und autonom agierende Systeme. Hauptaussteller war Rheinmetall, einer der größten Anbieter von Wehrtechnik weltweit. Auf der Xponential war jede Form von Angeboten mit Waffen ausgeschlossen. Aus politischen Gründen, wie Diener sagte. Der Aufsichtsrat der Messe, unter anderem besetzt mit Vertretern des Stadtrats, hätte Nein zur Wehrtechnik gesagt.

Der Messe-Chef bedauerte diese Entscheidung. Man wolle Geschäfte machen, und daher müsse man auch diesen Bereich abdecken. Ein weiterer Kenner der Angebote auf der Xponential sagte, es seien dennoch eine Reihe von so genannten Komponenten gezeigt worden, die man sowohl zu zivilen als auch zu militärischen Zwecke einsetzen könnte. Wegen dieser engen technischen Vernetzung war Wehrtechnik also trotz des Verbots zu sehen. Insofern kann man die Xponential als logischen Vorläufer der neuen Schau sehen.

Oberbürgermeister Stephan Keller sagt Ja

Nun folgt also der nächste Schritt: eine eigene Düsseldorfer Messe für militärisches Material, sichtbar und unsichtbar, analog und virtuell. Oberbürgermeister Stephan Keller ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Messe und hat mir im Gespräch die Absicht und seine Zustimmung bestätigt. Es sei zwar bedauerlich, solche Dinge anpacken zu müssen, aber die Zeiten verlangten eine derartige Entscheidung, sagte der Rathaus-Chef. Dass es sowohl aus dem politischen Umfeld und bei der Veranstaltung selbst zu Protesten kommen wird, ist ihm klar.

Es gilt der Satz „Die Konkurrenz schläft nicht“. Aus dem Rathaus heißt es: „Wenn wir es nicht machen, werden Hannover oder München das gern übernehmen.“ Vor allem Hannover mit seinen Erfahrungen aus riesigen Industrie-Messen wäre geeignet. Die Hallenkapazität der Hannover Messe liegt bei rund 392.500 Quadratmeter und bietet damit die größte Hallenfläche in Deutschland. Auch Bayerns Landeshauptstadt könnte eine solche Schau gut präsentieren, denn dort verfügt man über das größte Freigelände aller Messestandorte in Deutschland.

Munition aus Neuss
Düsseldorf hat wahrscheinlich einen entscheidenden Vorteil: Hier sitzt Rheinmetall, eben einer der aktuell am stärksten gefragten Rüstungshersteller in Europa. Dass es aus dem Konzern Unterstützung für ein solches Event an seinem Heimat-Standort gibt, darf vorausgesetzt werden. Nahe an der Konzernzentrale würde es die Firma, trotz aller zu erwartender Widerstände, in der Außenansicht stärken. Außerdem hat man erst vor wenigen Wochen verkündet, in Neuss eine Niederlassung der Unternehmenstochter Pierburg umzurüsten. Dort werden bislang Teile für den Automobilbau hergestellt. Die Produktion läuft künftig unter dem Arbeitstitel „Weapon and Ammunition“ – Waffen und Munition.

Wer sich einen Eindruck von der Art der Schau machen will, kann sich Bilder aus Frankreich oder Großbritannien anschauen. Die Eurosatory ist eine Rüstungsmesse, die alle zwei Jahre nördlich von Paris in Villepinte stattfindet. Der Schwerpunkt liegt auf Heeres- und Luftlandetechnik. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem französischen Verteidigungsministerium ausgerichtet. Der Name stammt vom Versailler Garnisons-Stadtteil Satory. Die in London stattfindende Defence and Security Equipment International ist eine der weltweit führenden Präsentationen für Verteidigung und Sicherheit. Sie zählte zuletzt 35.000 Fachbesucher, darunter Regierungsvertreter und Militärs.

Apropos Fachbesucher: Ob es Privatleuten in Düsseldorf möglich sein wird, sich das Angebot anzuschauen, ist eine der zentralen Fragen. Einerseits weiß man um die Faszination von Militärtechnik und Waffen und könnte versuchen, das Event einem breiteren Publikum zu öffnen. Andererseits würde dies die Sicherheitsrisiken erheblich steigern.

Offen ist zudem noch diese Frage: Welchen Namen wird die neue Messe tragen?

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