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Die große Hafenrundfahrt

Wie ist der Düsseldorfer Hafen eigentlich dort, wo er nicht schick sein muss? Eine Erkundung jenseits der Kesselstraße.

Veröffentlicht am 28. November 2022
Containerhafen Düsseldorf
Ein Reach-Stacker transportiert die Container über das Hafengelände. Foto: Andreas Endermann

Ich bin schon mal hier gewesen, an dem Ort, an dem niemand willkommen geheißen wird. Anfang August stieg ich am S-Bahnhof Hamm aus. Vor der Brücke warnte mich ein Schild mit Ausrufezeichen in einem rotem Dreieck: „Achtung Hafengebiet“ und „Gefahr durch Eisenbahn- und Umschlagbetrieb“, das erste von vielen Warn- und Verbotsschildern. Trotzdem ging ich unter der Brücke hindurch und musste erstmal minutenlang warten, um die Straße zu überqueren. Da war ich also, im Hafen, und die Kfz brausten an mir vorbei, Lastwagen, Transporter, Autos. Ich bog nach rechts ab, an der Fringsstraße entlang, die zur Weizenmühlenstraßen wurde. Ich kam an den Fortin-Mühlenwerken vorbei und an „Deutsche Tiernahrung Cremer“, der erste ein wichtiger Player im Haferflocken-Business, der zweite ein Titan des Tierfuttermarkts, bekannt für die Marke „Deuka“. Doch das wusste ich damals noch nicht, und falls ich es gewusst hätte, wäre es mir auch herzlich egal gewesen, weil ich vor allem damit beschäftigt war, nicht auf dem Asphalt zu verenden.

Nirgendwo stand ein Baum, nirgendwo lag ein Schatten, überall Sonne, überall Beton. Beinahe das komplette Areal rechts der Weizenmühlenstraße ging für Parkplätze des Unternehmens Mosolf drauf, ein Spezialist für den Transport von Kraftfahrzeugen. Auf der linken Seite schloss sich an Haferflocken- und Futtergigantismus ein Gebrauchtwagenhändler an, der ungefähr ein Fußballfeld Platz einnahm. An der Plange Mühle, wo einst Getreide zu Diamantmehl gemahlen wurde, heute aber unter anderem eine Radiologie untergebracht ist, machte ich kehrt. Ich hatte den Hafen zu erkunden, aber wo war er denn, der Hafen?

Wenn Düsseldorfer:innen vom Hafen sprechen, dann meinen sie nicht das hier. Dann meinen sie nur den Teil zwischen Hammer Straße und Hyatt, den Medienhafen mit Kino, Eigelstein und diesem weißen und diesem silbernen Gebäude-Ensemble, die beide künstlerisch-schief in der Landschaft stehen. Doch jenseits der Kesselstraße endet die Schickisierung abrupt. Dort dient der Hafen nicht dem Zeitvertreib, sondern dem Broterwerb.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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