Alt und Jung zusammen – daher weniger allein

In Benrath gibt es eine Art Wohngemeinschaft, in der unterschiedliche Generationen leben. Sie alle eint ein Wunsch: Sie wollen nicht in der Anonymität zuhause sein, sondern in einer Umgebung, in der jeder jeden kennt.
Von Carolin Scholz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 8. Mai 2025
Mehrgenerationenwohnen an der Benrodestraße in Düsseldorf Benrath
Einige der Bewohnerinnen und Bewohners des Quartiers an der Benrodestraße.

Eine Studie der TU Darmstadt zeigte vor einigen Jahren, dass etwa jede:r zweite Mieter:in in Deutschland seine Nachbar:innen nicht kennt. Zwei Drittel der Befragten haben daran auch kein Interesse. Die Menschen, die in die neu gebauten Häuser an der Hospitalstraße in Benrath eingezogen sind, gehören sicher nicht zu dieser Gruppe. Mit ihrem Projekt wollen sie das Gegenteil: Nicht anonym, sondern gemeinschaftlich wohnen.

Durch ein Tor an der Benrodestraße tritt man in den neu gebauten Wohnkomplex. Dort befinden sich gleich zwei Herzstücke des Projekts: Der Innenhof und der Gemeinschaftsraum mit einer kleinen Küche, einer Spielecke, einem Kicker. Draußen stehen Sitzbänke, ein Sandkasten und bepflanzte Hochbeete. Rundherum ragen sechs neue Gebäude empor. In vier davon wohnen die Mitglieder des Vereins „Wohnprojekt Hospitalstraße“. Vermieterin ist die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWD), der Verein bestimmt mit, wer einziehen darf. Die Zusammensetzung derer, die hier Tür an Tür leben, ist wichtig für das Projekt.

Zuerst aber einen Schritt zurück. Zehn Jahre hat es gedauert, bis die Idee real wurde. Eine kleine Gruppe hatte sich 2013 zusammengetan mit einer zentralen Frage: Wie wollen wir wohnen, wenn wir alt sind? Wenn die Wege mühsamer werden, immer mehr Unterstützung notwendig ist und schon ein paar Stufen in die Wohnung zu viel sind? Vor allem, wenn es keine Familie gibt, die in der Nähe lebt, sich regelmäßig kümmert und erkundigt?

Früher sind Menschen oft im Kreis ihrer Angehörigen alt geworden. Die erwachsenen Kinder haben sich irgendwann um die Eltern gekümmert. Die Großeltern haben auf ihre Enkelkinder aufgepasst, sie waren ja ohnehin zuhause. Dieses Modell von mehreren Generationen unter einem Dach ist mit der Zeit selten geworden – besonders in der Großstadt.

Mehrgenerationen-Wohnprojekte ahmen diese Art des Zusammenlebens in gewisser Weise nach. Menschen in verschiedenen Altersgruppen und Lebensphasen teilen ein Haus – oder wie in Benrath ein Quartier. Statt anonyme Nachbarinnen und Nachbarn zu sein, entschließen sie sich, mehr aufeinander zu achten und sich umeinander zu kümmern. Die Ursprungsgruppe fasste das Gelände des alten Benrather Krankenhaus als mögliche Fläche für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt ins Auge und gründete einen ersten Verein. Daraus ging der heutige Verein „Wohnprojekt Hospitalstraße“ hervor.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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