House of Cards im Düsseldorfer Karneval, zweiter Teil

Am Abend des 13. März haben sich Vertreter der im Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) organisierten Vereine im Schützenhaus Eller getroffen. Eingeladen hatten Lothar Hörning, Stefan Kleinehr, Janine Kemmer und Uwe Willer. Das Quartett tritt an, die neue Führungsspitze des CC zu stellen – Hörning als Präsident, Kleinehr und Kemmer als Vize, Willer als Geschäftsführer. Beim Treffen, als privat deklariert, durften nur Vorsitzende oder Präsidenten der zum CC gehörenden Vereine dabei sein. Auf Anfrage wurde uns bedeutet, Medien seien nicht zugelassen.
Anfang März hatten die vier verkündet, die Jobs haben zu wollen. An sich ein normaler Vorgang, aber nicht in diesem Fall. Jedenfalls ist seitdem Qualm in der Hütte. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen:
1. Die vier wollen eine Satzungsänderung
Es soll dem CC-Präsidenten künftig gestattet sein, nebenbei auch einen Verein zu führen. Bisher ist das verboten, aus Angst vor Interessenkonflikten. Hörning jedoch, Präsident der Garde Blau-Weiß, besteht darauf. Der Antrag auf Änderung der Satzung liegt bereits vor. Eingereicht hat ihn Ex-Prinz Thomas Puppe als Präsident der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend (KaKaJu). Im Antrag wird vorgeschlagen, § 13 Absatz VI. der Satzung ersatzlos zu streichen.
Zur Begründung heißt es: „In der aktuellen Diskussion zur Neubesetzung des Vorstands des Comitee Düsseldorfer Carneval schließt dieser Passus eine Vielzahl von geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten (…) aus, da diese sich weiterhin in ihren Mitgliedsvereinen engagieren möchten.“ Weiter wird ausgeführt, das sei nicht zielführend und der „oberste Souverän“, die Mitgliederversammlung, sollte in ihrer Entscheidung frei sein. Außerdem sei der Passus erst 2009 aufgenommen worden, aus personenbezogenen Gründen. Zur Erklärung: Lothar Hörning, der Präsident des CC werden möchte, führt die Garde Blau Weiß und ist dort im Wort, das weiterhin zu tun. Also muss die Satzung geändert werden, wofür man allerdings drei Viertel der Stimmen braucht in der CC-Hauptversammlung.
2. Stefan Kleinehr soll Vize-Präsident bleiben
Das ist er schon seit Jahren und viele werfen ihm vor, das Amt auszuüben, um im Hintergrund Einfluss zu behalten. Vor allem seine Funktion als Inhaber der Agentur „Lust und Laune“ verursacht immer wieder Gerede, weil er im Prinzip alle namhaften Karnevalskünstler unter Vertrag hat. Er diktiere Programme und Honorare, heißt es. Wer sich nicht füge, finde keine Künstler für seine Veranstaltungen – und das fürchten die Vereine über alles. Denn es schneidet sie von einer existenziellen Einnahmequelle ab. Kleinehr gilt als wahrer Drahtzieher des präsentierten Quartetts. Würde Hörning gewählt und er bliebe Vize, hätte er weiter maßgeblichen Einfluss auf die organisierten Narren und vor allem stets alle Informationen, die er braucht.
3. Der Stil der Bewerbung
Als das Quartett Anfang März seine Bewerbung verkündete, wurden zwei Personen heftig brüskiert: der noch amtierende CC-Geschäftsführer Hans Jürgen Tüllmann und CC-Vize Rolf Herpens. Letzterer ist noch für zwei Jahre gewählt und müsste zugunsten von Janine Kemmer zurücktreten – wovon er aber nichts wusste. Pikant: Er ist auch Mitglied bei Blau-Weiß, wo Hörning als Präsident regiert. Tüllmann hatte zwar angedeutet, nicht mehr weitermachen zu wollen, war aber dennoch düpiert, vor vollendeten Tatsachen zu stehen.
4. Ehrenrat trat unter Protest zurück
Jedenfalls ist die Stimmung derart im Keller, dass es – diskret versteckt – intern einen Paukenschlag gab: Der Ehrenrat des CC, eigentlich nur dann aktiv, wenn es Querelen gibt, hatte sich bei der jüngsten Versammlung Anfang März angeboten, den Streit zu schlichten. Aber das war von oben genanntem Quartett abgelehnt worden. Es gebe nichts zu beruhigen. Das sah der Ehrenrat aus Frank Pagalies, Kurt Fenn und Manfred Henkel anders – und warf unter Protest die Brocken hin. Ein bisher noch nie dagewesener Vorgang.
In mehreren Schreiben und Nachrichten wurde meine „House of Cards im Düsseldorfer Karneval“ überschriebene erste Darstellung bestätigt. Als Beispiel zitiere ich aus dem Brief eines Karnevalisten: „Für Ihren Bericht House of Cards im Düsseldorfer Karneval muss ich Ihnen auf das Herzlichste danken. Sie scheinen der Einzige zu sein, der offen das Ränkespiel von Herrn Kleinehr und die Verknüpfung seiner Künstleragentur mit seinen karnevalistischen Geschäften/Vorstandstätigkeiten anspricht. Die heute allgemein gültigen Compliance-Regeln scheinen für seine Person nicht zu gelten. Er mauschelt im Hintergrund und dominiert die Gewährung von Künstleraufträgen/Künstlerhonoraren und nutzt seine Vormachtstellung gegenüber den Vereinen.“
Weiter heißt es in dem Brief: „In Köln wäre so etwas undenkbar. Sämtliche geschäftliche Verbindungen von Vorstandsmitgliedern mit karnevalistischen Events müssen vorgelegt werden. Ebenso untersagt der Ehrenkodex des Festkomitees, dass der Präsident des Festkomitees gleichzeitig Präsident eines Vereins/einer Gesellschaft sein darf. In der Vergangenheit haben namhafte Kölner Präsidenten immer ihr vorangehendes Mandat in einem Verein zurückgegeben, wenn die Wahl zum Präsidenten des Festkomitees anstand. Aber leider wird in Düsseldorf nun von Anhängern des S. Kleinehr eine Satzungsänderung angestrebt, um das Vorstandskonstrukt von Kleinehr durchzusetzen. Damit kann er im Amt bleiben, natürlich nur in der zweiten Reihe und so seine heimliche Macht und sein Ränkespiel weiter ausüben.“
So geht es weiter
Spätestens am 15. April wird sich entscheiden, wie es weitergeht. Für diesen Tag hat der noch amtierende Vorstand zur außerordentlichen Jahreshauptversammlung ins Maxhaus eingeladen. Hauptpunkt der Tagesordnung: Neuwahl des Vorstands. Vorher jedoch will man die Satzungsänderung zur Abstimmung bringen. Geht die Änderung nicht durch, kann Hörning nicht antreten.
Und einen neuen Ehrenrat wird man auch wählen.
