Gastro-Tipp: Rigatoni & Riesling – alte Möbel, frische Pasta

Auf dem Böhler-Gelände an der Stadtgrenze Büderich wächst die Zahl der Restaurants. Michael Kuchenbecker, Ex Chef des Les Halles am Güterbahnhof, hat ein neues eröffnet. Den Riesling nahm er wegen der Alliteration in den Namen.
Veröffentlicht am 4. April 2023
Restaurant Rigatoni & Riesling
Das Restaurant Rigatoni & Riesling auf dem Böhler-Gelände. Dort ist eine kleine, bunte Community entstanden aus Gastronomie und Kultur. Foto: Andreas Endermann

Der Stil
Schnörkellos. So wie damals im legendären Loft auf dem früheren Bahngelände in Pempelfort gibt es auch im Rigatoni & Riesling keinen Schnickschnack, keine Eleganz – nirgends. Wozu auch. Entscheidend ist nicht das Design das Tischs, sondern das, was darauf serviert wird. Das hat schon damals die Gäste meist zufrieden gemacht, und es scheint auch am neuen Standort zu funktionieren.

In einem flachen Nebengebäude des früheren Böhler-Stahlwerks, womöglich einst Werkstatt oder Lager, wird jetzt vor allem das aufgetischt, was die Deutschen an Italien so lieben: Pasta. Die Kulisse: blanker Fußboden, dunkle Holzdecken, ein paar Hochtische, sichtlich in Jahre gekommenes Mobiliar. Angeblich hat Chef Michael Kuchenbecker das aus seinem früheren Laden mitgebracht. Neu ist es auf keinen Fall, aber es passt zum Rest der Optik. Die von der Decke hängenden großen Leuchten im Fabrikstil sehen prima dazu aus, insgesamt schafft man eine Wohlfühlatmosphäre im Vintage-Stil.

Die Karte
Hängt an der Wand. Zwei oder drei Vorspeisen, ein knappes Dutzend verschiedener Pastasorten, ein bisschen Dolce für hinterher – mehr ist nicht zu haben. Und das reicht auch völlig. Bei meinem Besuch gab es weder Fleisch noch Fisch, und das scheint das Konzept zu sein. Für die Küche macht es das einfacher, für den Wareneinkauf sowieso. Die Nudeln in jeder Form kommen aus der Manufaktur „Pasta fresca“, mit der man kooperiert. Und wer einmal frisch gemachte Nudeln gekostet hat, weiß, wie sie die Kollegen aus der Packung um Längen hinter sich lassen.

Angenehm, aber haptisch anspruchsvoll: Die Linguini kommen in der südlich der Alpen üblichen Maximallänge. Daher ist es ratsam, höchsten zwei oder drei auf die Gabel zu nehmen und dann aufzudrehen. Weil sonst ein zu dickes Knäuel entsteht, das nicht unfallfrei in den Mund zu schieben ist.

Das Essen
Solides Handwerk. Der Salat aus Mango, Trauben und Walnüssen mit einem dicken Klecks Burrata war – fürs Auge – schön arrangiert und bekam seine besondere Note durch ein pikant-süßes Dressing. Die perfekte Vorspeise, auch als Hauptgericht geeignet.

Freunde der Ravioli werden von diesen gefüllten Teigtaschen angetan sein: Drinnen gab es eine Ricotta-Masse kombiniert mit Roter Bete, was eine appetitliche dunkelrote Farbe, aber auch süßliche Note verursachte. Letzteres ist nicht meins, aber die Machart gefällt mir. Linguini mit Kalbsbolognese ist ein Klassiker, bei dem man vieles falsch machen kann. Hier war das Ergebnis, wie es sein soll, und zeigte, dass diese Sauce auch gut ist, ohne in passierten Tomaten zu schwimmen.

Die Preise
Zeitgemäß. Angesichts des Volumens der Portionen glaube ich, dass man wenige Wochen nach der Eröffnung noch in der Phase ist, in der man sich herantastet an das, was ökonomisch zwingend ist und von den Gästen akzeptiert wird. Für die Linguini haben wir 18,90 Euro bezahlt, die Ravioli kosteten 16,90 und der Salat mit Burrata 11,90 Euro.

Fazit
Ausprobieren. Fans des alten Les Halles werden ein Déjà-vu-Erlebnis haben und sich wohlfühlen, weil es eng und wuselig zugeht. Die Distanz zum Nachbartisch ist durchweg knapp, das muss man mögen. Aber am Handwerk der Crew in der Küche ist nichts auszusetzen. Die Verkehrsanbindung ist übrigens perfekt. Am Eingang des Böhler-Geländes liegt die Straßenbahnhaltestelle Lörick, auf dem Gelände gibt es reichlich Parkplätze.

Adresse und Öffnungszeiten

Adresse: Rigatoni & Riesling auf dem Areal Böhler. Hansaallee 321, Telefon 0211 76999990, E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten: Montag, und Dienstag 10 bis 15 Uhr (bei Messen auch abends geöffnet), Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 bis 24 Uhr (die Küche ist dabei von 10 bis 15 und von 17.30 bis 21.30 Uhr geöffnet), Samstag 10 bis 24 Uhr, Sonntag nur bei Messen geöffnet


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