Bier statt Baas: Ex-Karnevals-Chef bald Influencer für Warsteiner

An der Spitze der Karnevalisten wurde er in Düsseldorf bekannt: Hans-Jürgen Tüllmann war von 2015 bis 2024 Geschäftsführer des hiesigen Carnevals-Comitee (CC). Bei der Auswahl der Prinzen und Venetien entschied er mit, organisierte deren Kürung, verhandelte mit dem WDR für die Übertragung des Rosenmontagszuges und war für die Finanzen des Dachverbands zuständig. Kurz: Er war der operative Chef des Düsseldorfer Karnevals. Das klingt nicht nur unlustig, sondern ist es auch.
Im vergangenen Jahr entschlossen sich die organisierten Pappnasen, ihn nicht weiter zu beschäftigen. Die Details zu dieser Scheidung der gar nicht humorvollen Art sind nie bekannt geworden. Nur so viel: Man schied nicht gerade in Frieden. Ab da war klar, dass der umtriebige gelernte Kaufmann eine neue Aufgabe sucht. Längst im Ruhestand des bürgerlichen Jobs (bei einer IT-Leasing-Firma) hielt er sich dafür geeignet, neuer Baas der Düsseldorfer Jonges zu werden. Die Aufgabe war vakant, nachdem Amtsinhaber Wolfgang Rolshoven verkündet hatte, nicht mehr weitermachen zu wollen. Also trat Tüllmann an, machte emsig Wahlkampf an den Tischen des Vereins – und unterlag gegen den Ur-Jong Reinhold Hahlhege.
Das hat ihn einerseits gefrustet, andererseits aber auch die Erkenntnis verstärkt, dass die Kombination Düsseldorfer Jonges und Hans-Jürgen Tüllmann womöglich nicht der Beginn einer großen Liebe gewesen wäre. Einige, die ihn kennen, haben ihn zur Niederlage beglückwünscht. Ihr Fazit: „Da wärst Du nach den Karnevalisten vom Regen in die Traufe gekommen.“ Ihnen war klar, dass der gern präsente Tüllmann in den komplexen Gefügen eines Heimatvereins womöglich angeeckt wäre. Dass die Jonges ihn mangels Stallgeruch nicht wählten, war kein Wunder: Den hat er nämlich nicht. Sich nicht einzubringen, aber dann direkt an die Spitze zu wollen kam nicht gut an.
Markenbotschafter
Nun folgt etwas ganz Neues: Ab dem 1. September wird Tüllmann Marken-Botschafter der Brauerei Warsteiner. Für Außenstehende mag diese Arbeitsplatzbeschreibung diffus klingen, aber Branchenkenner wissen, was es damit auf sich hat. Dieser Botschafter ist durchaus vergleichbar mit der gleichnamigen Tätigkeit im politischen Bereich. Er vertritt die Marke an allen möglichen Orten, wird gleichsam zu ihrem Gesicht in der Stadt und schafft vor allem eins: Bekanntheit und Kontakte. Verlangt sind Diskretion und Diplomatie, Empathie und Chuzpe, Kommunikationstalent und eine gewisse Kondition, wenn es abends dann auch schon mal länger wird. Tüllmann, den seine Freunde Tülli nennen, ist nicht zuletzt wegen seiner Wurzeln im närrischen Brauchtum fröhlichen Abenden nicht abgeneigt und erfüllt auch sonst einige dieser Anforderungen. Die anderen wird er sich aneignen müssen.
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