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Als das Eis nach Düsseldorf kam

Vor rund 130 Jahren wanderten die ersten Italiener mit ihren Rezepten an den Rhein aus, einige ihrer Nachfahren sind geblieben. Eine Professorin hat die Erfolgsgeschichte von Da Forno, Palatini & Co. erforscht.

Veröffentlicht am 24. August 2023
Eismacher in Düsseldorf
Die Familie Coldai in ihrem Eiscafé an der Friedrichstraße in den 1960er Jahren. Foto: privat

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich in Deutschland so einiges getan. Vier Staatsformen sind gescheitert. 25 neue Staatsoberhäupter kamen ins Amt. In all den Wirren der deutschen Geschichte hat sich nur weniges erhalten. Italienische Eismacher und ihr Eis sind eine dieser Ausnahmen – zumindest im Westen Deutschlands. Ihr Leben dort konnten selbst zwei Weltkriege nicht nachhaltig erschüttern.

Wann genau in Düsseldorf das erste italienische Eis verkauft wurde, das kann Margit Schulte Beerbühl, Professorin an der Heinrich-Heine-Universität, heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Sie kann nur schätzen, dass es spätestens in den 1890er-Jahren gewesen sein muss. Ansonsten weiß sie so ziemlich alles zur Düsseldorfer Geschichte der kalten Nascherei. Wo es das traditionsreichste Eis gibt? Im seit 1912 bestehenden Eiscafé Da Forno in Pempelfort. „Schmeckt bis heute“, sagt Schulte Beerbühl. Wie der Begriff der Eisdiele entstand? Weil die italienischen Familien in den 1910er-Jahren begannen, ihr Eis aus dem eigenen Wohnungsfenster zu verkaufen. Die vorher genutzten Eiskarren mit der klassischen „Gefrorenes“-Aufschrift waren da gerade wegen der zu hohen Salmonellen-Gefahr verboten worden. 

Schulte Beerbühl forscht seit acht Jahren zu dem Thema. Erst ging es nur um die Vorbereitung einer Ausstellung zu italienischen Eismachern am Niederrhein, die 2017 nach längerer Vorbereitung in Neuss stattfand. Dann hatte sie Freude daran gefunden. Das Wissen, das sie in dieser Zeit angehäuft hat, teilte sie zum Abschluss eines besonderen Sommerprogramms der Universität Düsseldorf mit. Dort hatten zuvor vor allem Naturwissenschaftler ihre Forschungsergebnisse zum „Eis“ präsentiert.

Die Historikerin hat sich theoretisch mit alldem auseinandergesetzt. Diejenigen, die es Tag für Tag praktisch tun, sind aktuell nur schwer zu erreichen. Es ist Sommer, Hochsaison der Eisproduktion. Eine Mail, ein paar Anrufe – irgendwann meldet sich Roberto Palatini zurück. Palatini, 63, ist naturgemäß viel zu jung, um die Anfänge des Eismachens in Düsseldorf erlebt zu haben. Und doch gibt es wohl kaum jemanden in dieser Stadt, der so viel über die lokale Eisgeschichte zu erzählen hat. 1955 eröffneten sein Vater Giuseppe und sein Onkel Serafino an der Graf-Adolf-Straße/Ecke Königsallee ihr erstes Eiscafé. Heute leitet Palatini das gleichnamige Familienunternehmen. „Das ist sofort wie eine Rakete eingeschlagen, es gab ja wenig Möglichkeiten“, sagt er über die Anfänge seiner Vorfahren.

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