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Guten Morgen ,
aus meinem Studium der Volkswirtschaft habe ich zum Glück fast alles vergessen, ausgenommen zwei Dinge. Einmal schrieb ich eine einstündige Klausur in Ökonometrie, also mathematischer Wirtschaftstheorie. Nach 60 Minuten gab ich ein leeres Blatt ab. So sehr ich auch grübelte, ich hatte bis zum Schluss nicht mal die Fragen verstanden. Das andere ist die Gauß'sche Glockenkurve.
Carl-Friedrich Gauß (1777-1855) war ein genialer Mathematiker. Seine berühmteste Erkenntnis, die Glockenkurve, sieht, wie der Name schon sagt, wie eine Glocke aus. Links ein kurzes flaches Stück, dann folgt ein steiler Anstieg bis zum Höhepunkt. Danach fällt die Kurve im selben Maße wieder ab und mündet in ein kurzes flaches Stück. Eine symmetrische Kurve, die, mathematisch gesprochen, über die „Normalverteilung” Auskunft gibt. Umgangssprachlich: Das Meiste im Leben gruppiert sich eng um einen Mittelwert herum. So unterscheidet sich zum Beispiel die Größe der meisten Menschen nur um, sagen wir, zehn oder 20 Zentimeter. Nur ganz wenige sind kleinwüchsig, und nur ganz wenige 2,20 Meter groß. Noch knackiger auf den Punkt gebracht: Das Meiste im Leben ist Durchschnitt.
Und damit bin ich bei Markus Wildhagen, Experte in der TV-Sendung „Bares für Rares”, die eigentlich immer läuft, egal, zu welcher Uhrzeit man den Fernseher anstellt. Wildhagen, 59, ist Düsseldorfer und führt ein Antiquitätengeschäft an der Friedenstraße; ich lernte ihn bei der abendlichen Premiere des jüngsten Stücks in Roncalli's Apollo Varieté kennen, unter der Rheinkniebrücke. Ich fragte Wildhagen, ob es ein Objekt gebe, das in seiner Sammlung fehle und für das er spontan um die Welt fliegen würde. Er erwiderte, in seinem Laden befänden sich an die 30.000 Objekte; es sei schwierig, ihn mit etwas, das er noch nicht kenne, zu überraschen. Im nächsten Atemzug holte er zur großen Kulturkritik aus, beklagte das fehlende Qualitätsbewusstsein vieler Menschen sowie die Großbaustellen in Düsseldorf, bei denen es nicht vorangehe (Friedrichstraße!). Er resümierte: „Wir versinken in der Mittelmäßigkeit.”
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