Mittwoch, 13. August 2025
 

+ Wie ich den Provinztakt verlernt habe + Was im FDP-Wahlprogramm steht + Fortunas Chaosstart in die neue Saison +

 
  
Guten Morgen ,

ich habe meine Herkunft immer als Vorteil verstanden. Zum ersten Mal fiel mir das bewusst im Politikstudium auf. Viele meiner Kommiliton:innen schauten damals ein wenig ratlos auf das Leben außerhalb der Großstadt und die Meinungen der Menschen da draußen. Ich hingegen kannte sie überdeutlich von den Dorfsportplätzen, die ich in dieser Zeit noch jedes Wochenende anfuhr. Ich fühlte mich immer irgendwo dazwischen. In meiner Heimat galt ich als Bewohner eines 30.000-Einwohner-Ortes ohnehin als Städter, in NRW war ich hingegen der Typ aus der Provinz.

Mittlerweile denke ich, dass ich die Provinz verlernt habe. Zum ersten Mal ist mir das beim Einkaufen aufgefallen. An dem Supermarkt, in dem ich mich bei Heimatbesuchen mit Essen eindecke, liegt das nicht. Der gehört zu einer großen Kette und ist in der Filiale sogar besonders gut ausgestattet. Woher das Störgefühl kam, habe ich daher erst nicht ganz verstanden. Seit ich es bemerkt habe, werde ich es allerdings nicht mehr los. Mein Problem ist: Ich habe es verlernt, langsam zu sein.

Ich habe mich nie als sonderlich gestresst oder gehetzt verstanden. Aber wer in der Großstadt lebt, bereitet sich innerlich darauf vor, alles, was er tun möchte, mit einer gewissen Geschwindigkeit zu erledigen. Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, geht es darum, schnell noch in die Bahn zu kommen, sich schnell den letzten Platz im Restaurant zu sichern, schnell an der Kasse zu bezahlen. In meinem Kopf hat sich über die Jahre ein Grundgefühl eingestellt, in welchem Rhythmus banale Alltagsdinge wie ein Supermarkteinkauf ablaufen sollten. Wenn ich nach Rheinland-Pfalz fahre, ist alles eine Achtel langsamer und ich gerate aus dem Takt.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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