Donnerstag, 07. August 2025
 

+ Erbarmen mit den Fußballvätern + Idee für die A 59: Bauen, ohne zu stauen + Eine Platte für Timo +

 
  
Guten Morgen ,

nur noch wenige Wochen, dann geht sie wieder los. Endlich. Nein, ich rede nicht von der Fußballbundesliga oder der Champions League. Beides Quark, verglichen mit der Bezirksliga, in der unser fast 17-jähriger Junge Fußball spielt – die weltweit einzige Liga von Relevanz. In der vergangenen Spielzeit schoss er im ersten Saisonspiel – er ist Mittelstürmer – nacheinander sechs Tore. Das hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich immer noch kurz davor bin, in meinem Lebenslauf festzuhalten: „August 2024: Sohn schießt lupenreinen Doppelhattrick.”

Keine Chance, drumherumzureden: Ich bin das, was man einen Fußballvater nennt. Schlimm, ich weiß. Statistiken zufolge genießen Versicherungsvertreter:innen und Werber:innen das geringste Ansehen (falls das Wort „Genießen” überhaupt angebracht ist – seltsame Redensart). Danach folgen, meine Einschätzung, die Fußballväter. Also Heinis wie ich. Lungern am Spielfeldrand herum, krakelen mit rotem Kopf und wissen alles besser. Manche von uns reden sich ein, es sei viel anstrengender, beim Spiel der Jungs zuzuschauen, anstatt selbst auf dem Platz zu stehen, weil man als Zaungast halt so ohnmächtig ist. Doch das ist Quatsch, wie ich soeben in den Ferien in Portugal erleben durfte. Dort sah ich mich eines Abends auf einem Hartplatz mit Meerblick der Situation ausgesetzt, gegen eine Horde jugendlicher Portugiesen ein Match zu spielen. An dem Abend sah ich genauso alt aus, wie ich bin, wenn nicht noch älter. Immerhin war unser Junge in meiner Mannschaft und hat die anderen, wie er es nennt, „rutschen geschickt”. 

Seit er im Verein Fußball spielt, versuche ich das Gefühl zu ergründen, das ich habe, wenn ich ihn spielen sehe. Nein, mit Vaterstolz hat es nichts zu tun. Stolz ist ein Gefühl, das ich nicht kenne – ich weiß nicht, wie sich Stolz anfühlt. Eher ist es eine Art von Stellvertreterglück. Die Freude, ihm bei etwas zuzuschauen, was ihm so viel Freude macht wie nichts anderes. Die Termine seiner Ligaspiele sind mir heilig, im Prinzip baue ich mein Leben um seine Spieltage herum. Das Herumbrüllen von Anweisungen (Mehr Tempo! Bewegen! Früher abspielen!) habe ich mir inzwischen abgewöhnt. Die Jungs haben spöttische Blicke drauf, die dich killen können, schließlich verstehen sie tausendmal mehr von Fußball als wir armseligen Väter, die aber immerhin diese tollen Autoschlüssel besitzen und für bequeme An- und Abreisen sorgen.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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