|
|
Guten Morgen ,
kürzlich war ich bei einer Charity-Gala im „The Wellem”, einem Luxushotel im Andreas-Quartier, dem „Wohnzimmer Düsseldorfs”. (Ein schlimmer, fast schon zynischer Name, denn kaum jemand kommt in das Wohnzimmer rein, nur Leute mit richtig viel Kohle). Die Gala war ebenfalls schlimm, im Sinne von schlimm langweilig.
Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht, doch dann lernte ich im Foyer die Schauspielerin Vanelynn Gorek kennen. Vanelynn ist Anfang 30, verdankt den Vornamen ihrer Mutter, die ein Fan von Vanessa Paradis und Marilyn Monroe war, singt in einer Metal-Band und erzählte mir, wie sie in der Schauspielschule eine Zeile aus dem Werk des Dichters Hermann Hesse tanzen musste. Solche Gespräche liebe ich. Irgendwann gab mir Vanelynn ihre Visitenkarte und sagte: „Hast du auch eine?”
Visitenkarten! Obwohl ich so alt bin, dass ich Vanelynns Vater sein könnte, wusste ich nicht, dass es so etwas überhaupt noch gibt. Ich dachte, sie seien mindestens ausgestorben wie der Kassettenrekorder. Selbstverständlich hatte ich früher welche. Tolle sogar, im Prägedruck hergestellt, falls das jemandem etwas sagt. Seit ein paar Jahren laufe ich ohne herum, im festen Glauben, dass, wenn es unumgänglich ist, Kontaktdaten auszutauschen, man die iPhones aneinanderhält, zusieht, wie diese tolle optische Welle über das Display rollt – wenn ich sie sehe, meine ich jedes Mal, dass die Handys von einer Welle des wohligen Erschauerns durchzuckt werden –, und zack, Daten geteilt.
|
|
|
|