Mittwoch, 11. Juni 2025
 
+ Wie Düsseldorfer Schüler:innen unter Antisemitismus leiden + Wenn das Wiener Schnitzel zum Luxus wird + Neue Konzertreihe an der Ratinger Straße +
 
  
Guten Morgen ,

ich kann mich noch sehr gut an mein Treffen mit Michael Anger erinnern. Um den Schulleiter des Jüdischen Gymnasiums in Düsseldorf in seinem dortigen Büro zu besuchen, musste ich schon im Vorfeld meine Ausweisdaten der Polizei übermitteln und vor Ort in einer Sicherheitsschleuse warten. Der Alltag in Rath war auch mehr als ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel noch sehr von den Folgen des 7. Oktober 2023 geprägt. Erst jetzt traute sich die Schule wieder an erste Exkursionen mit den Kindern, vom vorherigen interkulturellen Austausch war nicht mehr viel übriggeblieben.

Daran musste ich denken, als ich nun den Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Nordrhein-Westfalen las. Anger schrieb im Vorwort darüber, wie froh sie in Düsseldorf sein können, dass die Jüdische Gemeinde ihr eigenes Gymnasium hat. „Aber was ist mit jüdischen Schülerinnen und Schülern in anderen Städten und auf anderen Schulen? Oftmals verneinen diese Familien ihre Jüdischkeit, um nicht zum Ziel antisemitischer Übergriffe zu werden.“

In ihrem Rückzugsort entgingen die rund 300 Schüler:innen in Düsseldorf durch Nicht-Kontakt mit der Außenwelt Vorfällen, wie sie auch in unserer Stadt im vergangenen Jahr zum Alltag gehörten. Die entsprechenden Beispiele hat RIAS zur Genüge dokumentiert. Sie reichen von antisemitischen Parolen bei Uni-Protestcamps und Demonstrationen, direkten Beschimpfungen bis hin zu einem AfD-Aufkleber mit der Aufschrift „Jammer mir nichts vor, ich habe richtig gewählt“. Ein solcher klebt auf der Gedenkstele am ehemaligen Güterbahnhof in Derendorf, von dem einst Jüdinnen und Juden aus ganz Nordrhein-Westfalen deportiert wurden. Landesweit ist die Zahl der Vorfälle 2024 um mehr als 40 Prozent gestiegen.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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