Donnerstag, 05. Juni 2025
 
+ Der Reiz des Normalen + Der Purpose, der in die Emotionalität geht + Unfreundlich führen +
 
  
Guten Morgen ,

vor ein paar Tagen lief auf Arte ein Film aus dem Jahre 2012: „Lösegeld”, eine Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte, Thriller und Drama. Man kann den Film keinem Genre zuordnen, was ja oft ein gutes Zeichen ist. Fest steht, dass er in Düsseldorf spielt und mir nicht aus dem Kopf will. Warum das so ist, darüber habe ich eine Weile nachgedacht.

In Erinnerung geblieben ist er mir nicht etwa deswegen, weil der Plot so irre gut ist. Das Mann-Frau-Verhältnis, das er in Szene setzt, ist in einer Weise klischeehaft, dass ich anfangs dachte, der Film sei aus den 1980er Jahren. Die weibliche Hauptfigur (Ulrike C. Tscharre) ist Ex-Hure und Chefin einer Escortagentur. Die männliche Hauptfigur (Mišel Matičević) ist geschiedener Hauptkommissar und verliebt sich in sie. Das führt zu Problemen, denn die Frau ist in einen Entführungsfall verwickelt. SIE hat lange glatte Haare und sinnliche Lippen und ist immer todschick gekleidet. ER hat ein smartes Gesicht, eine Tipptopp-Figur und trägt immer eine schwarze Lederjacke zu alten Jeans. Die Schöne und der loneley wolf.  

Es gibt mehrere Gründe, den für drei Preise nominierten Film – einmal Grimmepreis, zweimal Deutscher Fernsehpreis – ärgerlich zu finden. Der Hauptkommissar und sein Kollege (gespielt von Simon Licht) reden derartig mackerhaft über Frauen („XY knallt meine Alte”), dass die Dialoge in der Post-MeToo-Zeit nicht mehr drehbuchfähig wären. Auch begreife ich nicht, warum der Film wieder und wieder (und immer wieder die gleichen) Sexszenen braucht. In diesem Punkt halte ich es mit dem Schriftsteller Martin Walser, der im wirklichen Leben dem Vernehmen nach nichts anbrennen ließ, in der Literatur jedoch von Sexbeschreibungen nichts hielt mit dem Argument, er wisse nicht, was sie beweisen sollten.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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