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Guten Morgen ,
als die Toten Hosen vor ein paar Wochen im Apollo-Varieté den Staatspreis des Landes NRW erhielten, jubelte eine Bekannte von mir mit Blick auf die früheren Preisträger, darunter eine Menge seriöser Herrschaften, von Angela Merkel bis Jürgen Habermas: „Endlich mal was Frisches.” Ich: „What? Frisch?! Campino ist 62!”
Ich weiß natürlich, Campino ist eine Klasse für sich. Viele 40-Jährige dürften davon träumen, so sein zu können wie Campino mit 62. Der Mann kann es sich leisten, das Oberhemd weit offen zu tragen, damit sein Brusttattoo zu sehen ist, also der Ansatz davon, und auch seine Figur macht immer noch einen erstklassigen Eindruck. Dennoch ist das Adjektiv frisch zur Kennzeichnung eines Vertreters der Generation 60 plus nicht gerade dasjenige, das einem als Erstes einfällt. Es sei denn, man ist 100, da kommen einem selbst 80-Jährige wie Jungspunde vor.
Die Sache mit dem Älterwerden und Frischsein – oder Nichtmehrsoganzfrischsein – beschäftigt dieser Tage auch P., einen ehemaligen Zeitungskollegen von mir. Wir hatten uns mindestens 20 Jahre nicht gesehen, als wir uns bei besagter Preisverleihung zufällig wiedertrafen. P. sah noch so aus, wie ich ihn Erinnerung hatte: super. Groß gewachsen, schlank, volle Haare, dezent und elegant ergraut. Sein dunkler Anzug war perfekt geschnitten und stand ihm mindestens so gut wie Campino das nahezu bis zum Bauchnabel aufgeknöpfte schwarze Oberhemd. P. und ich fielen uns um den Hals wie Überlebende (was wir ja auch waren) und stellten fest, beide Vater eines 16-jährigen Jungen zu sein, der größer als 1,90 ist und gesegnet mit einem Faible für Fake-Designer-Klamotten und Asi-Rap. Darüber hinaus laufen unsere beiden körperbewussten Jungs bevorzugt mit bloßem Oberkörper durch die Wohnung, ob es Sommer oder Winter ist, völlig egal. Auch am Esstisch sitzen sie gerne oben ohne. „Machst du das etwa nicht?”, fragte ich P. Er: „Nein. Du?”
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