Mittwoch, 06. November 2024
 
+ Gastprofessur im Hochsicherheitstrakt + Lösung für die Schadowstraße in Sicht + Neues Football-Festival für Düsseldorf +
 
  
Guten Morgen ,

wer etwas über die Aktualität der diesjährigen Heinrich-Heine-Gastprofessur wissen wollte, musste sich nur die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gebäude 23.01 der Düsseldorfer Universität ansehen. Niemand ohne Anmeldung kam auch nur durch die Eingangstür, niemand ungescannt in den Hörsaal. Wer wie ich in der vergangenen Woche die Auftaktvorlesung Charlotte Knoblochs besuchen wollte, konnte an eigener Haut erfahren, wie sich jüdischer Alltag im Deutschland des Jahres 2024 anfühlt.

Charlotte Knobloch ist eine der bekanntesten jüdischen Stimmen des Landes. Sie war Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. 2012 schrieb sie gemeinsam mit Rafael Seligmann ihre Biografie „In Deutschland angekommen“. So lautete auch der Name ihrer Düsseldorfer Auftaktvorlesung – allerdings versehen mit einem Fragezeichen. Denn sicher ist sich Knobloch in dieser Frage heute nicht mehr.

„Ich stehe vor Ihnen als stolze Deutsche“ hatte Knobloch 2021 bei ihrer Rede im Deutschen Bundestag gesagt. Drei Jahre später bekennt die 92-Jährige „eine Ahnung, eine Angst“, wie sie es nennt, dass sie diesen Satz so nicht mehr wiederholen würde. Als Holocaustüberlebende, als junge Jüdin, die nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich das Land der Täter, so dachten sie damals, nur so schnell wie möglich verlassen wollte, war der Weg zum Nationalstolz weit und bemerkenswert. Und umso nachdenklicher sollte es machen, wenn sich acht Jahrzehnte nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder Fragezeichen hinter diesen Weg stellen.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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