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Guten Morgen ,
ich war dieses Jahr so viel wie nie zuvor in meinem Leben in Italien – nämlich zwei Mal, insgesamt bestimmt zwei Wochen. Und wie das so ist bei Journalisten, bilde ich mir nun ein, etwas über das Land zu wissen und daraus meine eigenen Wahrheiten abzuleiten. Mir ist da nämlich etwas aufgefallen, was mich Deutschland und gerade Düsseldorf mehr schätzen lässt. Ja, Italien ist toll – das Essen, die Landschaft, die Kultur. Nicht ohne Grund ist es das zweitliebste Urlaubsland der Deutschen. Aber es ist, seien Sie bereit für unfaire Vereinfachung, furchtbar eintönig.
Da wären zunächst die Orte. Für sich genommen sind sie wunderschön. Antike Kulturstätten, Renaissance-Gebäude, kleine Gassen. Es gibt winzige Dörfer in der Toskana, in denen mehr schöne Häuser stehen als in ganzen Landkreisen Nordrhein-Westfalens. Doch nachdem ich fünf von ihnen gesehen hatte, wusste ich schon nicht mehr, welcher Marktplatz wo war. Rathaus, Kirche, Kirche, Kirche, Osteria, Café.
Es folgte das Essen. Einmal abgesehen davon, dass Italien auch 2024 noch in manchen Ecken für Vegetarier sehr herausfordernd ist, ist der Tisch im Restaurant ein freiheitsfeindlicher Ort. Alles folgt einer klaren Struktur. Es gibt Gerichte, die mittags gegessen werden dürfen, und Gerichte, die abends gegessen werden dürfen. Es ist eine sich wiederholende Abfolge aus „Primi“, „Secondi“ und „Dolci“. Wer sich dazu den falschen Wein bestellt oder das falsche Nudelgericht mit Käse bestreut, outet sich als Kulturfeind. Denn Kultur ist hier ohnehin rein italienisch definiert. Selbst als ich im Frühjahr den hippen Freundeskreis einer alten Freundin in Rom besuchte, war es für die völlig unvorstellbar, eine andere Küche als die italienische auszuprobieren.
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