Montag, 28. Oktober 2024
 
+ Freiheit für das Schlechte + Einbrechen leider leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht + Streitkulturwochen im November +
 
  
Guten Morgen ,

unter allen meinen Bekanntschaften ist diejenige, die mich mit T. verbindet, die seltsamste. Wir kennen uns seit 25 Jahren. Irgendwie mögen wir uns. Und irgendwie könnten wir uns jedes Mal, wenn wir uns sehen, an die Gurgel gehen. Darum vergeht zwischen unseren Treffen in der Regel viel Zeit. Ein Jahr mindestens. Einmal waren es sieben Jahre.
 
Jetzt war die Regenerationszeit wieder um, und ich saß mit T., die in der Nähe des Carlsplatzes wohnt, in einer schönen, großen, hellen Wohnung, die noch dazu bezahlbar ist, weil T. schon lange darin wohnt und einen alten Mietvertrag hat, in einem Brauhaus. Ein Restaurant wäre mir lieber gewesen, doch als wir unschlüssig auf der Straße standen, murmelte sie: „Mir reicht ein Snack. Wie, du weißt nicht, wo wir hinsollen? Mir ist kalt.” So gehen sie los, unsere Gespräche. Im Grunde bin ich von Anfang an im Deeskalationsmodus. Regelmäßig frage ich mich, wieso wir uns überhaupt treffen, und weiß keine Antwort. Es gibt solche rätselhaften Bekanntschaften.
 
Als wir im Brauhaus sitzen, an einem leicht zugigen Platz, und T. auf mich so empathisch wie ein Eiswürfel wirkt, begehe ich den Fehler, über etwas zu sprechen, das mich im Grunde nicht interessiert. Passiert mir leider oft mit T.; ich suche nach einem unverfänglichen Thema, das sie nicht auf die Palme bringt, und bringe mich selbst auf die Palme, weil das Thema so langweilig ist. Diesmal erzähle ich von einem Job vor langer Zeit, der mich genervt hat. Sie springt darauf an und redet über ihre Anstellung, die sie nervt, seit sie sie hat, und das sind mittlerweile sechs Jahre.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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