Mittwoch, 16. Oktober 2024
 
+ Warum selbst Musikjournalismus nicht mehr als Alltagsflucht taugt + Shopping: Loretto- überholt Ackerstraße + Brötchenrettung in Flingern +
 
  
Guten Morgen ,

ich bin kein ausgewiesener Musikjournalist, aber interessiert genug, um hin und wieder von Konzerten zu berichten. Ich empfinde das dann mehr als Hobby denn als Teil meines Berufs. Live-Musik ansehen und darüber einen Text schreiben ist für mich eine Art Grenzbereich zwischen Freizeit und Arbeit. Tiefer in den Musikjournalismus tauche ich jedes Jahr nur für eine Woche ein. Dann, wenn der Eurovision Song Contest (ESC) stattfindet, für den ich seit meiner Kindheit einen großen Enthusiasmus hege. Verstehen Sie nicht? Keine Sorge, versteht auch niemand in meinem Umfeld.

Für mich war diese ESC-Woche immer ein guter Ausgleich zu den sonst eher ernsten Themen, mit denen ich mich im Rest des Jahres oft beschäftige. Rocker, Rechtsextremisten, zwielichtige Gestalten aller Art. Neben dem Fußball war der ESC meine Alltagsflucht, in der die ganz großen Konflikte der Gesellschaft allenfalls eine Nebenrolle spielten – auch wenn das nach jeder Punktevergabe viele Zuschauer anders sahen. Im Endeffekt ging es doch meist um die Musik. Zumindest war das einmal so.

Ich bin es gewohnt, dass der ESC genauso wie der Fußball bis zu einem Grad politisch ist. Alles ist politisch. Aber in diesem Mai war ich erstmals froh, nicht vor Ort in Malmö zu sein. Die israelische Kandidatin wurde von großen Teilen der Fans so behandelt, als ob sie persönlich Massaker im Gaza-Streifen verübt hätte. Ihre Konkurrenten wurden aus diesen Kreisen dementsprechend weniger nach musikalischen als nach weltanschaulichen Gesichtspunkten (Gegnerschaft zu Israel) beurteilt. Die Stimmung im Pressebereich, die nach meiner Erfahrung immer sehr kollegial und offen war, soll in Malmö in Teilen bedrückt und feindselig gewesen sein.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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