Guten Morgen ,
hätte diese Einleitung eine Überschrift, so würde sie „Meine Algorithmen und ich“ lauten. Ein bisschen ist es mit diesen Dingern wie mit den Kalorien. Sie wissen schon, diese verborgen agierenden Fieslinge, die heimlich im Schrank hängende Klamotten enger machen. Auch die Algorithmen arbeiten im Dunkeln. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, aber dennoch sind sie da. Immer.
Anfangs glaubte ich – ahnungslos wie viele andere – noch an Zufälle, wenn mir Dinge angeboten wurden, die ich gerade wirklich gut brauchen konnte. Lange her. Damals hieß Twix noch Raider. Nach und nach musste, wollte, konnte, durfte ich mit wachsender Faszination lernen, was da wirklich abging. Seitdem finde ich das Wort Datenschutz nur noch kurios: Die Telefonnummer unterdrücken, aber jeden angebissenen Hamburger bei Instagram posten. Gläsern ist lächerlich untertrieben, um zu umschreiben, wie durchsichtig wir sind. Teilweise wissen die mehr über einen als man selbst. Und vor allem berechnen sie auf Grund vorhandener Daten, was man mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst will.
Inzwischen haben wir uns miteinander arrangiert, es gibt wie in jeder langen Beziehung einige liebgewordene, manchmal auch skurrile Gewohnheiten. Dass die kleinen Besserwisser aufgehört haben, mir junge Frauen mit einem Faible für reifere Herren oder Treppenlifte anzubieten, finde ich prima. Offenbar hat man meinen Beziehungsstatus richtig interpretiert und mit Hilfe meiner Bewegungs-App auf dem Handy erkannt, dass ein Mann selbst vorgerückten Alters die Treppe allein raufkommt. Nicht zuletzt, wenn er an vielen Tagen locker die erwünschten 10.000 Schritte schafft und sich ein neues Rad ohne E-Antrieb kauft.
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