Donnerstag, 06. Juni 2024
 
+ Der schöne Erfolg von "Zuhören.Draußen" + Düsseldorf sorgt sich um seinen berühmtesten Senfladen + Heute beginnt das neue Lovebird-Festival +  
 
  
Guten Morgen ,

im Herbst 2022 las ich, dass eine Initiative in Düsseldorf Bänke aufstellt, auf die sich Menschen setzen können, wenn sie etwas erzählen möchten und jemandem zum Zuhören brauchen. Richtig gute Idee, dachte ich, und leider auch eine richtig wichtige Idee in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen allein sind. Laut einer Studie der NRW-Staatskanzlei und der Uni Bochum fühlen sich mehr als 50 Prozent moderat und 17 Prozent sogar stark einsam. Was ich dann aber überhaupt nicht mitbekommen habe, ist, wie toll sich die Idee entwickelt hat. Aus den ersten beiden Bänken mit der Aufschrift „Setzen Sie sich gerne dazu“ sind zwölf geworden, die Initiative „Zuhören.Draußen“ bietet inzwischen 25 bis 30 Termine im Monat an (hier zu finden).

Initiatorin Christine von Fragstein hat mich in der Redaktion besucht und ausnahmsweise mehr geredet als zugehört. Rund 80 Ehrenamtliche sind inzwischen für die Initiative im Einsatz, hat sie mir erzählt, gut 90 Prozent sind Frauen. Sie nehmen sich ein- bis zweimal im Monat ein bis zwei Stunden Zeit. Wichtigste Voraussetzung dabei: Sie müssen neugierig, offen und tolerant sein, denn sie treffen auf Menschen mit ganz anderen Lebenswirklichkeiten.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer sprechen die Menschen nicht aktiv an, sondern lassen ihnen Raum. Wer wirklich Gesprächsbedarf hat, sucht Augenkontakt, beginnt mit Small Talk und setzt sich. Die Zuhörenden können Fragen stellen, um die andere Person besser zu verstehen, sollten sonst aber nicht viel sagen, sondern im Zweifel lieber Stille gut aushalten. Es gibt kein Zeit-Limit und die Erfahrung zeigt, dass die Gespräche umso intensiver werden, je länger sie dauern. Aber natürlich können die Zuhörer:innen auch tauschen, wenn eine oder einer gerade eine Auszeit braucht. Auch deshalb betreut nie jemand eine Bank allein.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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