Mittwoch, 05. Juni 2024
 
+ Warum Stephan Keller „L’amour toujours“ zu Recht nicht verbietet + Düsseldorfs Karneval besser verstehen: Wer mit wem und warum? + Erfolgreiche Mülldetektive +
 
  
Guten Morgen ,

das Sommerloch hat in diesem Jahr zwei Besonderheiten. Es kommt sehr früh und es hat mit dem so gar nicht Sommerloch-typischen Thema Rassismus zu tun. Dennoch läuft die Debatte nach dem altbekannten Muster. Irgendwo passiert etwas, alle Redaktionen greifen es auf und versuchen dann noch mit dem 100sten sinnlosen Dreh, daraus „Klicks zu generieren“, wie es im neuen Medienzeitalter heißt.

Die Rede ist von der Diskussion um „L’amour toujours“ , dem 25 Jahre alten Dance-Hit des italienischen DJs Gigi D’Agostino. Seit sich ein paar ebenso reiche wie dämliche junge Menschen auf Sylt dabei gefilmt haben, wie sie den Text in ausländerfeindliche Parolen umdichten, gab es kaum ein anderes mediales Thema mehr. Dabei wurde vergessen, dass diese Interpretation leider nicht neu ist – sondern schon zuvor durch die Festzelte der Republik wanderte.

Erst kam die (berechtigte) Empörung der Politik, jetzt ist die Debatte auf dem „Layla“-Niveau angekommen. Jeder Partyveranstalter und DJ muss sich rechtfertigen, ob der Song noch gespielt werden darf. Wohlgemerkt das Original, eine eher eindimensionale Liebeshymne der späten 1990er – nicht die rechte Umdichtung.

So begrüßenswert der Kampf gegen Alltagsrassismus in diesem Land ist, der Schauplatz ist der falsche. Schon vor zwei Jahren war es absurd, den sexistischen Malle-Hit „Layla“ überall einer Verbotsdiskussion zu unterziehen. Das gleiche nun mit „L’amour toujours“ zu veranstalten, hat noch eine ganz andere Kategorie. Wer ernsthaft Musik verbieten möchte, zu der irgendjemand dummes Zeug singt, der begibt sich auf einen abwegigen Pfad. Die Rechtsextremen dieses Landes werden sich mit viel Kreativität dafür bedanken.

Insofern muss an dieser Stelle Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller gelobt werden. Der musste sich nämlich auf Anfrage der "Rheinischen Post" nun auch dafür rechtfertigen, dass in Düsseldorf während der Fußball-Europameisterschaft weiter Gigi D’Agostinos Lied gespielt werden soll. Die Kollegen in Köln hatten dem für ihre Fanzonen ebenso wie die Veranstalter des Münchener Oktoberfests bereits eine Absage erteilt.  

„Ein Verbot von ‚L’amour toujours’ geht in die völlig falsche Richtung. Wir müssen uns ernsthaft damit auseinandersetzen, dass in unserem Land völlig ungeniert ausländerfeindliche Parolen skandiert werden“, sagte Keller. Wer eine Wiederholung der Gesänge aus Sylt fürchte, der müsse stattdessen einsehen, dass es noch viel zu tun gibt. „Das Verbot einer Hymne für die Liebe gehört jedoch nicht dazu.“

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Ihr Marc Latsch
 
 
Düsseldorfs Karneval ist oft schön, aber immer auch eine ernste Sache. Vor allem, wenn es um Verantwortung, also Arbeit und Aufwand geht. Aber auch um Einfluss. Manche sprechen gar von Macht. Als vor einigen Wochen ein neuer Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) zu wählen war, ging das nicht ohne Zwist im Hintergrund. Darüber hat mein Kollege Hans Onkelbach hier bei VierNull berichtet und wurde dafür heftig und persönlich angegangen.

Das hat einige Leute erstaunt, weil sie nicht wissen, wer da wie und warum reagiert. Hans stellt deshalb heute in unserer Geschichte des Tages einige der handelnden Personen vor, mit ihren Beziehungen und auch mit ihren Abhängigkeiten.

Die Wahl hat seinerzeit Lothar Hörning gewonnen, der dafür als Präsident der Garde Blau-Weiss zurücktreten musste. Kommenden Montag stehen die nächste Personalien an: Der bisherige Vize-Präsident Stefan Kleinehr will und soll wiedergewählt werden. Er spielte und spielt in der CC-Spitze eine zentrale Rolle. Außerdem endet die Amtszeit von CC-Geschäftsführer Hans Jürgen Tüllmann. Für ihn wird der Prinz der vorigen Session, Uwe Willer, nachrücken.
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Meine Empfehlung: Millenial Punk

In wohl keiner zweiten deutschen Musikszene wird so häufig und leidenschaftlich darüber diskutiert, ob das jetzt das wahre Original oder nur ein kommerzialisierter Abklatsch ist. Insofern hat sich eine Doku-Serie wie „Millennial Punk“ einfach angeboten. Vier Folgen lang sprechen alte und neue Punks über ihre Szene und welche Entwicklung sie in den vergangenen Jahrzehnten genommen hat. Und natürlich ist auch Düsseldorf mit den Broilers und den Toten Hosen bestens vertreten. Das unterhaltsame Ergebnis ist in der ARD-Mediathek zu finden.

Wer dann immer noch nicht genug von „Kommerz-Punk“ hat, der kann dabei zuhören, wie der eine Düsseldorfer (Koljah von der Antilopen Gang) gemeinsam mit Jan Müller und Thees Uhlmann im Reflektor-Podcast über die zwölf besten Songs der anderen Düsseldorfer (Die Toten Hosen) spricht.
 
Rückblick: Ein erfolgreiches Jahr für die Mülldetektive

Seit 2020 gibt es beim Düsseldorfer Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz ein eigenes Ermittlungsteam für illegale Abfallentsorgung. Mittlerweile sind elf dieser „Mülldetektive“ im Stadtgebiet unterwegs und dabei sehr erfolgreich. Allein im Jahr 2023 seien 2100 Fälle aufgedeckt und Verwarn- und Bußgelder in Höhe von 117.000 Euro (plus Entsorgungskosten) verhängt worden, teilt die Stadt mit. Dabei gehe es den Ermittlern auch um illegale Abfallsammler, die es auf ausschlachtbare Elektrogeräte aus dem Sperrmüll abgesehen haben.

Düsseldorfer können illegalen Müll über die Smartphone-App „Düsseldorf bleibt sauber“ direkt an die Stadtverwaltung melden. Alternativ ist das Servicetelefon Stadtsauberkeit montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr  unter 0211 8925050 oder per Mail an [email protected] erreichbar.
 
Libelle-Familiengeschichte: Das bisschen Haushalt

Bei Astrid Lindgren in Bullerbü ist alles ganz einfach, schreibt Libelle-Autorin Claudia Giesen: Die siebenjährige Lisa deckt freiwillig den Tisch, hilft beim Abwasch und geht für ihre Mutter einkaufen. In der Praxis ist es oft ein wenig komplizierter als im Kinderbuch. Nicht jedes Kind hilft gerne im Haushalt und häufig stellt sich Eltern die Frage, wie sinnvoll es ist, es dazu zu verpflichten. Claudia Giesen gibt Tipps, lässt eine Expertin zu Wort kommen und verschafft uns sogar einen Überblick über die Gesetzeslage. Der Text ist eine der Geschichten im Newsletter, den das Familienmagazin Libelle donnerstags verschickt, VierNull-Leser können ihn schon heute kennenlernen. 
Libelle-Geschichte lesen
 
P.S. Mit Doro Pesch ist es so eine Sache. Ihre Fans lieben sie, andere begegnen ihr mit einer gewissen Ablehnung. Wie auch immer man zu ihr steht, sie ist ein unbestritten wichtiger Teil der Düsseldorfer Metal-Geschichte, die mein Kollege Sebastian Brück im Januar nacherzählt hat. Am Montag ist Doro 60 Jahre alt geworden, die große Feier findet bald in ihrer alten Heimat statt. „Eine Woche später kommen meine treuesten Fans aus der ganzen Welt angeflogen – aus Amerika, England, Brasilien und so. Dann machen wir einen Zug durch die Düsseldorfer Altstadt“, kündigte sie bei der Deutschen Presse-Agentur an.
 
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