Guten Morgen ,
Oberbürgermeister
Stephan Keller hat sich mehrfach als hoch empfindlich gezeigt, wenn es um die Kommentierung des
Terrorangriffs gegen Israel und dem daraus entstandenen Krieg in
Gaza geht. Jede Äußerung, in der er eine
Täter-Opfer-Umkehr sieht oder in der die ermordeten israelischen Kinder, Frauen und Männer unerwähnt bleiben, die Kämpfe in Gaza aber ausschließlich Israel angelastet gelegt werden, sind für ihn nicht akzeptabel. Daher ist es
schwer vorstellbar, dass er den erst vor wenigen Wochen neu gewählten
Sprecher der Altstadtwirte, Walid El Sheikh, künftig als Gesprächspartner akzeptiert.
El Sheikh hat nämlich auf
Instagram ein Statement veröffentlicht, in dem er – völlig zu Recht – den Tod von Kindern im Gazastreifen bedauert. Er spricht dort jedoch auch von einem „
Genozid im Namen der Selbstverteidigung“, unterstellt Israel also Völkermord. Auch wenn diese Unterstellung falsch ist und die wahren Abläufe leugnet, darf er das sagen – unser Recht auf freie Meinungsäußerung deckt selbst solche Sprüche ab. Der
Skandal jedoch ist das, was er nicht sagt: Er erwähnt mit keinem Wort, von wem dieser erneute Krieg wann und vor allem wie ausgelöst worden ist: Von den islamistischen
Terroristen der Hamas, die am 7. Oktober in grenznahen Regionen Israels zu Gaza ein
Massaker anrichteten, das es in dieser Grausamkeit seit den Verbrechen der
Nazis in deutschen Konzentrationslagern nicht mehr gegeben hat. Über 200 Menschen jeden Alters wurden als
Geiseln verschleppt.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, für die Düsseldorfer FDP im Bundestag, hat daraufhin den
Rücktritt des Wirte-Sprechers gefordert: „Er
schadet dem Ansehen unserer liberalen und weltoffenen Landeshauptstadt Düsseldorf, die sich klar an die Seite Israels stellt.“ Damit sei er untragbar geworden. Stephan Keller kommentierte den Post so: „Wenn wir ‚nie wieder ist jetzt‘ wirklich ernst meinen, müssen wir
jüdisches Leben schützen. Überall und als Stadtgesellschaft hier bei uns in Düsseldorf. Wenn sich Jüdinnen und Juden bei uns nicht mehr sicher fühlen, haben
wir unsere Werte verwirkt. Wer Israel Genozid an den Palästinensern vorwirft, liegt nicht nur falsch, sondern betreibt eine völlig inakzeptable Täter-Opfer-Umkehr und
disqualifiziert sich so für den gemeinsamen Dialog für Frieden.“
El Sheikh hat inzwischen
reagiert und sich in einer Nachricht an Strack-Zimmermann gewandt. Darin erklärt er, wie sehr ihn ihre Rücktrittsforderung bewege und bietet ein
Gespräch an. Außerdem sagt er, dass er den Terrorakt der Hamas am 7. Oktober auf Israel natürlich
verurteile.
Seine Äußerung können für ihn so oder so auch
geschäftliche Folgen haben. Der Gastronom, der in Düsseldorf mehrere Lokale hat (Fett-Weinbar, Sir Walter) will demnächst in Oberkassel seine nächste Bar eröffnen. Dagegen gibt es
Widerstand in der Nachbarschaft, zuletzt wurden über 500 Unterschriften dagegen im Rathaus vorgelegt. Diesen Kritikern liefert El Sheikh, dessen Eltern aus dem
Libanon stammen, nun hoch willkommenen Rückenwind für ihre Absichten.
Sollte er sich darauf zurückziehen, als
Privatmann gesprochen zu haben, wird ihm das nicht helfen: Er war schon vor seiner Wahl an die Spitze der Altstadtwirte aufgrund seiner erfolgreichen Betriebe in einer
exponierten Position. Nun, als Vertreter
aller Gastronomen des Viertels, ist er das umso mehr und hat die Befindlichkeiten dieser Stadt mit einer der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands zu respektieren. Vermutlich tut er das, aber er hat die Sensibilität offenbar nicht erkannt.
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Ihr Hans Onkelbach