Guten Morgen Christian Herrendorf,
hier wird es vermutlich einige geben, denen die Facebook-Gruppe Nettwerk Düsseldorf („Hallo Nettis!“) bekannt ist. Dort wird alles Mögliche verbreitet, verkündet, abgefragt. Bisweilen gibt es Hinweise auf verlorene Handys oder zugelaufene Katzen, adoptierte Hunde oder demolierte Autos und kranke Hamster.
Besonders lebhaft wird es auf dieser Plattform, wenn das Thema Wohnen im weitesten Sinne aufploppt. Sucht jemand in Düsseldorf ein Haus oder eine Wohnung und nennt seine Preisvorstellung, so kann er sicher sein, ein paar wohlmeinende Kommentare oder Tipps zu bekommen, aber auch reichlich Häme – und zwar in dieser Tonlage: Na dann, viel Glück, Du kennst offenbar den hiesigen Markt nicht.
Bietet dagegen eine(r) eine Wohnung an und nennt die hier – meist übliche – Miete, passiert das Gegenteil: Viel zu hoch, Unverschämtheit, Gier, schamlos sind dann oft noch die harmloseren Kommentare. Offenbar glauben manche grundsätzlich, da mache sich jemand die Taschen voll und nutze das knappe Angebot aus, um sich zu bereichern. Von Nebenkosten (die der Vermieter nicht umlegen kann, sondern selbst zu tragen hat), Reparaturen, Rücklagen und anderen kostspieligen Dingen, die zu bezahlen sind, haben solche Menschen offenbar noch nie gehört. Dafür haben sie jedoch ein klares Weltbild: Hier die Vermieter (böse!), dort die Mieter (Opfer!), letztere stets der Willkür des Eigentümers mit dem Charakter eines Ebenezer Scrooge ausgesetzt. Dass es wohl kaum ein Land in der Welt gibt, das die Mieter derart umfassend schützt wie Deutschland, hat sich jedenfalls noch nicht überall herumgesprochen.
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