Guten Morgen ,
wer vorher nicht das
Zeitliche segnet, wird irgendwann 70. Eine Erfahrung, die ich vor einigen Wochen machen durfte. Und die ziemlich
unspektakulär war. So wie damals, als ich 40, 50 und 60 wurde. Also kann ich alle, die einen dieser Geburtstage demnächst vor sich haben und meinen, das sei von
geriatrischer Besonderheit, aus tiefer Erfahrung beruhigen. Es ist der Lauf der Dinge, eh nicht aufzuhalten und man fühlt sich nicht anders als ein paar Monate, Wochen oder Tage vorher auch. Also: entspannt Euch. Wer nicht alt werden möchte, muss früh
sterben – was will ja wohl keiner.
Überrschend war für mich allerdings ein Angebot des ADAC für 70-Jährige. Dieser Verein hat über Jahrzehnte stets mit
Vollgas die Interessen vertreten, die er für relevant bezogen auf alles hielt, was mit
Verbrennungsmotor unterwegs war. Das ist inzwischen deutlich
differenzierter geworden, wie ich bisweilen lese oder höre. Offen gesagt wusste ich zwar, dass ich da vor gefühlt 100 Jahren mal Mitglied geworden bin, aber außer den jährlichen Abbuchungen des Beitrags habe ich von denen wenig wahrgenommen. Zumal die club-eigene
Zeitschrift seit Jahren unlesbar geworden und nicht mehr als Printprodukt zugestellt worden, sondern irgendwo in den Tiefen der digitalen Welt
versackt ist. Jedenfalls nach meinem Eindruck. Kurz gesagt: Der ADAC spielte in meinem Leben keine Rolle mehr.
Das jedoch ändert sich nun. Aufgrund meines Alters habe ich nämlich erfahren, dass der Club mir einen
Auffrischungskurs in Sachen Verkehrsteilnahme anbietet. Ein Training, bei dem gecheckt wird, ob ich auch künftig in der Lage bin, mit einem Fahrzeug
sicher für mich und andere unterwegs zu sein. Mich kostet das nix, und ich muss lediglich einen Termin mit einem Anbieter vereinbaren, bei dem solche Tests stattfinden. Der ist in der Nähe, in Grevenbroich, und bei einer Anfrage hat man mich freundlich aufgeklärt, was ich zu tun habe, wenn ich teilnehmen möchte.
Und das möchte ich auf jeden Fall. Denn seitdem unser Kollege Christian Rothenberg hier vor ein paar Wochen über das Thema
Senioren am Steuer berichtet hat, will ich unbedingt mal erleben, wie mein Verhalten im Auto von einem neutralen Experten überprüft wird.
Denn ich meine seit einiger Zeit zu merken, wie mich bestimmte Situationen im täglichen Straßenverkehr
mehr stressen als früher. Im Dunkeln bei Regen, schmale Fahrspuren an Baustellen auf der Autobahn, tiefstehende Sonne, heikle Situationen mit nur Sekundenbruchteilen
Reaktionszeit – mir wird bewusst, dass ich das, anders als noch vor zehn oder 20 Jahren, nicht mehr so leicht wegstecke. Womöglich ist das nur eine
Einbildung, aber ich bin nicht 100-prozentig sicher – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich fahre viel mit dem Pkw, rund
30 000 Kilometer im Jahr, und wirklich brenzlige Situationen habe ich nie erlebt. Dennoch möchte ich auf keinen Fall mich, aber vor allem nicht andere gefährden. Dass ich das tue, glaube ich noch nicht. Nicht heute, nicht morgen, und auch nicht nächstes Jahr. Dennoch halte ich die Idee, ab 70 Frauen und Männern
regelmäßige Tests anzubieten, für vernünftig. Daher werde ich das Angebot des ADAC wahrnehmen und bin sehr gespannt darauf. Unser Fotograf Andreas Endermann (55) hat bereits fröhlich
grinsend zugesagt, dabei zu sein und Fotos zu machen. Ich freue mich drauf und werde natürlich darüber berichten.