Donnerstag, 24. August 2023
 
+ Freibäder schließen – ist der Sommer zu Ende? + Wie das Eis aus Italien nach Düsseldorf kam + Benders Marie wird zum Hotel +
 
  
Guten Morgen ,

Und? Schon Streusalz gebunkert? Den Schneeschieber aus dem Keller geholt? Temin für den Reifenwechsel von Sommer auf Winter vereinbart? 
Wieso? Weil der Sommer endet. Das jedenfalls habe ich einer Mitteilung entnommen, wonach in diesen Tagen in Düsseldorf die Freibäder schließen. Letzter Tag im Rheinbad ist der 27. August und in Benrath der 30., weil am 1. September dort das neue Hallenbad eröffnet. In Lörick und Flingern dauert die Saison noch bis zum 3. September. Damit ist der Sommer ja wohl vorbei. Oder? 
Tja, schwer zu sagen. Tatsache ist: Nach meteorologischer Zeitrechnung fängt der Sommer am 1. Juni an und endet am 31. August, in der Astronomie (kalendarisch) beginnt er am 21. Juni und endet am 21. September. In jedem Fall haben wir noch ein paar Tage. Aber die Betreiber der Düsseldorfer Bäder scheinen dem Wetter nicht zu trauen und schließen. 
In Wahrheit tun sie das, weil es sich schlicht nicht lohnt, noch eine Weile morgens zu öffnen und skeptisch auf den Himmel zu starren. In banger Erwartung, was da nun passiert: Wird’s nochmal warm genug, oder regnet es Bindfäden? Wirklich sicher kann man nie sein, auch nicht in Zeiten von Wetterradar und anderen Vorhersage-Instrumenten.
Also vorsichtshalber dicht machen. Und Geld sparen. Denn die Bäder weiter zu betreiben, wenn kaum noch Leute oder gar keiner mehr kommt, ist zu teuer. Energie kostet viel, und die wird in diesen öffentlichen Einrichtungen massig gebraucht. Fürs Aufwärmen des Wassers, für Umwälzanlagen und Filter. Hinzu kommt das Geld, das fürs Personal draufgeht. Das war neuerdings eh knapp, kaum noch einer mag mit Trillerpfeife am Beckenrand entlanggehen und darauf achten, dass keiner ertrinkt. Unschöne Szenen von prügelnden Leuten haben die Attraktivität dieser Jobs auch nicht gerade gesteigert. 
Alles in allem: Der Sommer ist noch nicht wirklich vorbei, aber sein Ende absehbar. Frühmorgens liegt schon herbstlicher Nebel über dem Rhein und den Wiesen, es riecht nach der Jahreszeit, in der man Äpfel erntet und andere Sachen, in der man aber auch oft einen Pullover braucht. 
Die Bilanz des Sommers ist eine kuriose: Es gab Hitzetage in nie gekannter Intensität, aber auch Regen in Massen. Beides zur Unzeit. Die Landwirte frohlockten und schimpften, je nachdem. Wer Mais und Zuckerrüben angebaut hatte, war zufrieden, bei Weizen und Hafer war es exakt das Gegenteil.
Im Grunde ein ganz normaler Sommer in unseren Breiten: Durchwachsen, könnte man sagen. Ändern können wir es eh nicht. 

Danke, dass Sie VierNull lesen
Ihr Hans Onkelbach
 
 
Laut Untersuchungen hat Düsseldorf die höchste Dichte von Eisdielen gemessen an der Einwohnerzahl in ganz Deutschland, berichtete neulich die "Rheinische Post". Vermutlich ein Zufall. Auf jeden Fall ist die Historie der Familien interessant, die vor Jahrzehnten aus Nord-Italien nach Deutschland kamen, viele von ihnen ins Rheinland und in unsere Stadt. Ein Wissenschaftlerin der Heinrich-Heine-Uni hat sich mit Da Forno, Palatini und Co. beschäftigt und die Biografien erforscht. Die Ergebnisse hat sie jetzt präsentiert, und in unserer heutigen Geschichte des Tages beschreibt Marc Latsch, was dabei herausgekommen ist. Er erzählt das auch am Beispiel der Familie Palatini, deren Eis-Cafés in Düsseldorf viele kannten und kennen. Auch sie zählen zu den Familien, die einst aus einem Tal nahe Cortina d’Ampezzo der Armut entflohen und in Deutschland eine neue Heimat fanden. 
Geschichte lesen
 
Ausblick: Kolumbarium am Südfriedhof  

Düsseldorf errichtet in der Kapelle am Südfriedhof ein Kolumbarium mit 330 Urnenkammern. Der Bauausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung  die vorläufigen Gesamtkosten des Projektes von rund 630.000 Euro genehmigt. Kolumbarien sind in Süd-Europa schon seit vielen Jahren übliche Begräbnisstätten, in denen Urnen in Fächern beigesetzt werden. In Deutschland sind sie meist in Gebäuden untergebracht, was den Besuch der Angehörigen bei schlechtem Wetter erleichtert. Außerdem empfinden viele Menschen sie als sicherer als offene Friedhöfe.
 
Ausblick II: Walid El Sheikh macht Benders Marie zum Hotel
 
Altstadtkönig möchte Walid El Sheikh nicht genannt werden. Obwohl er inzwischen ein halbes Dutzend Betriebe in dem Stadtteil betreibt – unter anderem das Fett und die Bar Sir Walter. Nun kommt eine neue Adresse hinzu, und ihr Name hat in Düsseldorf eine jahrzehntealte Tradition: Benders Marie an der Andreasstraße. Lange stand das Lokal leer, demnächst wird es wieder offen sein. Allerdings nicht als Kneipe, sondern als Hotel, denn das war es ursprünglich. Ein Makler, der den Übergang an El Sheikh regelte, hat jetzt den Abschluss des Geschäfts bestätigt. Walid selbst hatte es vor Wochen, als ich ihn interviewte, bereit angekündigt. Mein Bericht „Ein Philosoph frischt die Altstadt auf“ hat seinerzeit großes Interesse gefunden. Ein Eröffnungszeitpunkt steht allerdings noch nicht fest, dafür aber der neue Name: HôtelHôtel. 
 
Leser-Post(s)

In der Einleitung zum gestrigen Newsletter habe ich das rheinische Gesetz „Et hätt noch immer jot jejange" zitiert. Dazu schreibt ein Leser:

"Gratuliere zum heutigen “Leitartikel”! Besser kann man die bedenkliche Situation, in der wir leben, nicht beschreiben. Ich gehöre (als Bayer seit 35 Jahren in DÜ) ebenfalls zur “Glas-voll-Fraktion” und hoffe sehr, dass sich die Dinge bald zum Besseren neigen. Unser Sohn hat vor drei Jahren (mitten in der Corona-Zeit) unter größten Anstrengungen und mit viel Engagement ein Restaurant auf der Münsterstraße eröffnet (“Staudi’s”). Es zählt mittlerweile zu den Top-Adressen in der Stadt. Aber wenn jetzt die MwSt-Reduzierung wirklich zurückgenommen wird und die Personalsituation so unfassbar angespannt bleibt, wird er das Lokal wohl bald schließen und in Amsterdam oder ggf. Österreich neu beginnen. 
Ich bin Neu-Abonnement und kann ihnen und ihrem Team nur größten Respekt für ihre Arbeit zollen. Dieses Medium hat gefehlt in der Stadt. Ich bin schon ein engagierter Empfehler."

Eine Leserin kommentierte den Text so: 

"Mit der heutigen Einleitung haben Sie mir (rheinische Frohnatur) ganz schön die Laune verhagelt, andererseits genau meinen Eindruck und meine Ängste bestätigt. Und es wird noch schlimmer kommen, schreibt Ihnen eine Optimistin. 
Die jüngere Generation von Arbeitnehmer*innen werden zum Glück ab 25 Jahren vom Jobcenter gezielt individuell angesprochen, dass sie ab jetzt ihre Minijobs eintauschen sollen gegen beitragspflichtige. 
Eine junge Frau machte daraufhin geltend, dass sie nicht in der Lage sei, Vollzeit zu arbeiten. Und jetzt bitte festhalten, damit Sie nicht vom Sitz fallen. Der Grund weswegen Vollzeit nicht möglich ist: ihr Hund! Dies ermögliche ihr, nur für 20 Wochenstunden vermittelt zu werden. Schließlich geht es um Work-Life-Balance! Diese Frau hat mittlerweile zwei Ausbildungen abgebrochen, eine davon im Gesundheitswesen. Als jetzige Mitarbeiterin beim Pflegedienst im Bereich Hauswirtschaft war sie nicht bereit, für ihre Klientin Freitagmittag ein Brot einzukaufen, welches ihr Kollege versäumt hat. Folge: Diese Frau hatte eine Woche lang kein Brot im Haus.
Bitte nicht nachmachen liebe, verwöhnte junge Generation! So sieht die Zukunft aus – Quatsch, die Realität! Wünsche uns allen, dass immer alles jot wed. 
Entschuldigung für die nicht so positive, aber realistische Darstellung."

Genervt von Menschen Mit Rucksack, ohne Rücksicht hatte ich meine Eindrücke mal aufgeschrieben – und empörte einen Leser, der dies für ein Zeichen vorgerückten Alters hält. Er verwies auf den rücksichtsvollen Umgang der Japaner miteinander. Zu diesem Leserbrief kam der Kommentar eines anderen Lesers, der die Sache so sieht wie ich: 

"Eigentlich wollte ich gar nichts zum Rucksack-Artikel schreiben. Ich habe ihn nämlich nicht mal gelesen – so sehr sprachen mir schon Überschrift und Intro aus der Seele. Umso belustigter habe ich den Leserbrief zur Kenntnis genommen, an dessen Ende auf die friedliche Koexistenz der Nutzer im japanischen ÖPNV verwiesen wird. Denn die gibt es nur, weil neben einigen anderen Regeln in Bussen und Bahnen Rucksackträger aufgefordert sind, ihr Sperrgut abzunehmen oder nach vorne zu drehen. Ach ja. Schön, dass Ihr VierNull macht."

Zum Bericht über das b’mine-Hotel "Wo das Auto neben dem Bett parkt
schrieb uns ein Leser: 

"Besten Dank für den Artikel zum Hotel b'mine vor einigen Tagen. Ich kannte das Hotel bis dato nicht; und ich hatte auch nicht davon gehört bzw. gelesen. Meine Frau und ich haben den Artikel zum Anlass genommen, dort zu essen. Der Blick ist grandios. Das Essen und der Service liefern ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. 4-Gang-Menü mit Weinbegleitung für 93 Euro. Allerdings war es sehr, sehr leer. Beim Blick aus dem fantastischen Panoramafenster gen Nordwesten sahen wir das 25hours Hotel. Es gibt also eine direkte Blickverbindung zwischen dem „The Roof“  im b'mine und dem „The Paris Club“ im 25hours. Und darüber hinaus weitere Gemeinsamkeiten: Sehr gute Küche. Spektakuläre Blicke. Coole Bars. Tolle Verglasungen. Stylische Einrichtungen. Attraktive Außenterrassen.  
Vielleicht böte das ja einen Ansatz für eine kombinierte Reportage wie einst „Kepler-Eck“ vs. „Jae“, die Sie unter der Überschrift 
Nobelrestaurant und Eckkneipe: Eine Kreuzung, zwei Welten gebracht haben. Wobei das bei der unmittelbaren Nähe natürlich von den Gegensätzen lebte. Hier sind es eher die Gemeinsamkeiten." 
 
P.S. Es gehört der Rheinbahn, und die muss einen neuen Pächter finden für das Blumenhäuschen am Barbarossaplatz. Interessiert sind unter anderem Giuseppe Saitta, der Chef des Muggel und Walid El Sheikh. Aber man lässt sich Zeit, heißt es - noch keine Entscheidung. Unter Saitta und Muggel wollen ins Blumenhäuschen am Barbarossaplatz habe ich darüber berichtet.
 
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