Guten Morgen ,
reden wir mal über
Zahlen. Sie haben eindeutig Vorteile, weil sie
klar daherkommen. Zwei und zwei ist vier – so Sachen. Aber man kann sie auch
deuten. So wie die, die jetzt vom Infoportal
Abgeordnetenwatch veröffentlicht wurden. Es geht um
Anfragen an unsere
Bundestagsabgeordneten aus ihren Wahlkreisen zwischen
August 2022 und
Juli 2023, und ob sie sie beantwortet haben. Das ist zwar nur eine Auflistung von mehreren hundert Namen, aber sie zu lesen ist
keineswegs langweilig.
Auf dem Treppchen, also auf den ersten drei Plätzen, stehen zwei
FDP-Abgeordnete und ein
AfD-Mann aus Thüringen. Weit vor allen anderen befindet sich
Bundesjustizminister Marco Buschmann mit 706 Anfragen, die er alle beantwortet hat. Direkt dahinter seine Parteifreundin, die Düsseldorfer Abgeordnete
Marie-Agnes Strack-Zimmermann – 567 Fragen, auch sie ließ keine unbeantwortet. Den dritten Platz belegt der Thüringer AfD-Mandatsträger Stephan Brandner mit 378 Fragen und Antworten. Allzu streng geht das Portal übrigens nicht mit den Politikern um: Für die – eigentlich selbstverständliche –
100-prozentige Erfüllung gibt es das Prädikat „
hervorragend“. Wer knapp drunter liegt, ist immer noch „vorbildlich“, bei noch weniger Einsatz reicht es immer noch zu einem „engagiert“, und gnädig gibt es „
keine Auszeichnung“ für solche, die sehr wenig oder
nichts tun.
Das führt natürlich zu kuriosen Ergebnissen. Dem Düsseldorfer CDU-Abgeordneten
Thomas Jarzombek scheinen wenige zuzutrauen, Auskunft zu erteilen. Oder er vertritt die falschen Themen. Jedenfalls bekam er lediglich zwei Anfragen. Er ist allerdings nicht der einzige mit so wenig Zuspruch. Es gibt sogar welche, bei denen nur ein einziger Mensch etwas wissen wollte. Immerhin hat Jarzombek beide Fragen
beantwortet, was ihm das Fleißkärtchen „hervorragend“ einbrachte. Ähnlich ist es bei seinen anderen Düsseldorfern:
Sara Nanni (Grüne) hat 14 von 16 Anfragen beantwortet,
Zanda Martens vier von vier.
Andreas Rimkus (beide SPD) erhielt neun Mal Post, antwortete aber nur auf acht Fragen.
Dass Strack-Zimmermann so weit vor ihren Düsseldorfer Mitstreitern liegt, ist ihrem Job und ihrer Präsenz
auf vielen TV-Kanälen geschuldet. Als Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses ist Russlands Krieg derzeit ihr großes Thema, und sie vertritt die Ansicht, die
Ukraine auf jeden Fall und mit viel Nachdruck zu unterstützen. Daraus darf man schließen, dass ein erheblicher Teil der an sie gerichteten Botschaften
nicht voller Freundlichkeit ist. Natürlich greift sie nicht jedes Mal selbst in die Tastatur des Laptops, sondern lässt ihr
Team reagieren – freilich immer in Absprache mit ihr, sagt sie.
Absolute Schlusslichter sind übrigens die Top-Leute der Parteien: Finanzminister
Christian Lindner (FDP) wurde 1369 mal angemailt, beantwortete aber nur 641 Botschaften. AfD-Fraktions-Chefin
Alice Weidel ignorierte von 70 Anfragen 100 Prozent, Wirtschaftsminister
Robert Habeck (Grüne) beantwortete 314 von 849 Anfragen. Der sonst sehr kommunikative
Wolfgang Kubicki (FDP) ließ sich bei 145 Mails nur bei 23 zu einer Reaktion herab. Keinerlei Antworten gab es von Kanzler
Olaf Scholz (SPD, 383 Mails), Außenministerin
Annalena Baerbock (Grüne, 419) und Gesundheitsminister
Karl Lauterbach (SPD, 571). Auch
Friedrich Merz scheint keine Lust auf Post zu haben: Null Antworten bei 114 Fragen.