Guten Morgen ,
Robert Habeck, derzeit Wirtschaftsminister Deutschlands, live zu erleben, ist auf keinen Fall langweilig. Das war es nicht, als er 2019 in Düsseldorf war, noch weit weg von Bundesregierung und Vize-Kanzlerschaft, und das war es auch gestern nicht. Trat der Grüne grundlegend anders auf als damals? Nein, nicht wirklich. Er hat vielleicht ein paar graue Haare mehr, dennoch wirkte er so entspannt wie vor vier Jahren. Gestern Abend war er zum zweiten Mal Gast beim Ständehaus-Treff der "Rheinischen Post" – und das habe ich mitgenommen:
1. Der Mann ist ein Phänomen in Sprache und Auftritt.
2. Ich kenne nun den Begriff Irenik und habe gelernt, dass er das Gegenteil von Polemik ist.
Zu Punkt 1: Habeck spricht immer noch so, wie man ihn kennt. Ein bisschen versponnen, bisweilen fahrig, oft zögerlich. Während andere Politiker oft krampfhaft versuchen, möglichst klug und zugleich unverbindlich zu klingen, scheint er darauf keine Rücksicht zu nehmen. Mag sein, dass ihm das wirklich egal ist. Sollte es Masche sein, hat er sie perfekt drauf. Er zögert, beginnt Sätze neu, verhaspelt sich – und redet einfach weiter. Sein Blick sucht und findet sein Gegenüber. Ab und zu blitzt so etwas wie Humor und Schalk auf, aber meist guckt er bierernst, sogar leicht gequält, als fragte er sich „Was mach ich eigentlich hier gerade?“
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