Montag, 05. Juni 2023
 
+ Museen, die montags geöffnet haben + Düsseldorf hat eine Komische Oper + Frauenquote wird in Aufsichtsgremien meist nicht erreicht +
 
  
Guten Morgen ,

im Mai hatten wir zwei Mal das Glück, dass Feier- auf Montage fielen und deshalb viele Museen geöffnet waren. Heute kehrt nun die Normalität zurück – und mit ihr die leichten kulturellen Entzugserscheinungen. Da ich die Woche oder diesen Newsletter aber nicht mit Trübsal beginnen möchte, weise ich lieber auf zwei Ausstellungen hin, die man auch heute besuchen kann:

1. Virtuelle Kunst im Ehrenhof: Wenn wir unsere Tochter für mehr als zwei Stunden an die frische Luft kriegen und auch noch dazu, sich freudig mit Kunst zu beschäftigen, dann muss etwas Besonderes passiert sein. Diesen seltenen Moment hat die AR-Biennale des NRW-Forums möglich gemacht. „Hybrid Nature“ heißt die Ausstellung mit Werken, die man zunächst nicht sieht. Das gelingt erst, wenn an sich für 7,99 Euro die AR-Biennale-App aufs Smartphone oder Tablet lädt.

In der App sieht man dann eine Karte, auf der die Positionen von zehn Arbeiten zwischen Inselstraße und Rheingärtchen (neben der Rheinterrasse) eingezeichnet sind und die wie Google Maps funktioniert. Erreicht man einen der Punkte, sieht man dort ein Schild, das man mit der App scannen muss. Dann bewegt man Handy, Tablet und oder sich selbst ein bisschen nach links, rechts, vorne und hinten, bis man das Kunstwerk sieht: große Quallen, ausruhende Figuren, fantastische Pflanzen. Wer sich richtig hinstellt, kann sich als Teil der Arbeit fotografieren. Einige der virtuellen Installationen verändern sich oder reagieren auf die Besucher:innen. Die Quallen schwimmen zum Beispiel anderes, wenn man summt. So steht es jedenfalls in den Erläuterungen der App und so haben wir es uns mindestens erfolgreich vorgestellt.

Die Ausstellung hat neben der Kunst als solcher mehrere besondere Ebenen: Man setzt sich intensiver und länger mit den einzelnen Arbeiten auseinander. Die virtuellen Exponate führen zu physischen Erlebnissen. Und man beobachtet zunächst belustigt, dass andere scheinbar verrückt geworden sind und im Nichts etwas sehen, bevor man selbst Teil der Gruppe und der Erfahrung wird.

Wenn man die App einmal heruntergeladen hat, kann man sie bis zum Ende der Biennale am 29. Oktober nutzen – jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ein ergänzender Hinweis: Achten Sie darauf, dass der Akku voll ist. Sonst haben Sie noch gar nicht alles gesehen, wenn auf einmal der virtuelle Montag eintritt.

2. Fotografien auf den Tiefen des Meeres: Der Aquazoo ist jeden Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, deshalb kann man auch heute die Bilder der aktuellen Sonderausstellung sehen. Sie heißt „Giganten des Atlantiks“. Ein Expeditionsteam mit Apnoetauchern, also Menschen, die mit nur einem Atemzug so tief wie möglich gehen, hat an den Azoren Wale, Delfine, Haie und Rochen beobachtet. Da sie ohne Geräte unterwegs waren, kamen sie den Tieren besonders nah. Online-Tickets kann man hier buchen.

Einen guten Start in die Woche – und Danke, dass Sie VierNull lesen
Ihr Christian Herrendorf
 
 
Ich möchte mich bei Wolfgang Rolshoven für einen guten Tipp bedanken. Der Chef der Düsseldorfer Jonges hat mich in einer Unterhaltung gefragt, ob ich wüsste, dass es in Düsseldorf eine Komische Oper gibt. Er hatte dort einen Abend verbracht und war begeistert. Ich dachte, es liegt an mir, dass ich noch nie davon gehört hatte, eine Spontan-Umfrage in der Redaktion zeigte mir aber, dass ich nicht allein bin. Deshalb ist unser Neugier-Beauftragter Hans Onkelbach zur Ronsdorfer Straße gefahren und hat sich mit Elsa Garcia Tárraga getroffen, die in der Theaterkantine Komische Opern aufführt. Offenbar erleichtert sie die Werke und Inszenierungen genau um die Dinge, die meinem Kollegen bisweilen die Freude an Oper verderben. Er kam jedenfalls so begeistert zurück wie Wolfgang Rolshoven. Mindestens.
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Einblick: Frauenquote in Aufsichtsräten wird meist nicht erreicht  

Düsseldorfs Kämmerin Dorothée Schneider stellt heute im Haupt- und Finanzausschuss den so genannten Beteiligungsbericht für das Jahr 2020 vor (Livestream ab 15 Uhr hier). Darin sind die wesentlichen wirtschaftlichen Eckdaten aller Unternehmen enthalten, an denen die Stadt mit mindestens 20 Prozent beteiligt ist. Neben Vermögen und Schulden kann man dort auch sehen, wie hoch der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der Unternehmen ist. Das Ergebnis ist ziemlich bitter: Das Landesgleichstellungsgesetz schreibt vor, dass wesentliche Gremien (also Aufsichts- und Verwaltungsräte) einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent haben müssen. Diesen Wert haben laut Beteiligungsbericht nur 9 von 32 Unternehmen erreicht, an denen Düsseldorf beteiligt ist. Bei zwei Unternehmen liegt der Wert bei 50 Prozent und mehr. Die traurigsten Beispiele sind die ITK Rheinland (9,1 Prozent) und das Digihub (11,1 Prozent).
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung liegt meiner Meinung nach darin, dass Verstöße gegen das Gesetz keine ernsthaften Konsequenzen haben. Die Stadt ist zwar verpflichtet, die Zahlen „in geeigneter Weise“ öffentlich zu machen. Aber besonders viele Menschen werden die Blamage auf Seite 504 des Beteiligungsberichts wohl nicht wahrnehmen. Deshalb bräuchte es deutlichere Sanktionen – oder natürlich Parteien, die für die politischen Sitze in den Gremien mindestens 50 Prozent Frauen benennen.
 
Ausblick: Diese Woche startet Testbetrieb auf der Luegallee

Offiziell geht es am Freitag los, inoffiziell kann man aber schon jetzt wesentliche Elemente der neuen Luegallee erfahren: Der Radweg ist markiert, die Zahl der Fahrspuren für Autos auf eine geschrumpft. In den nächsten Tagen werden noch weitere Halte- und Ladezonen geschaffen, am Freitag dann Tempo 30 eingeführt. Und dann testet die Stadt über sechs Monate, ob diese neue Verteilung des öffentlichen Raums funktioniert und ob sich Düsseldorf seit der Beseitigung des Radwegs 1999 verändert hat. Mein Kollege Hans Onkelbach sagt Ja und nennt hier seine Argumente.
 
Meine Empfehlung: Vortrag zu Erfahrungen mit Wärmepumpe

Die Seniors for Future teilen am Mittwoch ganz viel praktische Erfahrung. „Ohne Vorurteile und Vorbehalte“ wollen sie sich mit der Wärmepumpe als alternativer Wärmequelle beschäftigen. Ein Mitglied der Gruppe hat im vergangenen Jahr seine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe getauscht. Nach Ende der ersten Heizperiode erzählt er, warum er sich für die Pumpe entschieden und nach welchen Kriterien er sie ausgewählt hat und wie der Winter gelaufen ist. Der Vortrag im Zentrum plus an der Siegstraße 2 in Unterbilk beginnt am Mittwoch um 14.30 Uhr.
 
Leserpost

Die American Footballer von Rhein Fire sind gestern mit einem selbstbewussten und intensiv gefeierten 33:9 gegen Frankfurt in die Saison gestartet. Ich hatte dazu vergangene Woche eine Geschichte über Trainer Jim Tomsula veröffentlicht. Carsten Jekel, Chef unserer Podcast-Produktionsfirma Castcrew und Leser von VierNull, hat mir daraufhin von folgendem Erlebnis mit Jim geschrieben:

„Einer der Rhine-Fire-Investoren ist ein Schützenkamerad von mir in der Hubertus-Kompanie in Büderich. Am Abend vor Beginn des alljährlichen Schützenfestes zu Pfingsten veranstalten wir gemeinsam mit unseren Familien einen Grillabend, um uns auf die kommenden Tage einzustimmen. So auch 2022, als wir das erste Schützenfest nach zwei coronabedingten Absagen feiern konnten. Daniel, der Investor, brachte vier Gäste mit zum Grillabend: Jim Tomsula, dessen Frau und Sohn sowie einen Neffen von Jim. Die vier erzählten, dass sie das Schützenfest neugierig machen würde. „There is really a genuine King? We must see this!“ 

Nach ein paar Getränken und Erzählungen darüber, was denn in den kommenden vier Tagen alles passieren würde, wurde die Neugier nicht geringer. Im Gegenteil. Spontan wurde die Idee geboren, Jims Sohn und Neffen am Pfingstsonntag beim Umzug und bei der Parade mitlaufen zu lassen. Irgendwo im Fundus fanden sich noch zwei Uniformen und Hüte und die beiden konnten stilecht ausgestattet werden – über die schwarzen Sneaker haben wir wohlwollend hinweggesehen.

Und so kam es, dass zwei US-Boys im vergangenen Jahr in den Reihen der Hubertus-Kompanie beim Büdericher Schützenfest mitmarschierten – etwas unbeholfen, aber mit breiter Brust und noch breiterem Grinsen im Gesicht. Am Straßenrand: Jim Tomsula, sein iPhone in die Höhe gereckt, um den Umzug live in die Heimat zu streamen. Abends trafen wir uns dann alle im Zelt, wo Jims Sohn seine ersten Kontakte mit Düsseldorfer Alt machte. Es wurde alles sehr lustig.

Dieses Jahr waren Jim, seine Frau und sein Sohn wieder im Zelt. Und wieder wurde es lustig. „This time it’s a Queen? We must see her!”
 
P.S. Die Stadt startet heute eine Online-Umfrage, wie die Düsseldorfer:innen den Stadtwald nutzen. Die Teilnahme dauert fünf, maximal zehn Minuten, die Daten werden anonym erhoben. Wer mitmachen möchte, findet hier Fragen: duesseldorf-umfrage.de/stadtwald.
 
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