Guten Morgen ,
es ist lange her, dass ich dieses Wort gelesen oder gar benutzt habe:
verzagt. Es ist wohl aus der Mode, zumal es mehrere Synonyme dafür gibt: mutlos, ängstlich, zauderlich, bang, risikoscheu.
Jetzt jedenfalls finde ich es passend, wenn ich beim Thema
Opern-Neubau das Denken einiger Politiker bei uns beschreiben soll. Zuerst gab es eine ziemlich eindeutige
Mehrheit für das Projekt, nun jedoch beginnt das
Zaudern und Zagen. Vor allem die Grünen, die kürzlich bei einer Mitgliederversammlung ein Votum gegen das Projekt gestimmt haben. Vor einigen Tagen hat der Vorstand ein Papier vorgelegt, das dazu rät, den Bau grundsätzlich zu bejahen, aber
nicht jetzt anzugehen. Nach dem Motto Schaun mer mal, dann sehen wir schon. Als ob in ein paar Jahren eine bessere Situation da wäre und man solche Rieseninvestitionen leichter schultern könnte. Als ziemlich lahmen
Kompromiss schlagen die Grünen vor, entgegen bisheriger Politik die alte Oper erneut zu sanieren, also nochmals Millionen in diesem maroden Altbau zu versenken. Unsere Analyse dazu können Sie
hier lesen.
Eine erstaunliche Idee, wirtschaftlich – zu Lasten der Steuerzahler – der pure Unsinn. Das wäre ungefähr so, als würde man einer 30 Jahre alten
Rostkarre ein neues Getriebe einbauen und teure Alufelgen aufziehen.
Noch kurioser ist: Die Geschichte
wiederholt sich, und das finde ich verblüffend. Weil es zeigt, dass nicht nur Menschen aus
Erfahrungen anderer nichts lernen (können), sondern auch ganze Gruppierungen. Denn es hat solche Diskussionen in Düsseldorf immer wieder gegeben, wenn wirklich
große Vorhaben anstanden. Die Älteren erinnern sich an das Entsetzen, als die Stadt Anfang der 1970er das aus allen Nähten platzende
Messegelände an der Fischerstraße (heute steht dort die Ergo-Versicherung) aufgeben und nach Stockum ziehen wollte. Nur dort, so wussten es die Messe-Leute, hatte man den Platz für die nötigen
Ausweitungen. Aber es mussten zig Millionen investiert werden. Ängstliche sahen bereits den
Untergang der städtischen Finanzen und hielten dagegen. Aber die Vernunft setzte sich durch – und in den Jahren danach wurde die Messe zur
Erfolgsgeschichte, brachte Geld in die Stadtkasse, in die Gastronomie und den Einzelhandel. Vom weltweiten
Renommee ganz zu schweigen.
Das Hickhack wiederholte sich mehrmals: U-Bahn-Bau, Wehrhahn-Linie, neues Stadion – immer dieselben Argumente: zu teuer. Wie sehr die Kritik daneben lag, zeigt der
Rheinufertunnel besonders deutlich. Um ein Haar wäre die Röhre an der Skepsis einiger gescheitert. Heute kann sich keiner mehr ein Rheinufer vorstellen, auf dem zwischen Völklinger Straße und Cecilienallee
vierspurig der Verkehr rollt.