Dienstag, 23. Mai 2023
 
+ Rheinbahn: Kund:innen verzweifelt gesucht + Saitta und Muggel wollen ins Ex-Blumenhäuschen + Düsseldorfer Literaturtage beginnen heute +
 
  
Guten Morgen ,

Klaus Klar hat das Gegenteil der Majestätsbeleidigung erfunden: die Mannschaftskränkung. Der Vorstandsvorsitzende der Rheinbahn beendet seine Vorträge vorzugweise mit viel Pathos und dem Hinweis darauf, wie stolz er darauf ist, was die Belegschaft gerade geleistet hat. Der Trick: Jede Kritik an der Rheinbahn bedeutet dann, dass man die Leistung der Mitarbeitenden nicht würdigt. Das scheint zu wirken, und so hat Klaus Klar mit seiner Methode inzwischen andere inspiriert, zum Beispiel den Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Hartnigk. Der zählt nicht automatisch zum engeren Favoritenkreis, wenn ein Arbeiterführer gesucht wird. Aber auch er beendete seine Rede bei der gestrigen Vorstellung des Unternehmensberichts mit dem Dank für den unermüdlichen Einsatz der Rheinbahnerinnen und Rheinbahner.

Ich muss es trotzdem schreiben: 2022 war kein gutes Jahr für die Rheinbahn. Sie hat kaum Abonnent:innen hinzugewonnen und liegt immer noch weit unter den Vor-Corona-Werten. Die Einnahmen blieben deshalb deutlich unter der geplanten Summe, der Krankenstand ging merklich nach oben. Und das Minus im Gesamtergebnis lag jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze.

Klaus Klar und andere Freunde des Pathos haben sich mit ihrer Erfindung womöglich selbst eine Falle gestellt. Wer anderen die Möglichkeit zur Kritik verbaut, behält auch für sich wenig Chancen, Ergebnis und Zustand in Frage zu stellen. Und so war gestern bei der Vorstellung des Unternehmensberichts wenig Demut und Wunsch nach Veränderung zu erkennen. Für alle schlechten Werte gab es eine einleuchtende Erklärung – Corona, Krieg, Inflation, 9-Euro-Ticket –, daraus schloss man offenbar, so weitermachen zu können wie bisher.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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