Mittwoch, 10. Mai 2023
 
+ Sylt und Düsseldorf haben etwas gemeinsam + Weil die Schule sie krank macht: Lehrerinnen und Lehrer geben auf + Pass abholen ohne Warten + 
 
  
Guten Morgen ,

sollte Düsseldorf demnächst mal wieder auf der Suche sein nach einer neuen Partnerkommune, schlage ich Sylt vor. Warum? Weil die Insel – neben Mallorca – nicht nur bei vielen hier als Feriendomizil sehr beliebt ist, sondern es auch einige Parallelen gibt. Man könnte voneinander lernen. Vor allem beim Bau bezahlbarer Wohnungen. Weil Sylt nämlich für Sylter kaum noch bezahlbar ist, will man dort nun auf eigenem Gelände preiswerte Wohnungen bauen, die Grundstücke also dem Zugriff von Spekulanten entziehen. Wäre womöglich ein Modell, das Düsseldorf sich anschauen könnte. Denn hier ist die Lage ähnlich. 
Weitere Gemeinsamkeiten? Der Egoismus mancher Menschen. In Sylt drückt er sich so aus: Deutschlands nördlichste Insel erlebt regelmäßig eine Flut – schöner Begriff in diesem Zusammenhang – von Wasserrohrbrüchen. Nein, das hängt nicht mit maroden Leitungen zusammen, sondern mit den Preisen für Ferienwohnungen oder -zimmern. Hat ein Vermieter, sagen wir: vor einem halben Jahr einen Vertrag mit einem Interessenten abgeschlossen, sieht aber nun, dass er aktuell deutlich mehr verlangen könnte, versucht er, aus der Vereinbarung rauszukommen. Wie macht er das? Er schickt einen Brief voller Bedauern, leider habe es einen Wasserschaden gegeben, die Räume seien nicht bewohnbar. Das kann vorkommen, aber wenn die Fälle sich häufen, ist das schon kurios. Sollten Sie also da oben gebucht und ein solches Schreiben bekommen haben, lohnt es sich womöglich, hartnäckig zu sein und Belege zu verlangen. Man verlässt sich nämlich auf die Gutgläubigkeit der Menschen, die darauf hereinfallen und nicht weiter nachfragen. 
Und wie ist das mit dem Egoismus in Düsseldorf? Hier wird er von Nimbys praktiziert. Falls Ihnen dieser Begriff neu ist: Er steht für die Abkürzung des englischen Satzes „Not in my backyard“ – nicht in meinem Hinterhof. 
Gemeint sind Menschen, die sich zwar die Nützlichkeit bestimmter Maßnahmen einsehen, aber nur dann, wenn die nicht in ihrem Umfeld umgesetzt werden müssen. In Düsseldorf findet man sie quer durch die Stadt, bei den Radwegen zum Beispiel. Die meisten finden sie nützlich. Es sei denn, sie entstehen in der eigenen Straße und es fallen Parkplätze weg. Dann nicht mehr. Ähnlich ist es bei neuen Straßen, Wohnungsbau, zuletzt in Gerresheim bei einem Plan, in der Nähe des Krankenhauses ein Gebäude für Pflegekräfte zu errichten. Da waren die Nimbys sofort auf der Zinne: Klar, Pflegekräfte brauchen wir alle. Aber müssen die ausgerechnet hier in meiner Nachbarschaft ausgebildet werden? Lieber nicht. 
Gehört habe ich schon häufiger von solchen Menschen, nun haben sie einen Namen: Nimbys. Der war mir neu. 

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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