Guten Morgen ,
aus den unergründlichen Tiefen des www wurde mir neulich neben einigen anderen dieser Aufkleber angeboten: „Das WC ist kein Tatort. Spuren dürfen beseitigt werden.“ Nicht schlecht, oder? Jedenfalls witziger als so manche im Zorn ausgedruckte und an die WC-Tür geklebte DinA4-Seite mit der Aufschrift „Bitte Klo-Bürste benutzen!“ oder ähnlichem Inhalt. Ich habe diese Zettel bereits in mehreren Büro-Toiletten gesehen und musste sie leider für berechtigt empfinden.
Womöglich sollte die Stadt Düsseldorf ein paar tausend dieser Tatort-Sticker kaufen. Denn sie hat exakt dieses Problem: das der nicht beseitigten Spuren an jenen Örtchen, die – bedauerlicherweise meist zu Unrecht – als still gelten und offenbar ebenso selten sauber sind.
Als die SPD im Rat jetzt eine zweite Reinigungstour pro Tag in Verantwortung und auf Kosten der Stadt forderte (und damit abblitzte), hat mich das nicht gewundert: Es liegt in den Genen der Genossen, den Staat für jeden Scheiß‘ in die Pflicht zu nehmen. Selbst wenn das offensichtlich nicht funktioniert. Was tun also? In manchen Schulen zahlen die Eltern für zusätzliches Putzen, worauf einige von denen sicher angepisst reagieren, obwohl es im Grunde gerecht ist. Schließlich haben die es versäumt, ihrem Nachwuchs nachhaltig beizubringen, wie man sich selbst dann benimmt, wenn keiner zuschaut. Klar, nicht alle sind schuld. Aber das ist Teil des Lebensrisikos in einer Solidargemeinschaft: Shit happens.
Wie es anders geht, zeigen Schulen in Japan. Dort wischen die Mädchen und Jungen selbst ihren Dreck weg. Begeistern dürfte sie das nicht, aber sie tun es, weil es halt die Regel und gemeinsame Pflicht ist. Vom pädagogischen Effekt, schon im eigenen Interesse mehr Rücksicht zu nehmen, ganz zu schweigen. In Deutschland ist sowas wohl undenkbar, da sind garantiert die Mütter und Väter vor, denen solche Arbeit unzumutbar für die Kids erscheint, die sie wohl behütet morgens bis vors Schultor helikoptert haben. Dass viele von denen wohl spätestens in der ersten Pause beim Müssen die Sau rauslassen, scheinen Mama und Papa sich nicht vorstellen zu können oder zu wollen. Ganz offensichtlich eine Fehleinschätzung. Was tun also?
Eine Lehrplanerweiterung wäre hilfreich. Beigebracht wird zwar (jedenfalls in Teilen, wie ich hoffe) Literatur und Algebra, Erdkunde und Geschichte, Chemie, Physik und Biologie. Aber es hapert oft an handfesten Fakten fürs tägliche Leben: die Widrigkeiten der Steuerpflicht zum Beispiel, wie und warum schließe ich eine Haftpflichtversicherung/einen Mietvertrag ab, der Umgang mit Medien, vernünftige Ernährung, wie formuliere/adressiere ich einen Brief, egal, ob per E-Mail oder auf Papier. Und das große Thema Hygiene. Dabei wäre Hauswirtschaft, an der Praxis orientiert, eine feine Sache. Unterrichtsmaterialien sind Schrubber, Gummihandschuhe und ein Eimer nebst Meister Proper. Spätestens in der ersten eigenen Wohnung spielt all das nämlich eine Rolle. Auch das Putzen, inklusive Klo.
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