Freitag, 03. März 2023
 
+ Gruseln mit Dr. Mabuse im Filmmuseum + Warum das Ibach-Haus an der Schadowstraße für Düsseldorf so wichtig war + Rheinbahn-Streik geht heute weiter +
 
  
Guten Morgen ,

vor 100 Jahren schuf der weltberühmte deutsche Regisseur Fritz Lang zwei Stummfilme, die bis heute als Klassiker der Filmkunst gelten: „Dr. Mabuse, der Spieler 1 und 2". Weitere Filme mit dieser Hauptfigur – wie zum Beispiel „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ – folgten bis in die 1950er Jahre. 
Ein paar davon habe ich als kleiner Junge im Fernsehen gesehen. Das muss in den 1960er Jahren gewesen sein, und ich habe sie nicht vergessen. Denn noch nie in meinem damals sehr jungen Leben hatte ich mich derart gegruselt. Dass die Figur dieses genialen Superverbrechers ursprünglich mal eher sozialkritisch angelegt war, wusste ich natürlich nicht. Für mich war Mabuse nur beängstigend – mit unfassbaren Fähigkeiten, per Hypnose sogar aus der Ferne dazu in der Lage, Menschen in den Tod zu zwingen. Gänsehaut pur, damals. Die Bilder habe ich noch vor Augen. 
Das Filmmuseum an der Schulstraße zeigt morgen und am Sonntag zwei der Fritz-Lang-Filme um Dr. Mabuse. Ob ich sie mir ansehe, weiß ich noch nicht. Ich zögere nicht deshalb, weil ich Angst habe – wie damals – danach schlecht schlafen zu können. Sondern weil ich fürchte, einer weiteren Illusion beraubt zu werden. So wie bei den Karl-May- und den Edgar-Wallace-Filmen aus den 1960er Jahren. Viele werden sich erinnern: Die Abenteuer um Winnetou (gespielt von Pierre Brice) Old Shatterhand (Lex Barker) und Sam Hawkins (Ralf Wolter). Oder bei den Krimis Joachim Fuchsberger (als heldenhafter Scotland-Yard-Inspektor) und Klaus Kinski (wie immer irgendein Irrer). 
Damals war das für mich tief berührend: Als Winnetous Schwester Nscho-tschi, gemeuchelt vom bösen Santer (Darsteller Mario Adorf wurde dafür in Deutschland über Jahre geschmäht) erschossen wird, habe ich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten können. Was mir später beim Tod des edlen Roten (so nannte Karl May seinen Helden Winnetou) nicht mehr gelang. Edgar Wallace‘ „Der Mönch mit der Peitsche“ fand ich nervenzerfetzend. 
Leider hielt sich das nicht. Als ich diese Filme sehr viel später erneut sah, war es mir im Nachhinein peinlich, sie jemals gut gefunden zu haben. Was da rund um die Blutbrüder Winnetou und Old Shatterhand zu sehen war, ist aus heutiger Sicht unfassbar schlecht. In einer Saloon-Szene im „Der Schatz im Silbersee“ gibt es zum Beispiel einen Nebendarsteller mit Baseball-Kappe und deutscher Kassenbrille der 1960er. Getoppt vom filmischen Machwerk zu den Edgar-Wallace-Romanen: Warum zieht ein Mönch in roter (!) Kutte herum und mordet mit einer Peitsche? Und ein als Frosch Verkleideter mit einer Harpune? Wo es doch anders viel einfacher wäre. Gemälde mit beweglichen Augen waren auch sehr beliebt. Londoner Straßenszenen wurden miserabel reinkopiert, Schlösser lagen immer im Nebel, und das schreiende Käuzchen im Off muss am Ende heiser gewesen sein. 

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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